Fotos & Video von der "Demo der Tiere"
Industrie sieht im Mercusor-Abkommen Chance für Export und Lieferketten

| Redaktion 
| 16.12.2025

Mit einer symbolträchtigen Demonstration vor dem Bundeskanzleramt hat die Industriellenvereinigung für das Freihandelsabkommen geworben. LEADERSNET.tv fragte nach, weshalb die Interessenvertretung für eine Zustimmung Österreichs ist.

Beim Mercosur-Abkommen scheiden sich die Geister. Während Befürworter:innen das weitreichende Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und mehreren südamerikanischen Staaten als wirtschaftliche Chance sehen, lehnen Kritiker:innen das Vorhaben aus unterschiedlichen Gründen (Umweltbedenken, Schutz heimischer Bauern etc.) ab. Zu den Unterstützer:innen zählt die Industriellenvereinigung (IV), die mit einer symbolischen Demonstration vor dem Bundeskanzleramt auf ihre Position aufmerksam machte.

Im Mittelpunkt der Aktion standen Tierfiguren: Der österreichische Adler traf auf den südamerikanischen Ara, flankiert von weiteren Vogelmaskottchen. Auf humorvolle Weise sollte damit auf die aus Sicht der IV positiven Effekte des geplanten Freihandelsabkommens mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay hingewiesen werden.

Heimische Wirtschaft hängt vom Export ab

Die Industriellenvereinigung verweist dabei insbesondere auf die hohe Exportabhängigkeit der heimischen Wirtschaft. Igor Sekardi, Bereichsleiter für Internationale Beziehungen & Märkte bei der IV, betonte gegenüber LEADERSNET.tv, Österreich sei stark exportorientiert. Rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze hingen am Export, zudem werde etwa ein Viertel der Steuereinnahmen durch Ausfuhren erwirtschaftet. Gleichzeitig würden die Exporte derzeit weltweit zurückgehen – unter anderem infolge internationaler Handelszölle sowie geopolitischer Konflikte. Vor diesem Hintergrund brauche Österreich Mercosur "wie einen Bissen Brot", so Sekardi.

Inhaltlich seien die Verhandlungen abgeschlossen, nun gehe es um die Umsetzung des Abkommens. Gerade für ein exportorientiertes Land, das sich im dritten Rezessionsjahr befinde, sei eine Zustimmung aus Sicht der IV "das Gebot der Stunde", erklärte Sekardi sinngemäß. Österreich komme dabei auch auf europäischer Ebene eine wichtige Rolle zu.

Ein zentraler Kritikpunkt betrifft Nachhaltigkeits- und Umweltstandards. Diese seien im Zuge der Verhandlungen deutlich nachgeschärft worden, so die IV. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens seien verbindlicher Bestandteil des Vertrags; bei Nichteinhaltung seien Sanktionen vorgesehen. Auch auf Bedenken aus der Landwirtschaft habe man reagiert. Hier sei ein engmaschiges Sicherheitsnetz vorgesehen, um Marktverwerfungen zu vermeiden. Entscheidend sei nun, die wirtschaftlichen Chancen zu nutzen und gleichzeitig die vereinbarten Standards zu wahren.

Ökonomisch verweist die IV auf konkrete Effekte: Dem Abkommen zufolge sollen 91 Prozent der Zölle auf EU-Warenausfuhren in die Mercosur-Staaten schrittweise entfallen. Laut Europäischer Kommission könnten Unternehmen in der EU dadurch jährlich Einsparungen von bis zu vier Milliarden Euro erzielen. Studien gehen zudem davon aus, dass die europäischen Exporte in die Region um bis zu 39 Prozent steigen könnten.

Humorvolle Inszenierung

Die bewusst humorvolle Inszenierung der Demonstration sei dabei kein Widerspruch zur Ernsthaftigkeit der Lage, betonte Sekardi. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit, stagnierenden Wachstums und rückläufiger Exporte sei die wirtschaftliche Situation angespannt. Gerade deshalb sei es wichtig, auch mit ungewöhnlichen Mitteln auf die Bedeutung des Abkommens hinzuweisen.

Auch die Symbolik der Tiere war gezielt gewählt. Marlena Mayer, Pressesprecherin der Industriellenvereinigung, erklärte, auf europäischer Seite seien unter anderem Adler und Pferd vertreten gewesen, auf südamerikanischer Seite etwa Ara und Faultier. Die Tierfiguren sollten auf humorvolle Weise zeigen, dass Partnerschaften entstehen und funktionieren können – und damit auf die Bedeutung des Abkommens aufmerksam machen.

In den kommenden Tagen wird eine Entscheidung im Rat der Europäischen Union erwartet. Die Industriellenvereinigung spricht sich dafür aus, dass Österreich dabei eine konstruktive Rolle einnimmt und dem Abkommen auf EU-Ebene zustimmt. Laut Regierungsbeschluss wird es jedoch ein "Nein" dazu geben.

Was Igor Sekardi und Marlena Mayer während der Demo der Tiere noch gesagt haben, sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video.

Fotos von der Demonstration sehen Sie in der Galerie.

www.iv.at

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