Akt 1 im Signa-Komplex
Prozess gegen René Benko ist der Auftakt zu einem Wirtschaftskrimi

Am Dienstag fällt in Innsbruck der Startschuss zur juristischen Aufarbeitung des Signa-Komplexes. Im "ersten Akt" steht der gefallene Immobilieninvestor wegen des Verdachts der betrügerischen Krida vor Gericht.

Am Dienstag, dem 14. Oktober 2025, beginnt am Landesgericht Innsbruck der Strafprozess gegen René Benko. Der Gründer der mittlerweile insolventen Signa-Gruppe steht wegen des Verdachts der betrügerischen Krida vor Gericht. Für Benko gilt die Unschuldsvermutung.

Der Prozess ist für zwei Tage angesetzt (LEADERSNET berichtete), am Dienstag und Mittwoch, und wird im großen Schwurgerichtssaal unter dem Vorsitz von Richterin Andrea Wegscheider geführt. Für den 48-Jährigen ist es das erste Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch seines Immobilien- und Handelsimperiums, dessen juristische Aufarbeitung gerade erst beginnt.

Worum geht es im "ersten Akt"?

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft Benko vor, im Zuge seiner persönlichen Insolvenz Vermögenswerte beiseitegeschafft und Gläubiger geschädigt zu haben. Die mutmaßliche Schadenssumme beträgt rund 670.000 Euro – im Vergleich zur Gesamtsumme der Signa-Gruppen-Pleite eigentlich kaum erwähnenswert. Konkret geht es laut Anklage unter anderem um eine hohe Mietzinsvorauszahlung für eine Villa auf der Innsbrucker Hungerburg sowie um eine finanzielle Zuwendung an seine Mutter, die teilweise rückübertragen worden sein soll. Beide Vorgänge seien laut WKStA unzulässig gewesen, weil sie den Vermögensstand Benkos in einer Phase drohender Zahlungsunfähigkeit verändert hätten (LEADERSNET berichtete).

Der Angeklagte weist die Vorwürfe entschieden zurück und betont, alle Transaktionen seien rechtmäßig, branchenüblich und nachvollziehbar erfolgt. Der mögliche Strafrahmen reicht von einem bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. Benko wurde am 23. Jänner 2025 wegen Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft, zuletzt in der Justizanstalt Innsbruck. Der Oberste Gerichtshof (OGH) bestätigte zuvor die Zuständigkeit des Gerichts in Innsbruck.

Internationales Interesse

Der zweitägige Schöffenprozess beginnt am Dienstag um 9 Uhr. Zunächst sind die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie die Befragung Benkos vorgesehen, am Mittwoch folgen acht Zeug:innen, darunter Benkos Mutter, seine Schwester, Masseverwalter Andreas Grabenweger und frühere Signa-Manager. Ein Urteil könnte bereits Mittwochmittag oder -nachmittag fallen.

Das mediale Interesse ist enorm: Rund 60 bis 70 Journalist:innen aus Österreich, Deutschland, Italien und den USA haben sich akkreditieren lassen. Der Schwurgerichtssaal bietet etwa 90 Zuschauerplätze, für die Öffentlichkeit stehen nur zehn Plätze zur Verfügung. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden daher deutlich erhöht.

Juristisch gilt der Innsbrucker Prozess als erster Schritt in einer Reihe weiterer Verfahren. Neben der aktuellen Causa laufen Ermittlungen wegen Betrugs und Geldwäsche, teils auch in anderen europäischen Staaten.

Die Dimension des Signa-Komplexes

Nach Angaben von Kreditschutzverbänden wurden seit Ende 2023 über das Vermögen von 156 Gesellschaften aus dem Signa-Konzern Insolvenzverfahren eröffnet – 138 in Wien und 18 in Innsbruck. Allein im Jahr 2025 kamen 99 neue Verfahren hinzu. Laut Gläubigerschützer:innen bewegen sich die Passiva auf historischen Höchstwerten, während der Anteil an anerkannten Forderungen meist unter einem Prozent liegt.

Der Leiter der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, vermutet, dass sich ein Teil des Vermögens in Privatstiftungen Benkos befindet, auf die Gläubiger bislang keinen Zugriff haben. "Das ist eine Tür, die man öffnen muss", so Peschorn. Der Innsbrucker Prozess wird daher nicht nur als juristische Auseinandersetzung gesehen, sondern auch als Gradmesser für die wirtschaftliche und rechtliche Aufarbeitung des Signa-Komplexes.

Unabhängig vom Ausgang steht fest: Die Causa Benko wird Österreichs Justiz noch länger beschäftigen.

www.justiz.gv.at/wksta

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