Aber keine CEO an der Spitze
Frauenanteil in Vorständen heimischer Börsenunternehmen auf Rekordhoch

| Tobias Seifried 
| 24.09.2025

Laut einer aktuellen Analyse geht die Entwicklung zwar in die richtige Richtung, es besteht aber nach wie vor Aufholbedarf. Denn viele Vorstandsteams sind nach wie vor rein männlich, und derzeit gibt es in Österreich keine Frau an der Spitze eines ATX-Konzerns.

Der Anteil von Frauen in den Vorständen börsennotierter Unternehmen in Österreich hat im Sommer 2025 einen neuen Höchstwert erreicht. Mit Stichtag 1. August sind laut einer Analyse von EY 26 der insgesamt 189 Vorstandmitglieder in den im Wiener Börse Index (WBI) gelisteten Unternehmen weiblich. Das entspricht 13,8 Prozent – ein Plus von 1,2 Prozentpunkten gegenüber der letzten Erhebung im Jänner. Damit habe sich der Wert seit Beginn des EY Mixed Leadership Barometers im Jahr 2015 mehr als verdreifacht, bleibe im internationalen Vergleich aber niedrig, so die Studienautor:innen.

Keine Frau an der Spitze

Von den 54 untersuchten Unternehmen haben 23 zumindest eine Frau im Vorstand, drei von ihnen sogar mehr als eine. Dennoch sind der Analyse zufolge 57 Prozent der Vorstandsteams weiterhin ausschließlich männlich besetzt. Während zu Jahresbeginn noch eine Frau als CEO an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens stand, wird aktuell kein Unternehmen von einer Vorstandsvorsitzenden geführt  Radka Doehring hat ihre Funktion bei der CPI Europe AG im Sommer 2025 zurückgelegt (LEADERSNET berichtete). Die meisten der insgesamt 26 Vorständinnen verantworten demnach Finanz- oder operative Bereiche. Sie fungieren also meistens als CFO oder COO.

"Der erneute Höchstwert beim Frauenanteil in den Vorständen ist ein positives Zeichen – aber es reicht noch nicht", betont Helen Pelzmann, Partnerin bei EY Law und Verantwortliche der Initiative Women. Fast Forward bei EY Österreich. Dass keine Frau als CEO tätig ist und über die Hälfte der Unternehmen ohne Vorständin auskommt, zeige den Handlungsbedarf deutlich. Studien belegten längst, dass Diversität in Führungsgremien zu besseren Entscheidungen und nachhaltigem Erfolg führe.

In Aufsichtsräten stagniert der Anteil

In den Aufsichtsräten bleibt die Entwicklung hingegen weitgehend stabil. Dort liegt der Frauenanteil laut dem aktuellen Mixed Leadership Barometer bei 31,5 Prozent und stagniert seit Erfüllung der gesetzlichen Mindestquote von 30 Prozent. Acht Unternehmen haben weiterhin ausschließlich männlich besetzte Aufsichtsräte, viele bewegen sich knapp an der Untergrenze, so die Studienautor:innen. Lediglich in fünf Fällen betrage der Anteil von Frauen im Aufsichtsrat bereits 40 Prozent oder mehr. Branchen wie IT, Finanzwesen und Energie liegen demnach über dem Schnitt, während der Rohstoffsektor das Schlusslicht bilde.

Für zusätzlichen Schub könnte ein neues Gesetz sorgen. Mit dem Gesellschaftsrechtlichen Leitungspositionengesetz (GesLeiPoG) soll die EU-Richtlinie 2022/2381 ins nationale Recht umgesetzt werden. Der Entwurf sieht vor, dass in Vorständen mit mehr als zwei Mitgliedern künftig mindestens eine Frau und ein Mann vertreten sein müssen. Zudem soll für Aufsichtsräte eine 40-Prozent-Quote unabhängig von der Größe des Gremiums gelten. Das Gesetz befindet sich seit Februar 2025 in Begutachtung und ist noch nicht in Kraft. Bis Juni 2026 sollen die Unternehmen die Vorgaben erfüllen.

Expertin für Quotenregelung

Pelzmann sieht Quotenregelungen als wichtigen Impuls, aber nicht als alleinige Lösung. "Es braucht weitergehende Maßnahmen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – etwa bei Gehaltstransparenz, der Reform der Kinderbetreuung oder der gleichberechtigten Einbindung von Männern in Vereinbarkeitsmaßnahmen", so die EY-Expertin abschließend.

www.ey.com

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