Editorial des Herausgebers
Die EU, das Schnitzel und die Bevormundung der Bevölkerung

| Wolfgang Zechner 
| 15.10.2025

Manche Ideen sind so absurd, dass sie nicht aus einer Satire-Redaktion stammen können, sondern nur aus dem EU-Parlament. Dort hat sich Anfang Oktober tatsächlich eine Mehrheit der Abgeordneten dafür ausgesprochen, Bezeichnungen wie "Soja-Schnitzel" oder "Veggie-Wurst" zu verbieten. 

355 Abgeordnete stimmten für den Antrag. Eingebracht wurde das Ganze von der französischen EVP-Abgeordneten Céline Imart, mit Verweis auf "Transparenz", "Klarheit" und den Wunsch, Landwirten mehr Respekt entgegenzubringen. Tatsächlich war das Verbot Teil eines Gesetzespakets, das eigentlich die Position von Bäuerinnen und Bauern gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel stärken soll. Und das schafft man offenbar am besten mit sprachlichen Verbotszonen.

Die Stoßrichtung ist klar: Die gelernte Sprache der Konsument:innen soll aufgebrochen werden, um angeblich "Irreführungen" zu vermeiden. Doch das ist nichts anderes als eine Entmündigung der Bürger:innen. Glaubt in Brüssel wirklich jemand ernsthaft, dass Menschen versehentlich zur veganen Bratwurst greifen, obwohl sie Fleisch wollen? Oder beim Tofu-Schnitzel vom Schwein ausgehen? Für wie dumm hält die EU ihre Bevölkerung eigentlich? 

Was der Handel und die Produzenten wollen, ist etwas ganz anderes, nämlich Orientierung. Die Kundschaft versteht, was gemeint ist. Sie erkennt den Unterschied zwischen einem Leberkäse und einem Linsen-Käse-Laib – nicht zuletzt, weil das Produktdesign, die Regalplatzierung und die Zutatenliste längst für Klarheit sorgen. Es geht hier also nicht um Verbraucherschutz, sondern um Symbolpolitik, die von den eigentlichen Herausforderungen der Branche ablenkt.

Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Die Gesetzespläne gehen jetzt in die Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten. Hoffentlich herrscht dort mehr Sachverstand und Realitätssinn als in Brüssel.

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