Tanja Maljartschuk "geschockt" über Gewinn des Bachmannpreises 2018

| 09.07.2018

Preisträgerinnen und Preisträger in Klagenfurt ausgezeichnet.

Die Bachmannpreis-Gewinnerin 2018 heißt Tanja Maljartschuk. Die Ukrainerin schreibt auf Deutsch und konnte die Jury mit dem Text "Frösche im Meer" überzeugen. Sie thematisiert im Text das zuweilen fehlende Interesse der jüngeren Generation an ihren betagten Verwandten und die Probleme einer sozial ungleichen, von der Natur entrückten und xenophoben Gesellschaft.

In einer ersten Reaktion sagte sie, sie sei "geschockt", habe "nicht damit gerechnet" und finde "keine Worte". Es sei ihr von Anfang an klar gewesen, welche Geschichte sie für den Bachmannpreis schreiben würde. Das Themen Flüchtlinge und verlassene Menschen beschäftigen sie, auch weil sie selbst emigriert sei.

Einzige Österreicherin im Bewerb gewinnt Publikumspreis

Ebenfalls ausgezeichnet wurden Bov Bjerg, Özlem Özgül Dündar, Anna Stern sowie Raphaela Edelbauer. Bjerg wurde für den Text "Serpentinen" mit dem Deuschlandfunkpreis bedacht. Özlem Özgül Dündar brauchte vier Durchgänge, um den mit 10.000 Euro dotierten Kelag-Preis zu gewinnen. Zuerst gab es eine Stichwahl zwischen Joshua Groß, Anna Stern und Özlem Özgül Dündar. Dann gab es eine zweite Stichwahl zwischen Dündar und Stern, und noch eine Wahl zwischen Groß und Dündar, die Dündar schließlich für sich entschied. Sie las auf Einladung von Insa Wilke den Textauszug "und ich brenne", in dem vier Ich-Erzählerinnen, allesamt Mütter, im Mittelpunkt stehen.

Drei Wahlgänge waren hingegen für den 3sat-Preis, der an Anna Stern ging, nötig. Stern setzte sich dabei mit ihrem Text "Warten auf Ava" gegen Raphaela Edelbauer und Joshua Groß durch. Edelbauer durfte sich dafür über den Publikumspreis freuen. Die einzige Österreicherin im Bewerb brachte ihren Text "Das Loch" mit nach Klagenfurt. Er handelt von einem ehemaligen Bergwerk, in dem ursprünglich Kalk abgebaut wurde und das später zur Vertuschung von NS-Verbrechen diente.

"Ein geglückter Jahrgang"

Der Juryvorsitzende Hubert Winkels zeigte sich in seinem Schlussstatement mit dem diesjährigen Bachmannpreis zufrieden: "Ich darf jetzt den Vorhang zuziehen, es war viel Arbeit, es war ein Fest – sicherlich beides." Seit der Bachmannpreis nicht mehr in Frage stehe, laufe es ruhiger. Das sei gut für die Literatur, nicht aber für die Medien, die es etwas aufgeregter haben wollen, so Winkels. "Es war ein geglückter Jahrgang." (as)

Bilder vom diesjährigen Bachmannpreis finden Sie hier.

bachmannpreis.orf.at

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