Fotos & Video "Peter & Paul" mit Christoph Neumayer
"In Zukunft müssen wir länger arbeiten, um unseren Wohlstand zu erhalten"

Im Wirtschaftstalk erklärt Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), u.a., wie der Industriestandort Österreich durch gezielte Entlastungen, Steuerreformen und Bürokratieabbau wieder wettbewerbsfähiger werden kann. Zudem macht er deutlich, warum Österreich mehr und länger arbeiten muss und wie Sinn und Freude an der Arbeit kommende Generationen motivieren können.

Der neue "Peter & Paul"-Wirtschaftstalk dreht sich dieses Mal rund um das Thema "Industriestandort Österreich – Wo geht die Reise hin?". Dazu spricht Paul Leitenmüller (CEO, Opinion Leaders Network) mit Christoph Neumayer (Generalsekretär, Industriellenvereinigung). Gedreht wurde die aktuelle Folge in der IV-Zentrale am Wiener Schwarzenbergplatz und somit beim Gast, der damit gleichzeitig zum Gastgeber wurde.

Warum es gerade jetzt Realismus, aber auch Zuversicht braucht

Christoph Neumayer ist Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), eine freiwillige und unabhängige Interessenvertretung der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren. Als wichtiger Partner der Politik setzt sie sich laut eigenen Angaben für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung Österreichs ein und repräsentiert dabei die Interessen von mehr als 5.000 Mitgliedern aus Industrie, Kreditwirtschaft, Infrastruktur sowie industrienahen Dienstleistungen – auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene.

Laut Neumayer befinde sich Österreichs Wirtschaft an einem entscheidenden Punkt: "Wir befinden uns in der längsten Rezession seit 1945 – und das betrifft besonders die Industrie, die früher oft das Zugpferd der Volkswirtschaft war." Hohe Kosten, internationale Handelskonflikte und politische Rahmenbedingungen würden Unternehmen stark unter Druck setzen. Um aus diesem Tief herauszufinden, brauche es laut Neumayer "Realismus, entschlossenes Handeln, aber vor allem auch Zuversicht – denn Wirtschaft ist immer auch Psychologie."

Drei Hebel zur Wohlstandssicherung

Um den Wohlstand unseres Landes langfristig zu sichern, habe man laut dem IV-Generalsekretär drei zentrale Hebel zu betätigen: Kostensenkung, Bürokratieabbau und Effizienzsteigerung. "Unser Standort ist für Unternehmen zu teuer geworden – früher haben technologische Führungsrolle und Effizienz das ausgeglichen, heute geht sich das nicht mehr aus." Hinzu komme eine ausufernde Bürokratie, die vieles komplizierter mache als in anderen Ländern, die überdies schneller, strukturierter und effizienter geworden seien. "Wir alle spüren, dass es jetzt dringend einen Befreiungsschlag braucht, der genau diese Probleme angeht und rasch Vertrauen zurückgewinnt."

Konkret plädiert Neumayer unter anderem dafür, energieintensive Unternehmen gezielt zu entlasten: "Wir brauchen die Strompreiskompensation nicht nur für zwei Jahre, sondern bis 2030 – sonst geraten viele Betriebe massiv unter Druck." Zudem müsse Österreich seine deutlich höheren Energieabgaben senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und verstärkt in Stromnetze investieren, ohne dabei die Netzkosten weiter zu erhöhen. "Unternehmen zahlen derzeit doppelt – für Emissionshandel und für hohe Strompreise. Hier braucht es steuerliche Entlastung und mehr Wettbewerb, damit wir die Energiepreise rasch dämpfen können."

Arbeit soll wieder attraktiver werden

Ein zentraler Aspekt für einen Wirtschaftsaufschwung seien aber natürlich auch die Arbeitnehmer:innen. So stehe für Neumayer fest, dass sich Österreich endlich der unbequemen Wahrheit stellen muss: "Wenn wir ehrlich sind, müssen wir in Zukunft mehr und länger arbeiten, damit wir uns unser Wohlfahrtssystem auch weiterhin leisten können." Schon heute würden Menschen in vergleichbaren Ländern wie Dänemark deutlich mehr und länger arbeiten als in Österreich – ein Faktor, der auch zur hohen Kostenbelastung hierzulande beitrage.

Damit ein längeres Erwerbsleben, etwa über das Pensionsantrittsalter hinaus, attraktiv wird, brauche es jedoch passende Rahmenbedingungen. Wer von Teilzeit auf Vollzeit wechseln oder später in Pension gehen wolle, müsse dafür auch belohnt werden: "Wenn ich weiß, dass ich bei mehr Arbeit wegen einer höheren Steuerstufe am Ende weniger verdiene, ist das wenig attraktiv", meint der IV-Generalsekretär. Gleichzeitig müssten Arbeitsplätze so gestaltet sein, dass auch ältere Beschäftigte länger tätig sein können – und steuerliche Anreize dafür geschaffen werden.

Zwar seien erste Schritte hier bereits erkennbar, insgesamt gehe vieles aber noch zu zaghaft voran: "Oft wird diese Diskussion, meines Erachtens nach, nicht ehrlich geführt – vermutlich aus Angst vor der Reaktion der Wähler:innen", glaubt Neumayer. Dabei seien die Menschen "viel eher bereit, in den sauren Apfel zu beißen, wenn man ihnen ehrlich erklärt, was das für ihre Zukunft und für uns alle bedeutet." Dazu gehöre aber ebenso, das Arbeiten in den Köpfen der Menschen als etwas zu etablieren, das auch Freude bereiten kann, so Neumayer. Gerade für jüngere Generationen sei der Sinn entscheidend: "Wenn Purpose, ein gutes Umfeld und gemeinsame Ziele zusammenkommen, arbeiten auch sie gerne und leisten mehr."

Was Christoph Neumayer zum Thema "Industriestandort Österreich – Wo geht die Reise hin?" noch sagt, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast. Zwischen den Themenblöcken gibt es im Video wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal vom Tag der niederösterreichischen Industrie der IV-NÖ.

 

Alle "Peter & Paul"-Folgen zum Nachschauen finden Sie hier.

Fotos vom Dreh sehen Sie in der Galerie.

www.iv.at

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