Mobilität ist heutzutage, in Zeiten des Klimawandels sowie steigender Preise, ein allgegenwärtiges Thema – gerade im Tourismus. Um die Branche auf den neuesten Erkenntnisstand zu bringen sowie den Austausch untereinander zu forcieren, lädt Tirol Werbung alle zwei Jahre zum Tiroler Tourismus-Mobilitätstag. So auch heuer wieder: Am Montag, dem 29. September, drehte sich im Stadtsaal Kufstein alles um touristische Mobilität, die weit mehr als nur die An- und Abreise der Gäste umfasst. So wurden auch Themen wie Mobilitätsverhalten, Antriebstechnologien sowie attraktives Haltestellendesign bei der Veranstaltung, die gemeinsam mit dem TVB Kufsteinerland sowie dem Verkehrsverbund Tirol als Co-Gastgeber organisiert wurde, diskutiert. Mit dabei waren rund 120 Vertreter:innen aus Tourismus und Mobilität.
Nachhaltige Mobilität als entscheidender Tourismus-Erfolgsfaktor
Einer der Themenschwerpunkte des diesjährigen Tourismus-Mobilitätstages lag auf Nachhaltigkeit. Laut Mobilitätslandesrat René Zumtobel könne nachhaltige Mobilität nämlich "ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Tourismus sein – der Individualverkehr wird reduziert und bessere Angebote vor Ort tragen zur höheren Akzeptanz des Tourismus bei". Dabei müsse man sich vor Augen halten, dass jede Reise mit der Bahn statt mit dem Auto bis zu 89 Prozent CO₂ einspare und gleichzeitig die Straßen und somit auch die Bevölkerung entlaste.
"Darum setzen wir auf den Ausbau internationaler Zugverbindungen, smarte Lösungen für die letzte Meile und eine bessere Vernetzung vor Ort", erläutert Zumtobel. Demnach würden bereits jetzt nahezu alle Gästekarten die kostenlose Nutzung des öffentlichen Verkehrs in der jeweiligen Region beinhalten – laut dem Mobilitätslandesrat ein entscheidender Schritt hin zu einem Urlaub ohne Auto. "Unser Ziel ist klar: Bis 2035 wollen wir den Anteil der nachhaltigen Anreise verdoppeln und die Vor-Ort-Mobilität sukzessive auf erneuerbare Antriebe umstellen", konkretisiert Zumtobel und betont, dass dies nicht nur zum Klimaschutz, sondern auch zur Lebensqualität der Bevölkerung und der Attraktivität des Tourismus in der Zukunft beitrage.
Emotionale Hürden abbauen
Wie man den öffentlichen Verkehr für Tourist:innen konkret attraktiveren könnte, erklärte Keynote-Speakerin Anna Scheffold: "Mobilitätsentscheidungen sind nicht nur rational sondern auch emotional. Das Auto ist in den Köpfen noch immer – unbewusst oder bewusst – mit Freiheit, Komfort und Prestige verknüpft." Um einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu erleichtern, brauche es ein zielgruppengerechtes Verständnis der diesbezüglichen emotionalen Hürden – diese müssten in der Angebotsgestaltung und Kommunikation bewusst angesprochen werden. Abschließend appellierte die Vortragende noch an das Publikum, "selbst öfter mal das Auto stehen zu lassen und stattdessen umweltfreundlich unterwegs zu sein, um die Angebote wirklich aus der Brille der Gäste zu verstehen und zu erleben".
Fährt die Zukunft wirklich elektrisch?
Vor dem Hintergrund, dass Tirol bis 2050 energieautonom werden will, ging Mobilitätsforscher Markus Mailer von der Universität Innsbruck in seinem Vortrag unter anderem auf Mythen und Fakten zu alternativen Antrieben ein. "Um eine klimaneutrale Mobilität zu ermöglichen und energieautonom zu werden, müssen die effizientesten Technologien mit tatsächlich verfügbaren erneuerbaren Energien eingesetzt werden." Dabei würde sich zeigen, dass der allseits bekannte Slogan "Die Zukunft fährt elektrisch" sich zumindest für Tirol bewahrheiten würde. Gleichzeitig zog er Alternativen wie HVO100 höchstens als Nischenlösung in Betracht.
Zudem betonte Mailer, dass es für eine wirklich nachhaltige Entwicklung zusätzlich eine Änderung des Mobilitätsverhaltens bei der An- und Abreise sowie in der Vor-Ort-Mobilität bräuchte. "Es braucht mehr zielgruppengerechte und motivierende Information, damit bestehende und zusätzliche Angebote auf der gesamten Reisekette auch angenommen werden."
Ein Thema, das alle betrifft
Julia Steiner, Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeit und Partnerschaften in der Tirol Werbung, sieht im großen Zuspruch der Veranstaltung den Beleg, dass sich hierzulande bereits jetzt viele engagierte Kräfte für eine nachhaltige Mobilität einsetzen. "Das attraktive Öffi-Angebot in Tirol ist kein Zufallsprodukt, viele Stakeholder ziehen dafür gemeinsam an einem Strang", so Steiner und hebt hervor, dass Tirol Werbung mit der Initiative "Tirol auf Schiene", die eine öffentliche Anreise der Gäste vorantreibt, schon vor über zehn Jahren für dieses Thema eintrat. Aktuell beschäftige man sich verstärkt damit, das Bewusstsein für die entscheidende Rolle der Tourismusbranche bei der Mobilität zu steigern. "Egal, ob zusätzliche Verbindungen oder engere Taktung: von einer funktionierenden Mobilität profitieren alle – Einheimische wie Gäste", so die Expertin.
"Mobilität ist für uns alle ein bedeutendes Thema", meint auch Georg Hörhager, Obmann des Tourismusverbands Kufsteinerland, und zieht positive Bilanz zum Tiroler Tourismus-Mobilitätstag, aber auch zum Österreichischen Tourismus-Mobilitätstag, der am Dienstag stattfand: "Wir freuen uns sehr, dass das Kufsteinerland an diesen beiden Tagen das Zentrum des Dialogs über nachhaltige Mobilität im Tourismus und Austragungsort für dieses wichtige Expert:innentreffen ist. Der Tiroler Tourismus-Mobilitätstag als auch der Österreichische Tourismus-Mobilitätstag bieten eine sehr wertvolle Plattform für den Austausch über nachhaltige Mobilitätslösungen im Tourismus."
www.tirolwerbung.at
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