Fotos der Pressekonferenz
Startschuss für neues Onlinemedium "Jetzt"

| Redaktion 
| 03.11.2025

Los geht es mit knapp 6.000 Mitgliedern und einem rein mitgliederfinanzierten Modell ohne Werbung. Gründer Florian Novak will damit unabhängigen Qualitätsjournalismus stärken – mit Fokus auf Relevanz, Dialog und journalistische Tiefe.

In einem angespannten Medienumfeld, das von Stellenabbau und Sparprogrammen geprägt ist (LEADERSNET berichtete), wagt das Onlinemedium Jetzt einen Neustart. Ab sofort (4. November) ist das Mitgliedermedium offiziell online. Zum Start konnte die Plattform laut eigenen Angaben 5.878 zahlende Mitglieder gewinnen.

Unabhängiges Finanzierungsmodell

Jetzt versteht sich als mitgliederfinanziertes Qualitätsmedium ohne klassische Werbeeinnahmen oder Abhängigkeit von Konzernen. Das Geschäftsmodell basiert auf monatlichen Mitgliedsbeiträgen von 17,90 Euro. Die während einer Kampagne gesammelten 5.000 Unterstützer:innen bilden laut Gründer Florian Novak das wirtschaftliche Fundament.

Zusätzlich kann sich das Projekt auf eine Förderung der Stadt Wien sowie auf mehrere Klein-Gesellschafter:innen stützen. Wie viele Mitglieder für die langfristige Rentabilität notwendig sind, wurde nicht verraten.

Redaktion und Ressourcen

Zum Start umfasst die Redaktion zwölf Journalist:innen, die überwiegend nach dem Journalisten-Kollektivvertrag angestellt sind. "Unsere Redaktion muss wachsen, um den Workload zu stemmen", so Novak. Als Sitz dient das ehemalige FM4-Studio im Wiener Funkhaus, wo derzeit noch am Feinschliff gearbeitet wird.

Technologischer Partner ist das dänische Medienunternehmen Zetland, das ein ähnliches Modell mit über 50.000 Mitgliedern betreibt. Die Kooperation soll technologische und produktionelle Synergien ermöglichen.

Inhaltlicher Fokus und Differenzierung

Laut Chefredakteurin Hatice Akyün will Jetzt "Orientierung bieten" und ein "sicherer medialer Hafen" sein. Im täglichen Angebot finden sich ein Morgenüberblick, ein Thema des Tages und längere Hintergrundformate. Alle Beiträge erscheinen den Angaben zufolge in Text- und Audioform, wobei der persönliche Stil der Autor:innen bewusst Teil des Konzepts sei.

Novak betonte am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz, man wolle die Leser:innen "vor zu viel Information schützen". Statt einer klassischen Nachrichtenflut setze man auf kuratierte Inhalte und Relevanzfilter – ein Ansatz, der sich vom traditionellen Tagesjournalismus unterscheide.

Bedeutung für den Medienmarkt

Der Start von Jetzt fällt in eine Zeit, in der viele Verlagshäuser in Österreich Personal abbauen und auf Kostensenkung setzen. Das Projekt positioniert sich damit als Alternativmodell zum werbefinanzierten Journalismus. Auf der Website beschreibt sich Jetzt als Plattform, die "Journalismus neu denkt" – durch Transparenz, Dialog mit Mitgliedern und den Anspruch, komplexe Themen verständlich zu erklären. Künstliche Intelligenz spiele in der Redaktion keine Rolle: "Die Chance für den Journalismus von morgen ist das Versprechen, dass man es mit Menschen zu tun hat", so Novak.

Ausblick

Mit einem klar umrissenen Finanzierungsmodell, wachsendem Mitgliederstamm und einem Fokus auf journalistische Tiefe möchte Jetzt auf Nachhaltigkeit statt Reichweite setzen. Ob das Modell wirtschaftlich skalierbar ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – der Anspruch, ein unabhängiges, stabiles Medienangebot zu etablieren, ist jedenfalls hoch.

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.

www.jetzt.at

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