"EuroSuit"
Decathlon an Entwicklung von revolutionärem Raumanzug beteiligt

Der Sportartikelhersteller und -händler, der in Österreich sechs Filialen betreibt, hat gemeinsam mit Partnern den ersten europäischen Innenbord-Raumanzug konstruiert. Der sogenannte "EuroSuit" soll 2026 an Bord der ISS getestet werden. 

Die europäische Raumfahrt bereitet sich derzeit auf einen wichtigen Technologiesprung vor, der künftige Missionen sicherer, effizienter und komfortabler machen soll: 2026 soll Astronautin Sophie Adenot von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Rahmen der "Epsilon"-Mission erstmals den neuen "EuroSuit" an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) testen. Dabei handelt es sich um den Prototyp eines Raumanzugs für Innenbord-Aktivitäten (IVA-Anzug), der als erster Vertreter einer neuen Generation von Schutz- und Komfortausrüstung den Weg für künftige europäische Missionen entscheidend mitprägen könnte.

Das Besondere daran: Für den Anzug bündeln nicht nur die Weltraum-Spezialist:innen von Centre national d'études spatiales (CNES), Spartan Space und MEDES – Institute for Space Medicine and Physiology ihre Kompetenzen, sondern auch der französische Sportartikelhersteller und -händler Decathlon, der in Österreich sechs Filialen betreibt.

Was der neue Anzug alles kann

Hinter der Entwicklung des "EuroSuit" steht das Ziel, Sicherheit sowie Komfort während der kritischen Phasen einer Weltraummission – primär sind der Start und die Landung – zu verbessern. Revolutionär ist der Prototyp dahingehend, dass er innerhalb einer Minute völlig selbstständig an- und ausgezogen werden kann, was in Notfallsituationen über Leben und Tod der Astronaut:innen entscheiden könnte. Dies ist unter anderem dank eines ergonomisch optimierten Helmdesign mit Gitterstruktur möglich, das sich individuell an die Körperform der Astronaut:innen anpasst, während integrierte Faltenbälge an Schultern, Ellbogen und Knien maximale Bewegungsfreiheit selbst in engen Umgebungen ermöglichen sollen. Zudem sollen luftdichte, benutzerfreundliche Reißverschlüsse mit leicht bedienbaren Schiebern das Handling erleichtern, und eine flexible Längenanpassung des Anzugs die natürliche Körperausdehnung in der Schwerelosigkeit ausgleichen.

Test in der Schwerelosigkeit

Astronautin Sophie Adenot soll die ergonomische Eignung des Prototyps in der Schwerelosigkeit nun an Bord der ISS prüfen. Dafür ist eine Reihe von Testsequenzen in Planung, darunter das An- und Ausziehen, die Handhabung kleiner Gegenstände sowie die Bedienung des Touchscreen-Tablets an Bord. Das daraus resultierende Feedback soll schließlich in die Entwicklung einer voll einsatzfähigen Version des "EuroSuit" einfließen, die dann auch wichtige Systeme wie luftdichte Versiegelung, Feuerbeständigkeit, Kontrolle der atmungsaktiven Atmosphäre, integrierte Kommunikationssysteme und Head-up-Display-Schnittstellen umfasst.

Branchenübergreifende Zusammenarbeit

Besonders ist auch, dass für das "EuroSuit"-Projekt erstmals Industrie, Forschung und Sport ihre Kräfte bündeln: CNES übernimmt die Gesamtkoordination und sorgt für die Übereinstimmung mit europäischen Vorgaben. Spartan Space fungiert als Hauptauftragnehmer, gestaltet die technische Architektur und entwickelt das Lebenserhaltungssystem. MEDES steuert ein integriertes Biomonitoring-System bei, das die physiologischen Daten der Astronaut:innen in Echtzeit erfasst. Decathlon wiederum entwickelt die textilen und ergonomischen Komponenten und überträgt sein Sport-Know-how auf die extremen Bedingungen der Raumfahrt. "Das Projekt startete Ende 2023 und machte es 2024 erstmals möglich, ein Team zusammenzustellen, das die erforderlichen Kompetenzen vereint, die für ein so komplexes System wie einen Raumanzug vonnöten sind", erklärt Thibaut Pouget, Projektmanager bei Spartan Space.

"Der 'EuroSuit' verkörpert unsere Fähigkeit, die Grenzen der Innovation über unsere traditionellen Fachgebiete hinaus zu erweitern. Er bietet eine einzigartige Gelegenheit, neue Anwendungsmöglichkeiten für unser Know-how im Bereich Textil- und Produktdesign in einer so anspruchsvollen Umgebung wie dem Weltraum zu erforschen", meint Sébastien Haquet, Leiter der Abteilung Advanced Innovation bei Decathlon.

Und Sébastien Barde, stellvertretender Direktor für Erkundung und bemannte Raumfahrt beim CNES, ergänzt abschließend: "Im Einklang mit dem Ziel Europas, eine größere Unabhängigkeit in der bemannten Raumfahrt zu erreichen, hat das CNES beschlossen, sich auf Anzüge für den Einsatz im Inneren von Raumfahrzeugen zu konzentrieren. Dank der außergewöhnlichen Expertise unserer Partner sind wir bestens darauf vorbereitet, diese Art von Anzügen zum passenden Zeitpunkt zu liefern. Damit kommen wir unserer Aufgabe, die Industrie zu unterstützen und zu begleiten, in vollem Umfang nach."

www.decathlon.at

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