CE-zertifizierte Gesteinsmischung
Nachhaltiger Baustoff aus Verbrennungsrückständen soll Bauwirtschaft revolutionieren

Was bislang als Abfall galt, kann künftig zur Ressourcenschonung, CO₂-Reduktion und Entlastung der Deponien beitragen.

Für die Betonherstellung werden üblicherweise natürliche Materialien wie Sand oder Kies eingesetzt. Diese müssen jedoch zuvor der Natur in Sand- oder Kiesgruben entnommen werden. Eine gemeinsame Kooperation zwischen Industrie, Forschung und kommunalen Partnern hat nun einen neuen Baustoff entwickelt. Zum ersten Mal sei es nun möglich, Rückstände aus der Restmüllverbrennung in der Bauwirtschaft einzusetzen.

"Wir können aus der Schlacke der Müllverbrennung einen Baustoff machen. Dies ist ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft. Damit sind wir unserem Ziel 'Zero Waste', nach Abfallvermeidung, getrennter Sammlung und Ressourcen im Kreislauf zu halten, einen großen Schritt näher", sagte MA 48-Abteilungsleiter Josef Thon.

Forschung, Zertifizierung und Einsatz

Nach langjähriger Forschung und erfolgter CE-Zertifizierung gilt diese aus den Verbrennungsrückständen gewonnene Gesteinsmischung als genormter Baustoff und kann als Zuschlagstoff für die Betonerzeugung verwendet werden. In Zukunft soll es damit möglich sein, einen Beitrag zu Ressourcenschonung, Klimaschutz und Verringerung des Deponievolumens zu leisten. Die Neuerung besteht darin, dass 10 bis 20 Prozent des sonst notwendigen Sandes oder Kieses über die Zugabe von aufbereiteter, gewaschener Schlacke ersetzt werden können.

Die so hergestellte neue Art der Gesteinsmischung erfülle alle technischen und ökologischen Anforderungen an einen hochwertigen, normgerechten Baustoff für die Verwendung im Betonbau. Das hat nun auch eine unabhängige Prüfstelle durch die Ausstellung eines CE-Zertifikats bestätigt. Nun müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz des neuen Baustoffs geschaffen werden.

"Die CE-Zertifizierung ist ein entscheidender Schritt, um einen nachhaltigen, qualitativ geprüften Baustoff auf den Markt zu bringen, der höchsten Anforderungen an Sicherheit und Umweltverträglichkeit entspricht. Wir sind stolz darauf, unseren Brantner Standort in Hohenruppersdorf dafür zur Verfügung zu stellen", so Josef Scheidl, Geschäftsführung Brantner green solutions.

Enge Zusammenarbeit als Innovationstreiber

Die Entwicklung des Verfahrens wurde durch ein mehrjähriges Kooperationsprojekt zwischen der Wiener Magistratsabteilung 48, der Linz AG (Bereich Abfall), Brantner green solutions und Wopfinger Transportbeton mit wissenschaftlicher Begleitung des Christian-Doppler-Labors der TU Wien ermöglicht. Das Christian-Doppler-Labor fungierte dabei als Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums, mit dem Ziel, Wirtschaft und Wissenschaft miteinander zu verbinden.

"Kreislaufwirtschaft zählt zu den Schwerpunkten der Linz AG. Ein Hebel ist dabei die Strom- und Wärmerzeugung aus Restabfällen, die wir in Linz seit Jahren erfolgreich betreiben. Nach der thermischen Verwertung bleiben Aschen bzw. Schlacken zurück. Gelingt die Rückgewinnung der darin enthaltenen Stoffe – Metalle, Glas und Mineralien – steigen die Recyclingraten von Restabfällen noch weiter. In diesem Sinne war das Forschungsprojekt für uns von Anfang an spannend. Die Anerkennung des Recyclingmaterials als Baustoff ist ein Meilenstein, der zeigt, wie viel Potenzial in Kreislaufwirtschaft und in interdisziplinärer Zusammenarbeit steckt", sagt Linz AG-Generaldirektor Erich Haider und fügt hinzu: "Wir freuen uns, hier einen Beitrag zu leisten."

Der Schlackenrecycling-Prozess

Brantner green solutions, Kreislaufwirtschaftsspezialist, setzt im niederösterreichischen Hohenruppersdorf bei der Produktion des neuen Baustoffs auf den sogenannten Schlackenrecycling-Prozess. Dabei können mineralische Rückstände aus der thermischen Abfallverwertung beinahe vollständig einer Verwertung zugeführt werden:

  • Rund 80 Prozent der Schlacke werden zu Gesteinskörnung (Ersatz für Sand oder Kies).
  • Etwa zehn Prozent sind wertvolle Metalle wie Eisen, Aluminium und Kupfer, die rückgewonnen und recycelt werden.
  • Nur zehn Prozent verbleiben als nicht verwertbarer Rest und werden deponiert.

"Kreislaufwirtschaft und höchste Betonqualität sind sehr gut vereinbar. Als Betonhersteller setzen wir gezielt auf nachhaltige Produktlösungen – dieses Projekt passt ideal zu unserer Strategie, ressourcenschonende Baustoffe in die Breite zu bringen", ist Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer der Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H. überzeugt.

Ressourcenschonung und CO₂-Einsparung

Laut Brantner können durch den Einsatz von Schlacke natürliche Ressourcen wie Sand, Kies und gebrochener Stein ersetzt werden. Dies trage zur Ressourcenschonung und zu weniger Eingriffen in die Natur bei. Die Rückgewinnung von Metallen aus Abfallströmen reduziere den Bedarf an primären Metallen und damit den Energieverbrauch und die CO₂-Emissionen. Außerdem vermindere sich durch die Verwendung von Rückständen aus der Restmüllverbrennung in der Bauwirtschaft auch die sonst erforderliche Ablagerung auf Reststoffdeponien. Deponievolumen werde geschont und ein weiterer Schritt in Richtung "Zero Waste" oder "Null Verschwendung" getan.

"Der Hochbau verbraucht Sand und Kies für Beton, in Linz etwa 400.000 Tonnen und in Wien rund 2,3 Millionen Tonnen pro Jahr. Mit der von uns untersuchten industriell hergestellten Gesteinskörnung wird ein Teil dieses Bedarfs lokal gedeckt. Das schont natürliche Ressourcen und reduziert den LKW-Verkehr, weil weniger Sand und Kies in die Stadt gebracht werden muss", sagte Jakob Lederer, Leiter des Christian-Doppler Labors an.

www.wien.gv.at/ma48

www.linzag.at

www.brantner.com

www.wopfinger.com

www.cdg.ac.at

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