Zwei Sanierungsverfahren
Traditionsbäckerei legt Millionenpleite hin

| Tobias Seifried 
| 20.07.2025

Der Handwerksbetrieb verfügt über mehrere Standorte, beliefert auch Kaufhäuser und etablierte sich in den letzten Jahren als regionaler Nahversorger.

Die burgenländische Kern GmbH mit Sitz in Kobersdorf, die in der Region als wichtiger Nahversorger gilt, hat trotz bisheriger Außenwirkung als stabile Handwerksbäckerei finanzielle Turbulenzen nicht mehr abfangen können. Am Freitag (18. Juli 2025) wurde am Landesgericht Eisenstadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Gleiches gilt für Firmeninhaber Christian Josef Kern, der auch als Einzelunternehmer (alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der Kern GmbH) firmiert.

Laut dem KSV1870 werden die Verbindlichkeiten bei Christian Josef Kern mit rund 1,225 Millionen Euro beziffert, bei der Kern GmbH geht man demnach von rund 580.000 Euro aus. Insgesamt geht es also um rund 1,8 Millionen Euro. Von der Pleite sind 22 Dienstnehmer:innen betroffen.

Verkaufswege und Ursachen

Die Backwaren werden am Produktionsstandort in Kobersdorf erzeugt. Verkauft werden sie unter anderem in einer von der Kern GmbH geführten Filiale in Hartberg (Hatric-Einkaufspark) sowie am Standort in Kobersdorf selbst. Darüber hinaus werden auch ortsnahe Kaufhäuser und Einzelkund:innen beliefert. Die Kern GmbH führte vormals vier Filialen, derzeit besteht jedoch nur mehr jene in Hartberg.

Hinter den genauen Gründen für die finanzielle Schieflage steht bislang ein Fragezeichen. Branchenkenner:innen vermuten gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, gepaart mit sinkender Kaufkraft und wachsendem Wettbewerbsdruck im Backwarenmarkt, als mögliche Ursachen. 

Weitere Vorgehensweise

Die jeweiligen Unternehmen sollen laut ersten Informationen fortgeführt werden. Die Realisierbarkeit des Sanierungsplans mit einer angebotenen Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren ab Sanierungsplanabnahme werde vom Kreditschutzverband nunmehr eingehend geprüft. "Man wird auch der Frage nachgehen, ob, bzw. in welcher Form dieser Zahlungsvorschlag, der lediglich den gesetzlichen Mindesterfordernissen entspricht, verbessert werden kann, so Peter Stromberger vom KSV1870.

Ob die Kern GmbH diesen Sanierungsplan tatsächlich anbieten wird, ist derzeit also noch offen. Für viele Kund:innen wäre ein Aus des Unternehmens ein herber Verlust, schließlich hat sich die Bäckerei in den vergangenen Jahren als Nahversorger mit Fokus auf Handwerk und Regionalität positioniert. Nun bleibt abzuwarten, ob sich der Traditionsbetrieb durch das Sanierungsverfahren retten kann – oder ob die Backöfen endgültig kalt bleiben.

www.ksv.at

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