Brexit-Osterhase lässt Naschkatzen zittern

Der EU-Austritt Englands könnte sich nachhaltig auf den Inhalt heimischer Osternester auswirken.

Dank der Europäischen Union sammelt auch der Osterhase seit Jahren seine Süßigkeiten international: da liegen, je nach Geschmack des Suchenden, gern auch mal Cadbury-Schokolade, Fudge, Weingummi oder Shortbread im Osternest. Angesichts des nahenden Brexit drängt sich mit dem bald anstehenden Besuch des Osterhasen bei Eierjägern und Wirtschaft gleichermaßen die Frage auf: Wie lange noch? Händler in Österreich und Deutschland rüsten sich bereits mit Vorratscontainern.

Händler sorgen mit "Brexit-Puffern" und Containervorräten vor

Für Stefan Heinrich, der den Onlineshop greatbritishfood.de betreibt, ist derzeit unklar, wie schnell er nach dem Brexit noch seine Waren von der Insel beziehen kann – und zu welchem Preis. Darum hat der Deutsche vorgesorgt, und das im großen Stil: er hat sich auf seinem Hof im ostwestfälischen Lübbecke gleich vier Stahlcontainer errichtet, in denen er haltbare britische Lebensmittel, darunter auch viele Süßigkeiten, auf Vorrat lagert. Für die Container hat er sich eigens eine Genehmigung der Stadt eingeholt, die derartige Stahlbauten im Außenbereich normalerweise auch nicht gern genehmigt, wie Heinrich erklärt – "Aber ich hatte ein gutes Argument: den Brexit", so der Online-Händler.

Heinrichs "Brexit-Puffer" besteht unter anderem aus britischem Shortbread, Chips mit Salz und Essig. Ein kluger Schachzug, denn Großbritannien ist nach Frankreich der zweitgrößte Exportmarkt für die Süßwarenindustrie unserer deutschen Nachbarn, und auch Österreich bezieht und exportiert nicht zu kleinen Teilen Süßes aus dem und in das Vereinigte(n) Königreich. Die möglichen Auswirkungen des Brexit auf Händler wie beispielsweise Bobby's Foodstore in Wien, der seit 20 Jahren Lebensmittel aus Großbritannien, Irland und den USA importiert und zwei Shops in der Hauptstadt betreibt, sind bis dato noch unklar.

Schoko-LKWs und Zuckerpreis

Aufgrund der ungewissen Lage kann es aber gut sein, dass die Schokoladen-LKW aus dem DACH-Raum so lange am Zoll im Stau stehen, dass die Ware wiederum die britischen Supermarktegale nicht rechtzeitig erreicht. Weiters könnte es sein, dass neue Verpackungen in Auftrag gegeben werden müssen, etwa weil ein Aufdruck "Made in EU" Pflicht wird. Aber auch hier ist der Status Quo: "nix ist fix".

Gar nicht süß für die Wirtschaft im DACH-Raum gestalten könnte sich in der Folge des Brexit auch die Causa Weltmarktzucker: im Falle eines raschen Brexit, vor allem ohne Aufschubgewähr, wie es nun im Raum steht, droht der Umkehrschluss des Süßigkeiten-Mangels. So könnten britische Süßigkeiten den heimischen Markt zu Kampfpreisen fluten, denn nach einem Austritt aus der EU wären britische Produzenten sich auf dem Weltmarkt Zucker zu weitaus günstigeren Preisen kaufen als ihre Konkurrenten aus der Europäischen Union. All dies sind zu diesem Zeitpunkt jedoch reine Spekulationen, seitens der Handelsverbände und der großen Lebensmittelkonzerne zeigt man sich bis dato unaufgeregt und sieht Panikmache unbegründet. "Bisher sind keinerlei Engpässe absehbar", kommentiert etwa die Rewe Group , die etwa Schokoladeprodukte der britischen Marke Cadbury sowie Weingummis im Sortiment hat.

Not so "very british" after all: Produktionsstätten in DE, PL und Co.

Ein weiterer Faktor, die beunruhigte Händler, Wirtschaft – und den Osterhasen – beruhigen dürfte, ist die Tatsache, dass viele beliebte britische Produkte längst nicht mehr im Vereinigten Königreich produziert werden. Ein Großteil der bei uns als "typisch britisch" bekannten Süßwaren werden unter anderem in den Niederlanden, Polen, Deutschland, Spanien oder Irland produziert. Ebenso ist es unwahrscheinlich, dass der Handel mit Süßwarenproduzenten auf der Insel nach einem Brexit zum Erliegen käme, da bereits jetzt viele Firmen klar Position zu fortbestehender Handelsbereitschaft  bezogen haben. (rb)

www.greatbritishfood.de

www.bobbysfoodstore.at

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