Mit 77 km/h durch 50er-Zone
Schweizer fährt 27 km/h zu schnell, bekommt 95.500-Euro-Strafe aufgebrummt

| Tobias Seifried 
| 11.08.2025

Was dem Millionär hierzulande wohl eine Lappalie gekostet hätte, sieht in seinem Heimatland ganz anders aus. Denn bei den Eidgenoss:innen wird nach einem einkommensabhängigen Tagessatzsystem abgerechnet. 

Ein Multimillionär in Lausanne drückte aufs Gas, rauschte mit 77 km/h durch eine 50er-Zone, übertritt damit das Limit um exakt 27 km/h und wird dafür nun ordentlich zur Kasse gebeten. In Österreich hätte ihm das maximal wohl kaum mehr als ein paar Hundert Euro gekostet. Doch in der Schweiz spielt man beim Thema Tempoüberschreitung in einer eigenen Liga. Bei den Eidgenoss:innen wird nämlich nach dem sogenannten einkommensabhängigen Tagessatzsystem abgerechnet – und bei einem Vermögen, bei dem selbst der:die Bankberater:in nervös schwitzt, bedeutet das eine Strafe, die jeden Kleinwagen locker in den Schatten stellt.

Wie die Schweizer Zeitung 24heures berichtet, setzte das Gericht ganze 40 Tagessätze à 2.000 Franken fest. Macht 80.000 Franken. Diese Summe wurde zwar zur Bewährung ausgesetzt, sodass der Herr das Geld nur zahlen muss, wenn er erneut negativ auffällt. Ganz ohne Sofortschmerz ging er aber nicht vom Platz: Obendrauf bekam er eine sofort fällige Buße von 10.000 Franken verpasst – und zack, schon stehen wir bei umgerechnet stolzen 95.500 Euro für ein bisschen zu viel Bleifuß.

Gleichbehandlung in Sachen Schmerzgrenze

Das Kuriose daran ist, dass in der Schweiz bei kleinen Tempoverstößen oft nur moderate Ordnungsbussen fällig werden. Doch ab einer bestimmten Schwelle, hier knapp über 20 km/h zu viel, wird aus dem Strafzettel eine Anzeige. Dann hagelt es Tagessätze, und die richten sich gnadenlos nach dem Einkommen. Wer reich ist, zahlt also nicht nur mehr, er zahlt astronomisch mehr. Das System sorgt so für Gleichbehandlung in Sachen Schmerzgrenze – zumindest in der Theorie.

Und so ist diese Geschichte ein Paradebeispiel dafür, wie die Schweiz ihre Straßen sauber und ihre Justizkassen prall hält. Für Normalverdiener:innen ist das nur eine kuriose Anekdote, für unseren Multimillionär dagegen ein verdammt teurer Lerneffekt.

Moral von der Geschichte: Wer in der Schweiz unterwegs ist und gut verdient, sollte lieber den Tacho im Blick behalten – sonst kann sich ein kurzer Adrenalinschub in einen Banküberweisungskrimi der ganz besonderen Art verwandeln.

www.24heures.ch

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV