Der Grazer Technologiekonzern AVL List GmbH reduziert seine Belegschaft drastisch: Wie das Unternehmen am Montagnachmittag – anschließend an eine interne Informationsveranstaltung im Hause – öffentlich mitteilte, müssen von den rund 4.000 Beschäftigten am Grazer Standort nun 350 gehen. Das entspricht rund acht Prozent der Belegschaft, wobei sämtliche Bereiche des Unternehmens betroffen seien.
"Maßvolle Kapazitätsanpassung"
Mit dieser "maßvollen Kapazitätsanpassung" wolle man auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren, heißt es vonseiten des Unternehmens. "Solche Dinge sind für uns immer der letzte Schritt", bedauerte der Technologiekonzern gegenüber der APA. Verantwortlich für die Entscheidung sei demnach die tiefgreifende strukturelle Veränderung in der globalen Automobil- und Mobilitätsbranche, die aktuell durch konjunkturelle Abschwächungen in mehreren Kernmärkten, stark steigende Kosten und einen wachsenden internationalen Wettbewerbsdruck zusätzlich verschärft werde. In den vergangenen Wochen und Monaten habe sich diese Dynamik stark verschärft, wobei auch die Einführung erhöhter US-Zölle eine Rolle gespielt haben dürften. Der Rückgang im Projekt- und Auftragsvolumen habe sich in bestimmten Geschäftsbereichen auch trotz konsequenter Investitionen in innovative Technologien sowie umfangreicher interner Effizienzmaßnahmen nicht vollständig kompensieren lassen, erklärt das Unternehmen.
Dennoch sei diese Entscheidung nicht leicht gefallen, beteuert CEO Helmut List: "Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden sehr bewusst. Gleichzeitig müssen wir jetzt die Weichen stellen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von AVL langfristig abzusichern und unsere Position als globaler Technologievorreiter zu festigen." Demnach wolle der Konzern, der weltweit über 12.200 Beschäftigte verfügt und laut eigenen Angaben zu den weltweit führenden Mobilitäts-Technologieunternehmen für Entwicklung, Simulation und Testen in der Automobilindustrie sowie in den Bereichen Bahn, Schifffahrt und Energie zählt, mit Zuversicht nach vorne blicken und weiterhin gezielt in technologie- und wachstumsrelevante Bereiche investieren. Dazu zählen unter anderem Elektromobilität, Softwareentwicklung, Wasserstofftechnologie, automatisiertes Fahren sowie nachhaltige Energieanwendungen. Insgesamt sei das Ziel, langfristig stabile Beschäftigung in Graz und an den weltweiten Standorten zu sichern.
Abbau in Einvernehmen
Der Stellenabbau solle nun über die nächsten Monate verteilt und in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmervertretung passieren. Darüber sei die Belegschaft am Montag auch vom Firmenchef Helmut List persönlich informiert worden. Abgefedert werden sollen die Auswirkungen zudem – neben natürlicher Fluktuation – auch durch Altersteilzeitmodelle oder eventuell auch eine Arbeitsstiftung in Kooperation mit der öffentlichen Hand. "Im Freisetzungsfall bietet AVL individuelle Unterstützungsangebote sowie einen umfassenden Sozialplan für betroffene Mitarbeiter:innen an", betont das Unternehmen.
Bereits Ende Februar 2024 hatte die Grazer AVL List rund 70 Mitarbeiter gekündigt und rund 130 Stellen eingespart – nämlich durch natürliche Abgänge und keine weiteren Neuaufnahmen.
www.avl.com
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