EU-Alarm nach Massenbeschlagnahme
Ruf nach radikalen Konsequenzen für Fernost-Plattform Shein

| Redaktion 
| 16.11.2025

Französische Sicherheitskräfte stoppten zuletzt binnen eines Tages 200.000 Pakete des Fast-Fashion-Giganten und deckten massive Sicherheitsverstöße auf. Greenpeace und Handelsverband fordern jetzt drastische Maßnahmen für den chinesischen Online-Riesen.

Die jüngste Razzia am Flughafen Charles de Gaulle in Paris hat ein Schlaglicht auf ein Problem geworfen, das längst europäische Dimensionen erreicht hat: Rund 200.000 Pakete der chinesischen Plattform Shein wurden innerhalb von 24 Stunden beschlagnahmt. Erste Analysen der Verbraucherschutzbehörde legen offen, was seit Jahren vermutet wurde: 80 Prozent der gelieferten Waren entsprechen nicht den EU-Sicherheitsstandards. Gemeint sind nicht nur formale Verstöße, sondern teils gravierende Gefahren: nicht zugelassene Kosmetika, gesundheitsgefährdende Chemikalien in Textilien, Spielzeug mit Sicherheitsmängeln oder fehlerhafte Elektrogeräte.

"Unsicher und illegal"

Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, warnt eindringlich vor dem Ausmaß: "Im Vorjahr wurden 100 Millionen Fernost-Pakete nach Österreich geliefert. 80 Millionen davon sind vermutlich nicht EU-rechtskonform." Der Schaden sei nicht nur gesundheitlicher Natur, sondern auch ökonomisch: Während heimische Händler für jedes CE-Zeichen geradestehen müssen, gelangen unkontrollierte Billigprodukte aus Drittstaaten millionenfach auf den Markt und verzerren den Wettbewerb. Auch Greenpeace Österreich spricht von einem "Skandal im Skandal". Konsumexpertin Madeleine Drescher betont: "Shein überschwemmt Europa mit Dumpingpreisen, und nun zeigt sich, dass zehntausende Produkte unsicher oder illegal sind. Dieses Geschäftsmodell basiert auf der systematischen Missachtung von Schutzstandards." Das Ergebnis dieser Schieflage zeigt sich im Markt: Shein liegt bereits auf Rang fünf der umsatzstärksten Webshops Österreichs und erwirtschaftete im Vorjahr 174 Millionen Euro.

Greenpeace fordert Sperre

Angesichts der massiven Verstöße verlangen Handelsverband und Greenpeace eine sofortige Sperre der Plattform in ganz Europa. Die Organisationen fordern zudem intensivere Zollkontrollen und eine klare Plattformhaftung, damit die korrekte Warendeklaration endlich durchgesetzt werden kann. "Wenn acht von zehn Produkten nicht EU-konform sind, gefährdet das Konsument:innen und die Umwelt. Giftige Chemikalien landen in Haushalten, im Abwasser und schließlich in der Natur. Behörden müssen jetzt handeln – ohne Verzögerung", sagt Drescher.

Ein wichtiger Baustein könnte die Abschaffung der EU-Zollfreigrenze für Sendungen unter 150 Euro sein. Die EU-Wirtschafts- und Finanzminister:innen haben sich darauf verständigt, diese spätestens 2028 – möglicherweise bereits im ersten Quartal 2026 – zu streichen. Damit soll der massenhafte Import unversteuerter Billigware eingedämmt werden. Will verweist auf die wirtschaftlichen Folgen für Österreichs Städte: "Das Schadensausmaß beträgt bis zu 4,5 Milliarden Euro. Durch die Dezimierung der Handelsjobs verlieren Gemeinden Kommunalsteuern in Millionenhöhe, gleichzeitig steigt der Leerstand so stark wie nie zuvor."

www.handelsverband.at

www.greenpeace.at

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