Ein letzter Gruß
Österreich trauert um Kunst-Größe Herbert Brandl

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 28.07.2025

Wie Helmut Reinisch von der Galerie Reinisch Contemporary mitteilte, ist der Künstler am Sonntag im Alter von 66 Jahren in seinem Atelier in Wien an einem plötzlichen Herztod verstorben. 

Österreich nimmt Abschied von Herbert Brandl, einem der bedeutendsten Vertreter der heimischen Gegenwartskunst, der am Sonntag plötzlich im Alter von 66 Jahren verstorben ist, wie sein langer Wegbegleiter und Freund Helmut Reinisch von der Galerie Reinisch Contemporary mitteilte. 

Brandl wurde 1959 in Graz geboren und studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien unter anderem bei Peter Weibel und Herbert Tasquil. Im Laufe seiner Karriere nahm er an international bedeutenden Ausstellungen teil – wie der Biennale de Paris (1985) oder der documenta IX (1992). Von 2004 bis 2019 lehrte er schließlich selbst als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Auch wenn Brandl in Schwanberg lebte, arbeitete er in Wien. Er gehört heute zu den wichtigsten heimischen Vertretern des Neoexpressionismus. 

Künstler mit Haltung: Nachrufe

Brandl entzog sich bereits zu Beginn seines Schaffens bewusst der hippen Medienkunst und eroberte mit den "Neuen Wilden" den Markt. Seine künstlerischen Arbeiten waren geprägt von riesigen Bergpanoramen, pastosen Farb-Explosionen und düsteren Meditationen über den Tod. In seinen Werken widmete er sich zudem der tiefen Auseinandersetzung mit Natur, Licht und Malerei. Ganz gleich, ob expressiv oder abstrahiert – seine Werke zeugen von einer außergewöhnlichen Sensibilität, künstlerischen Integrität und unerschöpflicher Neugier. 

"Seine Malerei war radikal romantisch, seine Haltung kompromisslos ehrlich, seine Freundschaft ein Geschenk", so Stella Rolling, Belvedere-Generaldirektorin, über die Werke des Künstlers. Mit Brandls Tod trauert Österreich um "einen bedeutenden Künstler, der ein beeindruckendes Œuvre hinterlassen hat – eines, das auch das Morgen prägen wird", wie Andreja Hribernik, Direktorin des Kunsthauses Graz, betonte. 

Karlheinz Kornhäusl, steirischer Kulturlandesrat, beschreibt Brandl wiederum nicht nur als sensiblen Beobachter der Natur, sondern auch als einen "engagierter Mahner für ihren Schutz". Auch SPÖ-Politikerin Veronica Kaup-Hasler zeigte sich vom Ableben des Malers betroffen. Sie sprach von einem "großen, passionierten Maler und visionären Bergseher, der sich – und damit auch die Betrachter:innen – von einengenden Vorstellungen von Abstraktion und Gegenständlichkeit, Kitsch und Pathos befreite." Werner Kogler erinnert sich zudem: "Mit Herbert Brandl verlieren wir einen Künstler, der immer wieder und oftmals überraschend gezeigt hat, dass Malerei etwas Großartiges sein kann. Die leuchtende Kraft seiner Bilder hat mich immer wieder aufs Neue berührt und bewegt." Weiter heißt es: "Er begegnete unserer Lebensgrundlage stets mit größtem Respekt und war eine starke Stimme für ihren Schutz. Besonderen Respekt hat abverlangt, wie er sich mit Verve für den Erhalt einer einzigartigen steirischen Naturlandschaft eingesetzt hat. Sein Tod reißt eine schmerzliche Lücke. Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Hinterbliebenen."

Auch die Galerie Gölles verabschiedet sich von Brandl und sagt über den Maler: "Mit Herbert Brandl verlieren wir nicht nur einen bedeutenden radikalen Künstler, sondern auch einen in seiner Haltung empathischen, gefestigten Menschen." Ebenso wie der Generaldirektor der Albertina, Ralph Gleis: "Mit tiefer Bestürzung haben wir vom Tod Herbert Brandls gehört, einem der bedeutendsten österreichischen Maler unserer Zeit. Mit seinen großformatigen Bilderwelten zählt Herbert Brandl zu den erfolgreichsten und wichtigsten Vertretern des Neoexpressionismus. Seine intensive Auseinandersetzung mit der Druckgrafik, insbesondere mit der Monotypie, verbindet ihn schon lange mit der Albertina. Wir behalten ihn mit seiner klaren Haltung, seinem wachen Geist und seinem trockenen Humor in bester Erinnerung. Sein Werk bleibt – und mit ihm die Strahlkraft eines kompromisslosen Künstlers."

Helmut Reinisch, der fast ein halbes Jahrhundert an der Seite Brandl war, verabschiedet sich dankbar von seinem Freund: "Herbert hat meine Sicht auf die Welt grundlegend verändert – durch ihn habe ich in nächtelangen Diskussionen unendlich viel gelernt und sehe die Kunst mit völlig neuen Augen. Danke Herbert für 40 Jahre tiefe Freundschaft!" Die Zusammenarbeit mit Brandl sei geprägt gewesen von Vertrauen, Respekt und einer gemeinsamen Leidenschaft für Kunst. "Wir erinnern uns dankbar an viele Gespräche, Projekte, stille Momente im Atelier und große Eröffnungen, die wir gemeinsam gestalten durften. Er war nicht nur ein außergewöhnlicher Künstler, sondern auch ein loyaler Freund, ein humorvoller Gesprächspartner und ein Mensch mit klarem Blick und großem Herzen", schreibt Reinisch zum Abschied.

Brandl wird posthum für den Großen Österreichischen Staatspreis nominiert, wie Kulturminister Andreas Babler kürzlich in einer Aussendung mitteilte. "Mit Herbert Brandl verliert Österreich eine herausragende, international anerkannte Künstlerpersönlichkeit. Er war einer der zentralen Protagonisten der malerischen Renaissance der 1980er Jahre, ein bedeutendes Mitglied der 'Neuen Wilden' – und dennoch als eigenständiger Künstler unverwechselbar", erklärt der Politiker. "Mein tief empfundenes Beileid gilt seiner Familie und seinen Freund:innen", so Babler abschließend.

(Red. J.T.)

www.herbert-brandl.com

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