Umfrage sorgt für vorsichtigen Optimismus
Einzelhandelsklima erholt sich nur im Schneckentempo

| Redaktion 
| 08.07.2025

Nach einem zähen Jahr 2024 zeigt sich der österreichische Einzelhandel wieder ein wenig zuversichtlicher. Eine Analyse des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz deutet auf eine Trendwende hin.

Die traditionelle Halbjahresanalyse des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) bringt ein zartes Aufatmen für die Branche. Im ersten Halbjahr 2025 erholt sich das österreichische Einzelhandelsklima sichtbar – nach einem Tiefstand von -19 Prozentpunkten im zweiten Halbjahr 2024 liegt der aktuelle Saldo der Lageeinschätzung der Handelsmanager:innen nun bei -6 Punkten. Damit wird der niedrigste Wert seit dem Jahr 2020 zwar deutlich übertroffen, von echter Aufbruchsstimmung ist man jedoch weiterhin entfernt. Dennoch ist der Negativtrend gestoppt. Zum ersten Mal seit dem zweiten Halbjahr 2021 bewegt sich das Stimmungsbarometer wieder konsequent nach oben. Die Talsohle scheint durchschritten – wenn auch im Schneckentempo.

Österreich im EU-Vergleich nur auf Platz 20

Trotz des leichten Aufschwungs rangiert Österreich im europäischen Vergleich weiterhin im unteren Drittel. Mit einem Saldo von -6 Prozentpunkten belegt das Land aktuell lediglich Rang 20 unter den 25 analysierten EU-Staaten (für Spanien und Luxemburg lagen keine Daten vor). Deutlich positiver sehen Einzelhändler:innen die Lage in Ländern wie Schweden (+18), Tschechien (+17), Slowenien (+13), Italien (+10) und der Slowakei (+9). Selbst viele kleinere Volkswirtschaften überholen Österreich in Sachen Einzelhandelsstimmung. Noch weiter abgeschlagen sind indes Deutschland (-23) und Frankreich (-13), wo der wirtschaftliche Pessimismus tief sitzt.

Verhaltener Optimismus für die zweite Jahreshälfte

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Gesamtlage blicken viele österreichische Einzelhändler:innen wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Zwar bleibt die Erwartungshaltung für die kommenden Monate unter dem Strich negativ, doch die Stimmung hellt sich spürbar auf – verglichen mit dem Jahresbeginn. Ein echter Konsumimpuls lässt jedoch weiter auf sich warten. Die Zurückhaltung der Konsument:innen bleibt spürbar – zu groß sind die allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Das Konsumklima tritt auf der Stelle, auch wenn der Handel wieder leicht positive Signale sendet.

Hoffnung braucht Substanz

"Lange erwartet zeigen sich endlich erste Signale für eine Trendwende", so Ernst Gittenberger, Leiter des Centre of Retail and Consumer Research des IHaM. Doch zur Euphorie sei es noch ein weiter Weg. Gittenberger verweist auf die anhaltend verhaltene Einschätzung der Handelsunternehmen für das dritte Quartal 2025 – und auf die nach wie vor fragile gesamtwirtschaftliche Lage. Auch Institutsvorstand Christoph Teller mahnt zur realistischen Betrachtung: "Händler:innen spüren Veränderungen lange vor der Statistik. Dass sie nun erste Anzeichen einer Besserung wahrnehmen, ist ein ermutigendes Signal. Denn wenn der Einzelhandel Zuversicht zeigt, dann hat das Substanz."

Als Fazit bleibt folgende Erkenntnis: Der Handel bleibt eine sensible Seismografen-Branche. Die aktuelle Halbjahresbilanz mag noch keine Trendwende garantieren, aber sie deutet zumindest an, dass der Stillstand vorbei sein könnte.

www.jku.at

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