Passiva von mehr als 100 Millionen Euro
Großpleite in der Chemie-Industrie: 289 Mitarbeiter betroffen

| Tobias Seifried 
| 15.10.2025

Das international tätige Unternehmen ist auf Basis- und Pflanzenschutzchemikalien sowie Spezialchemie spezialisiert. Die Passiva belaufen sich auf mehr als 100 Millionen Euro.

Die ESIM Chemicals GmbH mit Sitz in Linz hat am 15. Oktober 2025 beim Landesgericht Linz die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Form eines Konkursverfahrens beantragt. Betroffen sind rund 289 Mitarbeiter:innen sowie etwa 190 Gläubiger:innen. Kreditschutzverbände erwarten, dass das Verfahren kurzfristig eröffnet und ein Insolvenzverwalter bestellt wird.

Ursachen und wirtschaftlicher Hintergrund

Das international tätige Unternehmen ist auf Basis- und Pflanzenschutzchemikalien sowie Spezialchemie spezialisiert. Laut Insolvenzantrag führen mehrere Faktoren zur aktuellen finanziellen Schieflage: ein stark gestiegenes Kostenniveau bei Energie und Personal, massiver Wettbewerbsdruck durch Überkapazitäten aus Asien, der Wegfall zentraler Kundenverträge im Sommer und Herbst 2025 sowie eine hohe Fixkostenstruktur. Hinzu kamen ein zu hoher Verschuldungsgrad und fehlende Planungssicherheit über das Jahr 2028 hinaus.

Laut Geschäftsführer Frank Wegener habe man in den vergangenen Wochen intensiv an Lösungen gearbeitet, um eine außergerichtliche Restrukturierung zu erreichen. "Leider war dies nicht mehr möglich. In unserer Verantwortung mussten wir daher den Insolvenzantrag stellen", so Wegener.

Vermögens- und Finanzlage

Die Verbindlichkeiten betragen laut Eröffnungsantrag rund 109,7 Millionen Euro (Buchwerte), bei einer Liquidation wird mit rund 147,6 Millionen Euro gerechnet. Davon entfallen etwa 53,8 Millionen Euro auf verbundene Unternehmen und rund 39 Millionen Euro auf Kreditinstitute.

Das Vermögen beläuft sich laut Buchwerten auf etwa 144 Millionen Euro, realistisch verwertbar wären laut Antrag rund 33,3 Millionen Euro. Den größten Anteil machen Anlagen, Maschinen, Grundstücke und Gebäude aus. Die Liegenschaft im Chemiepark Linz ist mit Pfandrechten bis 50 Millionen Euro belastet. Die Gläubigerquote wird im Fall einer reinen Liquidation auf unter fünf Prozent geschätzt.

Fortführung geplant

Trotz der angespannten Situation soll der Betrieb zunächst weitergeführt werden. Ziel ist es, im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine übertragende Sanierung umzusetzen. Ein Restrukturierungskonzept sieht vor, zwei der drei Produktionsgebäude in Vollproduktion zu halten und damit einen positiven Cashflow zu erzielen.

Geschäftsführer Wegener betonte, dass man den Standort Linz erhalten und möglichst viele Arbeitsplätze sichern wolle. "Wir sind überzeugt, dass ESIM Chemicals aufgrund seiner technologischen Kompetenz, der langjährigen Kundenbeziehungen und des hohen Know-hows unserer Mitarbeiter:innen eine tragfähige Zukunftsperspektive hat. Unser Ziel ist es, diese Zukunft gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter und potenziellen Investoren zu gestalten", so Wegener.

Ein konkreter Sanierungsplan wurde laut AKV noch nicht vorgelegt, könnte aber im Zuge des Verfahrens folgen.

www.esim-chemicals.com

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