Analyse liefert konkrete Angaben
So hoch sind die Einstiegsgehälter in Österreich wirklich

| Tobias Seifried 
| 14.07.2025

Seit 2011 müssen Stelleninserate hierzulande Angaben zum Mindestgehalt für den ausgeschriebenen Posten enthalten. Da eine etwaige Überbezahlung von der Qualifikation der Bewerber:innen abhängt, sind diese Angaben jedoch nur bedingt aussagekräftig. Eine Analyse zeigt nun, wie viel man als Berufseinsteiger:in in den jeweiligen Branchen/Jobs tatsächlich verdient.

Laut einer aktuellen Analyse liegt der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern im EU-Schnitt bei zwölf Prozent. Um den Gender Pay Gap zu schließen, setzt Brüssel auf Maßnahmen wie die Entgelttransparenzrichtlinie, die unter anderem festlegt, dass Bewerber:innen bereits vor dem Vorstellungsgespräch – sprich im Stelleninserat – über ihr Anfangsgehalt oder dessen Spanne informiert werden müssen. Bis 7. Juni 2026 haben die Mitgliedstaaten Zeit, die Richtlinie in ihrer nationalen Gesetzgebung zu verankern.

Gender Pay Gap trotz Vorreiterrolle

Österreich übernimmt in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle. Seit 2011 sind Gehaltsangaben in Stelleninseraten Pflicht, fallen jedoch meist recht vage aus. Vom attraktiven Jahresbruttogehalt auf kollektivvertraglicher Basis ist da beispielsweise zu lesen, das "entsprechend der Qualifikation und Berufserfahrung individuell vereinbart" wird. Von Gleichberechtigung auf dem Lohnzettel ist Österreich aber noch weit entfernt. Der heimische Gender Pay Gap (zuletzt 18,3 Prozent - LEADERSNET berichtete) wird in der EU nur von Lettland (19 Prozent) übertroffen.

Eine genauere Einordnung des tatsächlich zu erwartenden Salärs und damit mehr Transparenz möchte die Arbeitgeber-Vergleichsplattform kununu liefern. Hier kommen die Angaben (anonym) von den Arbeitnehmer:innen selbst – und zeigen die durchschnittlichen Einstiegsgehälter sowohl in Bezug auf Branchen als auch Posten.

Realistische Gehaltsvorstellungen

"Offen über Geld und speziell übers Gehalt zu sprechen, ist in Österreich teilweise immer noch verpönt", sagt kununu-Geschäftsführerin Nina Zimmermann, die anonymisierte "Workplace Insights" von Bewerber:innen und Arbeitnehmer:innen sammelt. Von den bislang mehr als 13 Millionen abgegebenen Insights betreffen den Angaben zufolge knapp über fünf Millionen das Gehalt.

"Gerade, wenn es ums Geld geht – den nach wie vor wichtigsten Faktor für die Jobwahl – dient kununu als umfassende, oft dringend gebrauchte Informationsquelle. Das angegebene Mindestgehalt in der Jobausschreibung verrät nun mal nicht, welches Entgelt tatsächlich für einen bestimmten Posten vorgesehen ist und welche Gehaltsvorstellungen realistischerweise geäußert werden dürfen. Erfahrungsgemäß fördert diese Unsicherheit geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten", so Zimmermann.

Präzisere Kennzahlen würden eine gemeinsame, geschlechterübergreifende Erwartungshaltung schaffen und könnten in Folge den Verdienstunterschied senken. Vorteile gäbe es aber auch für die Arbeitgeber:innen. "Der Bewerbungsprozess bedeutet im Normalfall enormen Aufwand und hohe Kosten. Indem ich möglichst genaue Angaben zum Gehalt mache, filtere ich nicht nur von vornherein die passenden Kandidat:innen heraus, sondern verringere auch meine Absprungrate deutlich."

So hoch sind die Einstiegsgehälter in Österreich wirklich

Orientierungshilfe für Bewerber:innen können einstweilen die auf kununu erfassten, durchschnittlichen Einstiegsgehälter in Österreich geben. Als Ärztin/Arzt verdient man vom Start weg am meisten (65.273 Euro brutto Jahresgehalt), dahinter folgen Entwicklungsingenieur:in (49.263 Euro), Ingenieur:in (48.435 Euro), Jurist:in (46.239 Euro) und Key Account Manager:in (46.143 Euro). Am anderen Ende des Spektrums befinden sich die Jobs Kassierer:in (25.507 Euro), Einzelhandelskauffrau/Einzelhandelskaufmann (25.384 Euro), Tankstellenmitarbeiter:in (25.326 Euro), Reinigungskraft (25.203 Euro) und – ganz am Ende der Liste – Küchenhilfe (24.187 Euro)

Bei den Branchen bilden Maschinenbau (41.219 brutto Jahresgehalt), Forschung/Entwicklung (41.048 Euro), Medizin/Pharma (41.007 Euro), Industrie (40.402 Euro) und Elektro/Elektronik (39.958 Euro) das Spitzenfeld. Die niedrigsten Einstiegsgehälter werden in Tourismus (28.862 Euro), Textil (27.828 Euro), Sport/Beauty (27.524 Euro), Hotels/Beherbergung (27.411 Euro) und Gastronomie (25.309 Euro) gezahlt.

Abschließend lässt sich festhalten, dass man als Berufseinsteiger:in im Sektor Maschinenbau in Österreich im Schnitt am besten verdient, bei den Jobs haben allerdings Ärzt:innen die Nase vorn.

www.kununu.com

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