Es war noch früh am Mittwochmorgen, als bei Michael Ludwig das Telefon läutete. Um 7:37 Uhr meldete sich ORF-Generaldirektor Roland Weißmann mit einer Nachricht, die den Wiener Bürgermeister sofort in Feierlaune versetzte: Wien wird Gastgeber des Eurovision Song Contest 2026. Knapp 40 Minuten später machte Weißmann es offiziell – live im Ö3-Wecker verkündete er, dass die Entscheidung zugunsten der Bundeshauptstadt gefallen ist (LEADERSNET berichtete).
"Beide Städte haben überzeugende Konzepte vorgelegt", erklärte er. Innsbruck habe mit großem Engagement und einem beeindruckenden Konzept gepunktet, "aber nach eingehender Prüfung und auf Basis einer einstimmigen Jury-Beurteilung war das Wiener Angebot infrastrukturell, logistisch und wirtschaftlich das attraktivste." Auch der Termin wurde in der Radioshow bereits verraten: Am 12. Mai und am 14. Mai finden das erste bzw. das zweite Semifinale in Wien statt. Am 16. Mai wird schließlich das große Finale über die Bühne gehen.
Erste Details
Am Mittwochnachmittag luden der ORF und die Stadt Wien anlässlich der Bekanntgabe von Wien als Host City des Eurovision Song Contest 2026 zu einer Pressekonferenz ins Rathaus, bei der neben Ludwig und Weißmann auch ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, ESC Director Martin Green (EBU) und ESC Executive Producer Michael Krön (ORF) mit dabei waren. Im Rahmen des Medienevents wurden erste konkrete Pläne für die Austragung präsentiert. Moderiert wurde die ESC-Pressekonferenz von Tina Ritschl. Erwartet werden wieder Tausende Fans aus vielen verschiedenen Ländern der Welt, auch mehr als 1.000 Medienvertreter:innen werden für den größten Unterhaltungsevent der Welt nach Österreich reisen.
Kultur für alle erlebbar machen
Ludwig betonte, man könne "stolz auf unser Wien sein". Die Stadt habe ein "überzeugendes Gesamtpaket abgegeben" – mit enormen Beherbergungskapazitäten, ausgezeichneter Infrastruktur und großer Erfahrung im Austragen internationaler Veranstaltungen. Darüber hinaus habe man sehr viel Wert darauf gelegt, zahlreiche ESC-Events im öffentlichen Raum anzubieten, "die kostenfrei und ohne Konsumzwang besucht werden können". Als Bürgermeister sei es ihm ein großes Anliegen, dass Kulturveranstaltungen für alle erlebbar seien, unabhängig von der Größe des Geldbörserls. Eines dieser Side-Events bei freiem Eintritt und ohne Konsumzwang dürfte die Fanzone am Rathausplatz sein, die es bereits bei der letzten Austragung im Jahr 2015 gab.
Wien stellt für die Austragung 22,6 Millionen Euro bereit – und damit mehr als Innsbruck in seiner Bewerbung angeboten hatte. Die Bundeshauptstadt lässt sich das Musikspektakel also einige kosten und hofft, dass sich die Investition aufgrund des enormen Werbewerts, den vielen Besucher:innen und den Side-Events dennoch lohnt. Die Wertschöpfung solle die anfallenden Kosten jedenfalls bei weitem übertreffen.
Stadthalle als Herzstück
Dreh- und Angelpunkt wird die Wiener Stadthalle sein. Halle D fasst bis zu 16.000 Menschen und war bereits 2015 Schauplatz des Song Contests. Für die EBU ist die Rückkehr nach Wien eine logische Wahl. "Wiens Ruf als eine der musikalischsten Städte der Welt und seine Lage im Herzen Europas machen es zur perfekten Gastgeberstadt", erklärte Martin Green. Schon 2015 sei die Stadthalle "ein großartiger Austragungsort" gewesen.
Michael Krön blickt optimistisch nach vorn: "Hinter uns liegt ein intensiver Prozess mit zwei starken Konzepten. Wir werden nun zusammen mit der Stadt Wien mit voller Kraft daran arbeiten, einen Song Contest auszutragen, der ganz Europa begeistern und auch Innsbruck sowie ganz Österreich miteinschließen wird."
ORF kündigt umfassende Begleitung an
Mit der Standortentscheidung fällt auch der Startschuss für die inhaltliche Planung. Stefanie Groiss-Horowitz sagte: "Für uns ist die Entscheidung für Wien auch der inoffizielle Startschuss für die inhaltliche Konzeption der Shows. Wir werden den Eurovision Song Contest selbstverständlich in all unseren Programmen umfassend begleiten. Der ORF wird dem größten TV-Unterhaltungsevent der Welt einen würdigen Rahmen bieten – vom nationalen Vorentscheid und drei außergewöhnlichen Shows bis hin zur multimedialen Begleitung auf all unseren Kanälen."
Michael Ludwig blickte am Ende der Pressekonferez bereits voraus: "Wir werden einen tollen Mai miteinander haben, davon bin ich überzeugt. Wien darf sich auf ein Fest freuen, das ganz Europa verbinden wird."
Die Stadt Wien hat in einem auf ihrer Instagram-Seite veröffentlichten Video auch abseits des Podiums Stimmen der Verantwortlichen eingefangen:
Wirtschaftliche Effekte erwartet
Neben Glamour und internationaler Sichtbarkeit verspricht der ESC auch wirtschaftliche Impulse. Beispiele aus Liverpool oder Basel hätten gezeigt, dass Host Cities Hunderttausende Besucher:innen anziehen, die Hotels füllen und Millionen-Umsätze generieren.
WienTourismus-Chef Norbert Kettner meldete sich am Mittwoch ebenfalls zu Wort. Er sehe die Stadt bestens gerüstet: "Mit Wien und dem Eurovision Song Contest kommt zusammen, was zusammengehört: die weltoffene Hauptstadt der Musik und die größte Musikshow der Welt. Wien bietet mit über 80.000 Hotelbetten, bester Verkehrsanbindung und einer erprobten Event-Infrastruktur ideale Voraussetzungen, um an den Erfolg von 2015 anzuknüpfen."
Auch die Tourismuswirtschaft begrüßte die Entscheidung. Österreich Werbung sprach von einer "Rückkehr zu einer bewährten Bühne" und betonte den Werbewert eines derartigen Events. Staatssekretärin Elisabeth Zehetner hob Wiens "kulturelle Vielfalt und exzellente Infrastruktur" hervor, Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger gratulierte der Stadt als "Welthauptstadt der Musik".
Die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) sieht die heimische Hotellerie bestens gerüstet: 433 Betriebe mit über 40.000 Zimmern und mehr als 81.000 Betten stünden zur Verfügung, so Landesvorsitzender Alexander Ipp. Der ESC werde „ein Riesen-Fest für Wiener:innen, Künstler:innen aus ganz Europa und für viele Tausend Fans aus aller Welt". Präsident Walter Veit unterstrich, dass der Wettbewerb "zum Fenster zur Welt für ganz Österreich" werden könne.
Die Wirtschaftskammer Wien rechnet wie schon 2015 mit beträchtlichen Wertschöpfungseffekten. Damals wurden 38 Millionen Euro generiert, davon 28 Millionen allein für Wien. Präsident Walter Ruck sprach von einem "wirtschaftlichen Gewinn" mit "großer internationaler Strahlkraft". Darüber hinaus könne der ESC, wie schon 2015, erneut Impulse für Nachhaltigkeit und innovative Eventformate setzen.
Innsbruck gratulierte
Abseits der Pressekonferenz zeigte sich die unterlegene Tiroler Landeshauptstadt als fairer Verlierer: Bürgermeister Johannes Anzengruber gratulierte Wien noch am Mittwochvormittag und wünschte "alles Gute für die Austragung". Schon die Bewerbung habe Innsbruck international ins Rampenlicht gerückt, so Anzengruber.
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.
www.wien.gv.at
www.orf.at
www.eurovision.tv
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