Ortstaxe steigt
Hoteliers laufen gegen Wiens höhere Tourismusabgabe Sturm

Die Ortstaxe wird von bisher 3,2 auf 8,5 Prozent angehoben, um die kommunalen Einnahmen nachhaltig zu stärken. Die Entscheidung trifft allerdings nicht überall auf Zustimmung. 

Wie bekannt wurde, kommen auf Wiener:innen, Pendler:innen, aber auch Tourist:innen neue Preise zu. Verkündet wurde etwa, dass die Ortstaxe von bisher 3,2 auf 8,5 Prozent steigen werde. Laut Presseaussendung ist der Stichtag für diese Erhöhung am 1. Dezember 2026 angesetzt. Allerdings steht auf der offiziellen Seite der Stadt Wien, dass die neue Ortstaxe bereits ab dem 1. Dezember 2025 greifen wird. 

Die beiden Stadträtinnen Barbara Novak und Ulli Sima sehen dieser Erhöhung positiv entgegen und sind sich sicher: "Um den Wirtschaftsstandort Wien auch künftig auf Erfolgskurs zu halten, bedarf es einer soliden und verlässlichen Finanzbasis. Ebenso sind Investitionen in Infrastruktur, Bildung und nachhaltige Mobilität unverzichtbar, um den Anforderungen einer modernen, global vernetzten Stadt gerecht zu werden. Angesichts steigender Kosten, begrenzter finanzieller Spielräume und nicht ausreichend gegenfinanzierter Bundesentscheidungen ist es notwendig, bestimmte Abgaben anzupassen." Angepasst werden demnach auch die Parkgebühren und die Öffi-Tickets. "Die Erhöhung der Parkgebühren, der Ortstaxe und der Öffi-Tickets sind verantwortungsvolle Schritte, um die Finanzierung wichtiger Projekte sicherzustellen, die den Wirtschaftsstandort stärken und gleichzeitig die Lebensqualität für alle Wiener:innen erhalten", so die Stadträtinnen. 

500 Millionen Euro Budget für 2025

Bei der Budgetkonsolidierung gelte es, ein Drittel einnahmeseitige und zwei Drittel ausgabenseitig einzusparen, um so die Vorgabe des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig für das Budgetjahr 2025 einzuhalten. Das Budget beläuft sich dabei auf eine Höhe von 500 Millionen Euro. Im Fokus stehe daher eine konsequente Reduktion der städtischen Ausgaben, um die Stabilität der Stadt langfristig zu sichern und gleichzeitig den Haushalt diszipliniert zu führen, heißt es in einer Aussendung. Vor diesem Hintergrund seien die Anpassungen beim Parken, der Ortstaxe und den Öffi-Tickets verantwortungsvolle und notwendige Schritte, damit die Infrastruktur Wiens erhalten bleibe und sich weiterentwickeln könne. Denn Ziel sei es, dass die Belastungen sozial abgefedert werden und Wien auch weiterhin ein Ort mit hoher Lebensqualität bleibe. 

Tourismusstadt Wien

Mit über 6.600 Tagungen, fünf Mega-Kongressen mit insgesamt rund 670.000 Teilnehmer:innen und einer Wertschöpfung von 1,32 Milliarden Euro belegt Wien zudem den ersten Platz im ICC-Ranking (International Congress and Convention Association). Eine Erhöhung der Ortstaxe sei demnach förderlich, um die kommunalen Einnahmen nachhaltig zu stärken. Damit liegt Wien künftig preislich im Mittelfeld, während viele andere Metropolen schon jetzt deutlich höhere Abgaben erheben. Das heißt: Bei einem Zimmerpreis von 400 Euro (inkl. 10 % MWSt.) betrug die Ortstaxe bisher 10,10 Euro. Durch die Erhöhung beläuft sich die Summe in diesem Fall auf 28,70 Euro. 

Erhöhung der Parkgebühren und Verteuerung der Öffi-Tickets

Auch Autofahrer:innen müssen künftig etwas tiefer in die Tasche greifen. Ab 1. Jänner 2026 werden alle Parkscheine um 30 Prozent teurer. Das Parkpickerl wird um drei Euro pro Monat angehoben und es werde von einem Jahres- auf einen Monatsbetrag umgestellt. Novak erklärt dabei, dass "die Anhebung der Parkgebühren um 30 Prozent ein unverzichtbarer Beitrag zur finanziellen Stabilität ist. Mir ist bewusst, dass hinter jeder Zahl eine Leistung steht und hinter jeder Leistung auch Menschen, die von diesen Maßnahmen betroffen sind. Wir gewährleisten damit aber eine nachhaltige, faire und wirtschaftlich verantwortungsvolle Parkraumbewirtschaftung." Ebenso werden die Parkstrafen ab 1. Jänner 2026 angehoben, um nicht nur die Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachstum zu verbessern, sondern auch die Lebensqualität. 

Das Versprechen, mit einem Euro am Tag durch ganz Wien mit den Öffis fahren zu können, ist mit der neuen Preiserhöhung Geschichte. Im Jahr 2012 wurde das Öffi-Ticket von 449 Euro auf 365 Euro gesenkt. Nun wird die Jahreskarte ab 1. Jänner 2026 auf 467 Euro angehoben – das entspricht 1,26 Euro am Tag. "Obwohl die Öffi-Preise für Kund:innen der Wiener Linien seit 2012 konstant niedrig geblieben sind, wurde das Angebot stark ausgebaut. Im Vergleich zu 2012 umfasst das Öffi-Netz in Wien 36 zusätzliche Linien und rund 190 Kilometer zusätzliche Linienkilometer", so Mobilitätsstadträtin Ulli Sima. Was sich noch bei den Öffi-Tickets ändert, wie viel Strafe Fahren ohne gültiges Ticket kostet und welche weiteren Neuerungen es gibt, können Sie in diesem LEADERSNET-Beitrag lesen. 

Harsche Kritik an den Änderungen

Kritik hagelt es für die neuen Änderungen unter anderem vonseiten des Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck, der meint, der Wien Tourismus sei ausreichend finanziert und eine Inflationsanpassung erfolge laufend. "Für die Erhöhung der Ortstaxe sehe ich keinen Grund", zeigt er sich überzeugt, denn die Ortstaxe ist über das Wiener Tourismusfördergesetz geregelt und diene zur Finanzierung des Wiener Tourismusverbandes. "Wien Tourismus verfügt für 2025 über ein Budget von 33,4 Millionen Euro. Die Einnahmen der Stadt Wien aus der Ortstaxe lagen letztes Jahr bei 42 Millionen Euro. Für den Tourismus werden die geplanten Mehreinnahmen also offenbar nicht verwendet", so Ruck weiter. Er führt aus, dass anders als in anderen Metropolen und auch in Tourismusgemeinden Österreichs, die Ortstaxe in Wien nicht in absoluten Werten, sondern in Prozent der Übernachtungskosten berechnet werde. "Durch die prozentuelle Berechnung der Ortstaxe wird die Inflationsentwicklung eingepreist. Steigen die Zimmerpreise, steigen auch die Einnahmen aus der Ortstaxe. Die Inflationsanpassung erfolgt also automatisch und permanent und ist nicht extra notwendig", appelliert Ruck abschließend. 

Auch die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) zeigt sich kritisch. Der ÖHV-Präsident, Walter Veit, sieht darin eine Preiserhöhung ohne Gegenleistung. Er erklärte, eine Erhöhung des Prozentsatzes sei nicht notwendig: "Im Gegenteil braucht es in der längsten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik und angesichts der immer noch viel zu hohen Inflation eine Entlastung. Die hohe Bürokratie- und Abgabenlast ist eines der größten Probleme für die Wirtschaft des Landes." Er hofft, dass Vizekanzler Babler und Finanzminister Martenbauer im Kampf gegen die Inflation bei Preiserhöhungen durch die öffentliche Hand und aus den eigenen Reihen nicht wegschauen. "An einem Tag ankündigen, man werde Preise notfalls gesetzlich drücken, und am nächsten Tag Preise per Gesetz verdreifachen, ist nur schwer zu erklären!", so Veit.

Die Prodinger Tourismusberatung kann den Änderungen ebenfalls nichts abgewinnen. Laut ihr gefährde die Anhebung der Ortstaxe die Planbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Damit riskiere Wien seine Spitzenposition, denn die Entscheidung berge erhebliche Risiken für den internationalen Wettbewerb. Die Tourismusberatung führt daher an: 

  • Kongressstädte stehen in einem engen, globalen Konkurrenzumfeld. Jeder zusätzliche Kostenfaktor schwächt die Attraktivität Wiens.
  • Viele Verträge von Reiseveranstalter:innen und Kongressen für 2026 und 2027 sind bereits abgeschlossen – eine nachträgliche Belastung gefährdet Planbarkeit und Vertrauen.
  • Steigende Kosten für Energie, Personal und Wareneinsatz drücken die Margen der Betriebe bereits jetzt.
  • Eine derartige massive Steuererhöhung kann im nationalen und internationalen Wettbewerb nicht 1:1 an die Gäste weitergegeben werden, d. h. sie stellt für die Betriebe einen erheblichen zusätzlichen Kostenfaktor dar.
  • Statt Investitionen zu ermöglichen, entsteht der Eindruck, dass Tourismus und Kongresse als "Melkkuh" für die Stadtfinanzen missbraucht werden.

Der Appell an die Politik lautet demnach, die geplante Erhöhung der Ortstaxe nicht umzusetzen. Denn nur durch ein maßvolles und partnerschaftliches Abgabesystem könne Wien jene globale Metropole bleiben, die mit Qualität, Gastfreundschaft und internationaler Attraktivität überzeuge, heißt es abschließend. 

www.wien.gv.at

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