Digital Trust Insights 2026
Österreich setzt auf Weiterbildung statt höhere Cyberbudgets

| Larissa Bilovits 
| 14.12.2025

Cyberbedrohungen nehmen rasant zu, doch Österreich reagiert vor allem mit stärkerem Kompetenzaufbau. So investieren viele Unternehmen gezielt in Qualifizierung, um neuen Angriffsmethoden und KI-Risiken besser begegnen zu können. 

Kurz vor Weihnachten wandert das Shoppingverhalten zunehmend ins Digitale – und damit auch die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Von dieser Entwicklung sind längst nicht mehr nur Konsument:innen betroffen: Auch Unternehmen sehen sich einer rasant steigenden Bedrohungsdynamik ausgesetzt. Die aktuelle PwC-Studie "Digital Trust Insights 2026", für die weltweit rund 4.000 Führungskräfte – darunter auch aus Österreich – befragt wurden (siehe Infobox), macht deutlich, wie stark Faktoren wie KI, zunehmende Vernetzung und neue Angriffsmethoden die Risiken verschärfen. Rund 60 Prozent der Firmen wollen deshalb ihre Cybersecurity-Budgets ausbauen. Gleichzeitig bremst ein gravierender Mangel an Expert:innen, insbesondere im Bereich KI-bezogener Sicherheit, die Umsetzung moderner Schutzstrategien – und verschärft den Druck auf Unternehmen zusätzlich.

Österreich setzt auf Weiterbildung

Während weltweit sechs von zehn Unternehmen ihre Ausgaben für Cybersicherheit vor allem aufgrund geopolitischer Spannungen erhöhen wollen, zeichnet sich in Österreich ein verhalteneres Bild: Nur 45 Prozent planen aus diesem Anlass ein höheres Budget. Stattdessen setzen heimische Betriebe stärker auf strukturelle Maßnahmen: Sie schärfen interne Richtlinien, optimieren Prozesse und investieren massiv in die Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden. So setzen etwa 55 Prozent der österreichischen Unternehmen auf Weiterbildung und Umschulung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen – ein Wert, der klar über dem globalen Schnitt von 47 Prozent liegt.

Gerade beim Einsatz von KI in der Cyberabwehr werden spezifische Fähigkeiten immer wichtiger. International gelten fehlende Cyberkompetenzen (50 %) und mangelndes Fachwissen (41 %) als größte Hürden – ein Engpass, der Innovationskraft und Sicherheitsstrategien weltweit ausbremst. "Angesichts des Fachkräftemangels und der zunehmenden Komplexität von Cyberbedrohungen sind tiefgehendes Know-how und KI-gestützte Cybersicherheitslösungen notwendig. Dass heimische Unternehmen auf Qualifizierung setzen, ist eine bewusste, strategische Entscheidung. Kompetenz ist der größte Schutz in der Cybersicherheit. Nur durch gezielte Schulungen lassen sich Wissenslücken schließen und ein wirksames Sicherheitsniveau aufbauen", meint Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich.

Österreich hinkt bei Cybersecurity hinterher

Ein Blick auf die globalen Prioritäten zeigt deutlich, welche Faktoren die Cyberbudgets prägen: Datenschutz, technologische Erneuerung und regulatorische Anforderungen. Beim Thema Datenschutz bewegt sich Österreich mit 39 Prozent nahezu auf Augenhöhe mit dem weltweiten Wert von 44 Prozent. Wesentlich größer ist jedoch die Differenz, wenn es um die Modernisierung der technischen Infrastruktur geht: International investieren 41 Prozent der Unternehmen in neue Systeme, während in Österreich lediglich 30 Prozent diesen Schritt setzen. Auch bei der laufenden Verbesserung des Sicherheitsniveaus hinkt die heimische Wirtschaft hinterher: Weltweit setzt rund ein Drittel der Unternehmen (33 %) auf kontinuierliche Optimierung, hierzulande hingegen nur 24 Prozent.

"Österreich fokussiert zu stark auf Compliance, während andere Märkte ihre Sicherheitsarchitekturen längst modernisieren. Dieses Zögern birgt Risiken. Wir brauchen mehr Mut und gezielte Investitionen in moderne Technologien und eine kontinuierliche Sicherheitsverbesserung, um langfristig widerstandsfähig zu bleiben", appelliert Georg Beham, Partner sowie Cybersecurity und Privacy Lead bei PwC Österreich.

Quantentechnologien hierzulande in den Kinderschuhen

Ob Deep-Fake-Phishing, hochentwickelte Social-Engineering-Methoden oder die zunehmende Bedeutung des Quantencomputings – die Werkzeuge der Angreifer entwickeln sich mit hoher Geschwindigkeit weiter. Österreichische Unternehmen stehen bei quantenresistenten Sicherheitslösungen allerdings noch am Anfang: 48 Prozent befinden sich erst in der Forschungsphase, 18 Prozent testen bereits konkrete Ansätze und 21 Prozent arbeiten an der konkreten Implementierung. Das Thema ist also angekommen, doch eine flächendeckende Einführung liegt noch in weiter Ferne. In diesem Umfeld verfolgen heimische Betriebe einen besonders ausgewogenen Schutzansatz. Fast die Hälfte (45 %) kombiniert präventive und reaktive Maßnahmen, was zeigt, dass Cybersicherheit hierzulande sowohl als strategische Vorsorge als auch als Fähigkeit zur schnellen Reaktion verstanden wird.

"Österreichische Unternehmen wissen, dass sich Bedrohungen ständig verändern. Angesichts der dynamischen Risikolandschaft braucht es ein ausgewogenes Zusammenspiel aus Prävention und schneller Reaktion. Jetzt ist aktives Handeln statt Zurückhaltung gefragt", meint Beham abschließend.

Die gesamte Studie ist hier verfügbar.

www.pwc.at

Über die Studie

PwC hat die "Digital Trust Insights"-Studie entwickelt, um von Führungskräften zu erfahren, welche Chancen und Herausforderungen sie innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate in Hinblick auf die Cybersicherheit in ihren Unternehmen erwarten. Die Kernfragen sind so konzipiert, dass sie von Befragten aller Berufsgruppen beantwortet werden können. Ein zusätzlicher Satz von Fragen wurde denjenigen gestellt, die im Bereich Sicherheit und IT tätig sind (CIO, CSO, CTO, Direktor für Cybersicherheit, Direktor für Informationssicherheit, Direktor für Informationstechnologie). Die Ergebnisse basieren auf Antworten von 3.887 Befragten aus 72 Ländern. 33 der Befragten kommen aus Österreich. Die Teilnehmenden stammen aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen.

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Über die Studie

PwC hat die "Digital Trust Insights"-Studie entwickelt, um von Führungskräften zu erfahren, welche Chancen und Herausforderungen sie innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate in Hinblick auf die Cybersicherheit in ihren Unternehmen erwarten. Die Kernfragen sind so konzipiert, dass sie von Befragten aller Berufsgruppen beantwortet werden können. Ein zusätzlicher Satz von Fragen wurde denjenigen gestellt, die im Bereich Sicherheit und IT tätig sind (CIO, CSO, CTO, Direktor für Cybersicherheit, Direktor für Informationssicherheit, Direktor für Informationstechnologie). Die Ergebnisse basieren auf Antworten von 3.887 Befragten aus 72 Ländern. 33 der Befragten kommen aus Österreich. Die Teilnehmenden stammen aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen.

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