Am 25. Juli hat die Uraufführung von Sebastian Schwabs Oper für Kinder "Musketiere!" Premiere. Aktuell läuft die zweite Probenwoche. Wie das Leading Team auf die Auswahl des Stoffes gekommen sei, möchte die Leiterin der Jugendsparte jung&jede*r, Ursula Gessat, von David Bösch als Regisseur und Librettist in einer Person wissen. "Sebastian Schwab habe ich schon vor zwei Jahren getroffen und als Dirigent kennengelernt. Dabei kam uns die Idee, gemeinsam ein Projekt für Kinder zu machen". Das habe sich auch insofern gut getroffen, als er ohnehin verstärkt Produktionen für junges Publikum in seine Arbeit habe aufnehmen wollen. Der Musketier-Stoff, bei dem es um das Wir-Gefühl, um den Kampf gegen Ungerechtigkeit und darum geht, Mut zu beweisen, sei ihm da im Hinblick auf eine Umarbeitung für Kinder sehr geeignet erschienen. "Und so sind im vergangenen Jahr Musik und Komposition entstanden. Es ist schön, zu erleben, wie die im Kopf entstandenen Ideen nun Gestalt annehmen und letztlich zu Musik werden."
Gefragt nach dem Inhalt der Geschichte und den Figuren, erzählt Bösch weiter: "D'Artagnan ist die junge Heldin, die mit ihrem alten Pferd aus der französischen Provinz auszieht und Musketierin werden will. Dabei erweist sich der Grundsatz des Teilens als Lösung im Kampf für das Gerechtigkeitsprinzip. Auf dem Weg zur behördlichen Genehmigung durch das Amt für Musketierbefähigungsbewilligung trägt das Ganze mitunter kafkaeske Züge. Den bürokratischen Faktor hebeln sie letztlich dadurch aus, dass sie sich kurzerhand einfach selbst zu Musketieren ernennen. Auf ihrer Reise treffen sie noch auf Portos, zusammen mit ihm formieren sie ein Team aus drei liebenswerten Held:innen, die mit Laserschwert, Karotte und Schwert die Welt besser machen wollen."
Was das Publikum in der Komposition für fünf Gesangssolist:innen, einen Schauspieler und zwölf Musiker:innen musikalisch erwarte, möchte Ursula Gessat von Dirigentin Yura Yang wissen. "Die Musik klingt unglaublich witzig und fantasievoll. Es macht Spaß, die Persönlichkeit von Komponist Sebastian Schwab darin wiederzuerkennen, die Leichtigkeit, die er in seiner Arbeit erzeugt, spiegelt sich darin wider. Wir werden im Stück sehr viele Klangfarben entdecken." Konkret instrumentiert sei das Werk für Bläserquintett, Streicherquintett, eine Vielzahl von Perkussionsinstrumenten und Klavier, erklärt Yura Yang weiter und fügt hinzu: "Für mich ergibt eine kleinere Besetzung oft einen viel volleren, intensiveren Klang als ein großes Orchester". Dieses agiert dabei nicht aus dem Graben heraus, sondern ist spielstättenbedingt auf der Bühne präsent.
Auf die Frage, wie es sich anfühle, sein Libretto vom Komponisten vertont zurückzubekommen, antwortet David Bösch: "Es ist toll, den eigenen Text von Sänger:innen live gesungen zu hören. Dadurch wird alles lebendig", und hebt im Hinblick auf die gemeinsame Arbeit den Faktor "Schwarmkreativität" hervor: "Alle für alles – das ist ein tolles Privileg, das man bei der Arbeit als Regisseur hat. Es gibt ganz viele Menschen, die zusammen an etwas arbeiten, jeder trägt etwas dazu bei – speziell bei einer Uraufführung." Das Stück sei humorvoll und unterhaltsam einerseits und reflektiere gleichzeitig genau das, was er selbst sich von Theater für Jung und Alt wünsche: Eine Verbindung lebendiger Geschichten mit der Verkörperung humanistischer Ideale. Eine solche Wirkung wünsche er sich auch für diese Uraufführung.
Über die Botschaft, die das Stück transportieren soll, sagt Yura Yang: "Für mich hat ein gutes Kinderstück eine Tiefe, die auch Erwachsene begeistert – ich bin überzeugt, dass das auch in diesem Werk zum Ausdruck kommt und freue mich sehr, einen Teil dazu beitragen zu können." Und David Bösch ergänzt: "Ich denke, dass bei jedem etwas anderes hängenbleibt, wenn man rausgeht. Es gibt z.B. eine Stelle, an der D'Artagnan das Credo zum Ausdruck bringt: Jeder kann sein, was er will. Jeder empfängt eine individuelle Botschaft. Für mich ist Theater generell ein Ort, an dem sich eine Gemeinschaft trifft und zusammen etwas erlebt. Es geht darum, Menschen auch Glauben, Trost und Kraft mitzugeben." Letztendlich sei das Stück, so Bösch, eine spannende Abenteuergeschichte, die ebenso viel anrührende, melancholische Musik von hoher Qualität enthalte.

V.l.n.r. Ursula Gessat (Leitung jung & jede*r), David Bösch (Regie), Yura Yang (Musikalische Leitung) © SF/Jan Friese
Mit dabei sind wie jedes Jahr Teilnehmer:innen des Young Singers Project. Angesprochen auf die musikalischen Herausforderungen, die das Werk für diese beinhalte, sagt Yura Yang: "Ein gutes Beispiel für die besonderen Anforderungen sind die Partien der drei Beamten: Sie müssen rhythmisch besonders präzise sein. Es sind alle sehr junge, talentierte und künstlerisch offene Menschen, die das sehr gut schaffen werden. Etwas Besonderes ist für sie mit Sicherheit auch, diese Uraufführung zu singen: Sie zeichnen das Werk dadurch für immer mit ihrer eigenen Handschrift."
Ausgewählt worden seien die Sänger:innen im Hinblick auf die konkreten Anforderungen des Komponisten gemeinsam mit Evamaria Wieser, der Leiterin des Young Singers Project, erklärt David Bösch und hebt dabei auch das intensive Engagement der Salzburger Festspiele für die Förderung junger Künstler:innen hervor: Es sei etwas ganz Besonderes, dass die YSP-Teilnehmer:innen vollständige Rollen in einer Uraufführung singen dürfen – etwas, das als einmaliges Erlebnis fürs Leben bleibe.
Erstmals kommt es bei der Aufführung der Oper für Kinder in diesem Jahr auch zu einer Zusammenarbeit mit der Sommerakademie der Wiener Philharmoniker, bei der junge Musiker:innen Teil einer Festspielproduktion werden.
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