VÖPE kritisiert Mietpaket der Regierung
"Jetzt wird eine defekte Bremse ausgeliefert"

| Tobias Seifried 
| 17.09.2025

Während die Regierung ihr neues Mietpaket als historischen Schritt für leistbares Wohnen anpreist, der Mieter:innen dauerhaft vor Preissprüngen schützen soll, warnt die Immobilienwirtschaft hingegen vor fehlender Wirkung und massiven Schäden für den Wohnbau.

Die Bundesregierung hat am Mittwoch das laut eigenen Angaben "größte Mietrechtsreformpaket seit 2006" präsentiert. Ziel sei es, leistbares Wohnen abzusichern und Mieter:innen vor drastischen Preissprüngen zu schützen. Während die Regierung das Paket als historischen Schritt bezeichnet, kommt aus der Immobilienwirtschaft scharfe Kritik.

"Nie dagewesene Entlastung"

Vizekanzler und Wohnminister Andreas Babler (SPÖ) betonte, dass die Mietpreisentwicklung der vergangenen Jahre für viele Haushalte eine enorme Belastung dargestellt habe. "Wir haben die Mieterhöhungen für 2025 gestoppt und sie nun auch für die kommenden Jahre gedeckelt. Damit werden Mieter:innen nie wieder mit derartigen Preissprüngen wie in der Vergangenheit konfrontiert", so Babler.

Konkret sieht das Paket vor, dass ab 2026 Mieten nur einmal jährlich angepasst werden dürfen. Liegt die Inflation über drei Prozent, darf nur die Hälfte des darüberliegenden Wertes weitergegeben werden. Auch im geregelten Bereich gelten künftig strengere Regeln: Richtwert- und Kategoriemieten dürfen 2026 lediglich um ein Prozent und 2027 um zwei Prozent steigen. Zudem wird die Mindestbefristung von Mietverträgen von drei auf fünf Jahre verlängert, um Planungssicherheit zu schaffen. Ergänzend kündigte die Bundesregierung für 2026 ein Maßnahmenpaket an, das die ökologische Sanierung des Altbestands attraktiver machen soll.

Laut Babler bringe die Reform "mehr Sicherheit und Stabilität" für Mieter:innen, während zugleich die Bauwirtschaft durch die geplanten Sanierungsmaßnahmen Impulse erhalte.

"Defekte Bremse ohne Wirkung"

Ganz anders bewertet die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) die geplante Reform. Präsident Andreas Köttl sprach von einer "defekten Bremse", die in der Praxis keine echte Entlastung bringe, aber den Wohnbau gefährde.

Die zentrale Maßnahme, die sogenannte "Drei-Prozent-Deckelung", sei aus Sicht der Branche weitgehend wirkungslos: "Seit dem EU-Beitritt 1995 lag die Inflationsrate nur viermal über drei Prozent. Die Mieten hätten sich also mit oder ohne dieses Gesetz faktisch gleich entwickelt", erklärte Köttl. Gleichzeitig werde durch "ständige Ankündigungspolitik" das Vertrauen in den Wohnbau beschädigt.

Die VÖPE verweist auf ihren eigenen Vorschlag eines "Wohnkostenindex", der zu siebzig Prozent auf dem Kern-VPI und zu dreißig Prozent auf dem Baukostenindex basiert. Dieses Modell würde laut Köttl Preissteigerungen effektiv dämpfen, ohne komplizierte Deckelungen oder Ausnahmeregelungen.

Fazit

Während die Regierung das Mietpaket als Meilenstein für leistbares Wohnen feiert, warnt die Immobilienwirtschaft vor negativen Folgen für Investitionen und die Schaffung von neuem Wohnraum. Ob die Maßnahmen tatsächlich zu einer spürbaren Entlastung auf dem Mietmarkt führen, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

www.voepe.at

www.parlament.gv.at

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