Xing Arbeitsmarktreport 2025
Heimische Personaler haben viele Vorurteile gegenüber älteren Bewerbern

| Larissa Bilovits 
| 17.11.2025

Laut einer aktuellen Studie lehnen viele HR-Verantwortliche Kandidat:innen über 50 vor allem wegen vermeintlicher Selbstüberschätzung, fehlender Flexibilität und möglicher familiärer Verpflichtungen ab. 

Das österreichische Gleichbehandlungsgesetz soll Menschen vor Diskriminierung im beruflichen Kontext schützen – sei es aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, Religion, ihres Alters oder ihrer sexuellen Orientierung. Dieser Schutz gilt ausdrücklich schon im Bewerbungsprozess. Dass die Realität jedoch häufig anders aussieht, zeigt der Xing Arbeitsmarktreport 2025, für den das Marktforschungsinstitut Appinio 150 HR-Verantwortliche in Österreich befragt hat.

Jüngere Bewerber:innen oft bevorzugt

So gaben 31 Prozent der befragten Personaler:innen an, dass sie betriebliche Vorgaben zur Bevorzugung jüngerer Bewerber:innen erhalten. Zudem meinen 27 Prozent, sich bei vergleichbarer Qualifikation für die jüngeren Kandidat:innen zu entscheiden. Ebenfalls berücksichtigen je 22 Prozent die bestehende Altersstruktur bei der Wahl neuer Teammitglieder und achten auf eine ausgewogene Altersverteilung in der Gesamtbelegschaft. Insgesamt bevorzugt ein Viertel der Personaler:innen Kandidat:innen unter 50 Jahren, während 19 Prozent gezielt Kandidat:innen ab 50 aufgrund ihrer Erfahrung berücksichtigen.

Interessant ist dabei auch, dass Frauen das Alter von Bewerber:innen weniger stark zu gewichten scheinen als Männer. So geben männliche HR-Mitarbeiter doppelt so häufig wie ihre weiblichen Kolleginnen an, bevorzugt Kandidat:innen unter 50 einzustellen (33 % vs. 16 %). Auch bei gleicher Qualifikation tendieren Männer eher dazu, jüngere Bewerber:innen zu bevorzugen (28 % vs. 25 %).

"Diese Ergebnisse sind alles andere als erfreulich. Denn sie zeigen, dass in der Praxis gesetzliche Regelungen zum Schutz vor Altersdiskriminierung nicht immer konsequent umgesetzt und ältere Bewerber:innen diskriminiert werden", meint Julian Stahl, Arbeitsmarkt-Experte bei Xing.

Umfassende Vorurteile gegenüber Älteren

Bei der Ablehnung von Kandidat:innen über 50 spielen Vorurteile eine zentrale Rolle – jedoch weniger in Bezug auf Leistung (20 %) oder Kosten (24 %). Am häufigsten befürchten Personalverantwortliche, dass ältere Bewerber:innen zu selbstsicher auftreten und sich zu sehr auf ihre Erfahrung verlassen (37 %). Männer äußern diese Einschätzung häufiger als Frauen (41 % vs. 32 %). Weitere Gründe sind mögliche Care-Arbeit (35 %), die Annahme, dass ältere Mitarbeitende dem Unternehmen nicht lange erhalten bleiben (31 %), geringe Anpassungsfähigkeit an Veränderungen (29 %) oder die Sorge, dass sie die Teamdynamik stören könnten (27 %).

"Unternehmen sollten die gesetzlichen Vorgaben, die Bewerbende und Mitarbeitende schützen, ernst nehmen. Und miteinbeziehen: Diverse Teams sind erfolgreicher, ältere Beschäftigte bringen durch ihre Erfahrung gerade in herausfordernden Zeiten Vorteile fürs ganze Team ein. Unsere Arbeitswelt verändert sich zudem, Menschen bleiben immer länger berufstätig. Betriebe sollten daher aktiv darauf achten, ihre Türen offenzuhalten – für alle Generationen", resümiert Stahl abschließend.

www.xing.com

Über die Studie

Für den Xing Arbeitsmarktreport 2025 befragte das Marktforschungsinstitut Appinio im Juli 2025 insgesamt 3.500 Angestellte in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz im Alter von 18 bis 65 Jahren national repräsentativ für das Alter und Geschlecht der jeweiligen Bevölkerung sowie 600 volljährige Personaler:innen und Recruiter:innen in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz im Rahmen einer Online-Umfrage im Auftrag von Xing. 

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Über die Studie

Für den Xing Arbeitsmarktreport 2025 befragte das Marktforschungsinstitut Appinio im Juli 2025 insgesamt 3.500 Angestellte in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz im Alter von 18 bis 65 Jahren national repräsentativ für das Alter und Geschlecht der jeweiligen Bevölkerung sowie 600 volljährige Personaler:innen und Recruiter:innen in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz im Rahmen einer Online-Umfrage im Auftrag von Xing. 

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