Digitale Transformation
Logistiker experimentieren zwar mit KI, skalieren aber nicht

| Tobias Seifried 
| 04.11.2025

Trotz hoher Investitionen bleibt die digitale Transformation in der Branche oft Stückwerk. Eine Studie zeigt, woran es hapert und was es für eine erfolgreiche Implementierung braucht.

Die Transport- und Logistikbranche steckt offenbar in einem Digitalisierungsparadoxon: Zwar haben laut einer aktuellen Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) 96 Prozent der Unternehmen ihre digitale Transformation angestoßen, doch nur zehn Prozent gelingt es demnach, neue Technologien im großen Stil zu optimieren und zu skalieren.

Von den 115 befragten Logistikdienstleister:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schätzen rund zwei Drittel ihren digitalen Reifegrad als niedrig bis mittel ein. Zwar verfügen 69 Prozent laut eigenen Angaben über Digitalisierungsstrategien, doch nur etwa ein Drittel setzt diese auch im operativen Alltag um – der erwartete Mehrwert bleibe somit häufig aus.

Fokus auf Effizienz statt Innovation

Viele Unternehmen konzentrieren sich der Studie zufolge vor allem auf Effizienzsteigerungen. So automatisieren 76 Prozent ihre Abläufe – etwa in der Tourenplanung, im Lager oder in der Verwaltung. Über die Hälfte nutzt Business-Intelligence-Lösungen, 44 Prozent investieren in IT- und Cloud-Infrastruktur. Langfristig lohnen sich digitale Investitionen jedoch nur, wenn sie auch Innovationen ermöglichen.

Besonderes Potenzial sieht die Branche in Generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI): Unternehmen erwarten je nach Marktsegment Profitabilitätssteigerungen zwischen 1,4 und 4,4 Prozentpunkten. Doch auch hier zeigt sich das Digitalisierungsparadox – fast 80 Prozent beschäftigen sich aktiv mit GenAI, aber nur drei Prozent haben die Technologie bereits unternehmensweit integriert.

"Logistikunternehmen setzen große Hoffnungen in GenAI als Hebel für ihre digitale Transformation", erklärt Sebastian Pieper, Director bei Strategy& Deutschland. Bisher komme die Technologie vor allem dort zum Einsatz, wo bereits erprobte Lösungen existieren – etwa im Finanz- und Rechnungswesen oder im Marketing. Pieper betont, dass eigene Use Cases in logistischen Kernprozessen stärker in den Fokus rücken müssten. Wer Potenziale in der Tourenplanung, Routenoptimierung oder Datenanalyse erschließe, könne sich einen echten Wettbewerbsvorteil sichern.

Transformation braucht Führung

Die größten Hürden der digitalen Transformation sind der Erhebung zufolge organisatorischer, nicht technischer Natur. Etwa die Hälfte der Befragten nennt fehlende strategische Prioritäten als Hindernis, rund ein Drittel verweist auf Vorbehalte in der Belegschaft. Als Erfolgsfaktoren gelten eine klare Strategie (70 %), die Unterstützung der Führungskräfte (49 %) und konsequentes Change Management (41 %).

Rund ein Viertel der Unternehmen misst bislang keine Erfolge ihrer Digitalisierungsprojekte, und fast jedes fünfte stellt deutliche Lücken zwischen geplanten und realisierten Effekten fest. Um diese zu schließen, sollten Logistiker:innen ihre digitale Transformation konsequent an den Geschäftsanforderungen ausrichten und eine übergreifende Programmleitung etablieren, schreiben die Studienautor:innen.

Gefälle in der Branche

"Die Logistik ist ein zentrales Bindeglied globaler Wertschöpfungsketten", so Pieper weiter. Unternehmen müssten effizienter arbeiten und zugleich Innovationen vorantreiben. "Digitale Technologie ist ein Schlüssel dazu – allerdings nur, wenn sie richtig eingesetzt, klug gesteuert und kontinuierlich kontrolliert wird." Schon heute zeige sich ein Gefälle in der Branche: Während digitale Vorreiter:innen klare Roadmaps verfolgen und von Effizienz- und Umsatzsteigerungen profitieren, liefen reaktiv handelnde Betriebe ohne Strategie Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen könne das zum existenziellen Risiko werden – denn ohne Skalierung bleibe Digitalisierung ein Kostenfaktor statt eines Wettbewerbsvorteils.

www.strategyand.pwc.com

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