Growth Hacking: Alter Wein in neuen Schläuchen

Rasantes Wachstum tut nicht jedem Unternehmen gut – Gastkommentar von 123Consulting-Gründer Harald Grabner.

Bei Growth Hacking geht es um die Frage, wie die Zahl der Kunden für ein Produkt gesteigert werden kann. Es geht nur um das rasante Unternehmenswachstum, andere Aspekte bleiben außen vor. Alles dreht sich nur um die Frage, wie schnell sich das Wachstum steigern lässt.

Die Überlegung, ob das so beworbene Produkt überhaupt einen Nutzen hat bzw. ob es dafür Nachfrage gibt, geht dabei ebenso unter wie der Fokus auf das Produkt selbst oder die Überlegung, wer eigentlich die Kernzielgruppe sei und welche Bedürfnisse diese hat. Außerdem ist unendliches, schnelles Wachstum nicht unbedingt zielführend und auch nicht immer im Interesse eines Unternehmens.

"Etwas testen gehört zum Marketing-Einmaleins"

Dazu komme der Aspekt der Automatisierung: Gutes Marketing kann man nicht automatisieren. Gutes Marketing muss auf das Produkt und die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt sein. Hacks und Abkürzungen mögen kreativ sein, aber mit einer gut durchdachten Marketingstrategie haben sie nichts zu tun, egal, wie oft Growth Hacker betonen, dass man als Marketer um Growth Hacking nicht herumkommt. Zudem erfindet Growth Hacking das Rad nicht neu. Dass man zum Beispiel testet, was funktioniert und was nicht – das ist keine Innovation. Das gehört zum Marketing-Einmaleins.

Im Grunde ist Growth Hacking eine stark reduzierte Form von traditionellem und digitalem Marketing, wird aber als große Neuerung angepriesen, die praktisch jeder anwenden kann. Es gibt Webinare zum Thema, die im Vorfeld damit werben, dass man mit Growth Hacking schnelle Erfolge erzielen kann. Das Kundenerlebnis wird zwar angesprochen, ist aber sekundär. Primär geht es immer um rasches Wachstum, um schnelle Erfolge und letztlich auch ums schnelle Geld. Langfristige Effekte werden gar nicht berücksichtigt. Man könnte auch sagen: Growth Hacking ist alter Wein in neuen Schläuchen.

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