LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Karl, was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Arbeit – die Technik, das Regelwerk oder die Möglichkeit, Systeme effizienter zu machen?
Lukas Karl: Mich fasziniert die Möglichkeit, Systeme effizienter zu gestalten. Grundlage dafür ist technisches Verständnis und Wissen um die rechtlichen Rahmenbedingungen. Es macht mir Freude, aus komplexen Anforderungen einfache, praktische Lösungen zu entwickeln.
Mit lunilog habe ich eine Software entwickelt, die exakt meine Anforderungen als technischer Prüfer erfüllt. Ich nutze diese in meiner täglichen Arbeit, und der Effizienzgewinn ist bemerkenswert. Unter dem Motto: von Prüfer für Prüfer biete ich die Software auch anderen technischen Prüfer:innen und Ingenieurbüros an.
LEADERSNET: Ihr Büro ist spezialisiert auf Prüfpflichtenmanagement und Wasserkrafttechnik. Erklären Sie uns bitte Ihren Tätigkeitsbereich. Welche Entwicklungen beobachten Sie in diesen Bereichen besonders genau?
Karl: Unser Tätigkeitsfeld ist sehr breit: Wir kümmern uns zum einen um die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen von Arbeitsmitteln und unterstützen Betriebe beim Prüfpflichtenmanagement. Dieses ist in analoger Form sehr mühsam. Den Betrieben fehlen zunehmend die Kapazitäten von Mitarbeitenden, die Prüfungen durchzuführen und korrekt zu dokumentieren.
Zum anderen führe ich thermodynamische Wirkungsgradmessungen an Wasserkraftturbinen und Pumpen durch. Dabei bin ich idealerweise schon ab der Planung eingebunden. Bei den Wasserkraftwerken ist die Wahrscheinlichkeit mittlerweile sehr groß, dass man Effizienz im Betrieb liegen lässt, weil man zu wenig erforderliche Daten hat.
LEADERSNET: Wie können Ihre Leistungen dazu beitragen, Betrieb und Wasserkraftwerke nachhaltiger und zukunftssicher zu gestalten?
Karl: Indem wir technische und rechtliche Vorgaben frühzeitig integrieren, schaffen wir klare Strukturen, die Planungssicherheit und Nachhaltigkeit fördern.
Mit den Wirkungsgradmessungen von Wasserkraftwerken werden die Eigenschaften einer Turbine genau erhoben. Damit kann man die Anlage mit bestmöglicher Effizienz betreiben. Das Wasser in den Bergen und den Flüssen ist begrenzt und wir müssen das Beste daraus machen.
LEADERSNET: In welchen Bereichen ist Ihr Ingenieurbüro aktuell besonders gefragt – und wo steckt Ihrer Meinung nach noch großes ungenutztes Potenzial?
Karl: Besonders gefragt sind wir derzeit bei der rechtskonformen Erfassung von prüfpflichtigen Arbeitsmitteln und deren Prüfung. Großes Potenzial sehe ich in der Digitalisierung kleinerer Betriebe: Hier fehlen einfache Tools, um Prüfpflichten effizient und leistbar zu erfüllen. Mein Anspruch mit "lunilog" ist es, die Software, über die Prüfer den kleineren Betrieben zugänglich zu machen.
Die messtechnische Auswertung von Wasserkraftanlagen sollte deutlich ausgeweitet werden. Denn die erforderliche Spezialausrüstung ist teuer, eine breitere Anwendung könnte sie auch für kleinere Kraftwerke wirtschaftlich interessant machen.
LEADERSNET: Ihr Unternehmen ist auch im Bereich Wasserkrafttechnik tätig, wie verbinden Sie dabei technologische Präzision mit ökologischer Verantwortung?
Karl: Wir sind unterstützend für die Wasserkraftbetreiber da, um ihre Anlagen effizienter betreiben zu können. Dazu ein Beispiel aus einem Projekt: Durch den Betrieb der Anlage mit nur 50 Prozent Turbinenleistung erreichten wir, dass etwa 8 Prozent mehr Strom bei gleicher Wassermenge produziert wird, als mit 100 Prozent Turbinenleistung.
Gemäß Literatur hat ein Wasserkraftwerk noch immer die längste mögliche Einsatzdauer. Ich hatte schon mit Kraftwerken zu tun, die in ihrer Grundform und Speicher seit den 1920er bestehen. Ökologie ist so vielschichtig und komplex, dass für mich eine eindeutige Richtung schwer möglich ist. Wichtig ist, dass Lebensraum nicht generell zerstört wird, er wird meist gewandelt. Wasserkraft ist ein nachhaltiger Pfeiler der Energieversorgung, und Österreich ist mit dem Know-how ganz weit vorn.
LEADERSNET: Wie gelingt es Ihnen, innovative Lösungen mit gesetzlichen Vorgaben in Einklang zu bringen?
Karl: Wir sehen Normen nicht als Hindernis, sondern als Werkzeug. Wenn man das Regelwerk gut kennt, kann man innerhalb dieser Grenzen sehr viel gestalten. Unsere digitalen Lösungen helfen, dieses Wissen effizient umzusetzen und geben Freiraum für innovative Ansätze, ohne ins Risiko zu gehen.
LEADERSNET: Der Leitsatz "Ingenieurbüros: Motor für Innovation und Technik" – wo sehen Sie sich konkret in diesem Antriebssystem? Zahnrad, Zündfunke oder vielleicht sogar das Navigationssystem?
Karl: Ich sehe mich als Navigationssystem: Wir unterstützen Betriebe, sich sicher durch die komplexen Anforderungen von Technik, Normen und Verantwortung zu bewegen und dabei neue Wege zu entdecken, wie man effizienter, nachhaltiger und resilienter arbeiten kann.
LEADERSNET: Wie beurteilen Sie die Zukunftsperspektiven für junge Menschen in Ihrem Berufsfeld – und was tun Sie konkret, um den Nachwuchs für dieses oft unterschätzte, aber enorm spannende Tätigkeitsfeld zu begeistern?
Karl: Ich sehe ein stark wachsendes Bewusstsein für nachhaltige Technik und gut dokumentierte Sicherheit. Das macht unser Tätigkeitsfeld zukunftssicher und sinnstiftend. Die Entwicklung verständlicher, praxisnaher Tools wie "lunilog" soll jungen Techniker:innen zeigen, wie spannend dieser Bereich sein kann. Noch viel wichtiger ist es, Nachhaltigkeit vorzuleben für die Kinder, deshalb mache ich auch gelegentlich Workshops in Schulen.
LEADERSNET: Vielen Dank!
www.lunilog.at
www.ib-lk.at
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