"Gaze"
Jenny Saville enthüllt die rohe Kraft des Körpers in der Albertina

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 22.06.2025

Das Wiener Museum präsentiert mit der Künstlerin erstmals eine der intensivsten Vertreterinnen figurativer Gegenwartskunst.

Noch bis 29. Juni 2025 präsentiert die Albertina in Wien mit "Gaze" die erste umfassende Einzelausstellung der britischen Malerin Jenny Saville in Österreich. Auf 26 Werken – darunter vier bislang unveröffentlichte – entfaltet sich ihr monumentales Œuvre: ein kraftvolles Zwiegespräch zwischen Malerei und Zeichnung, zwischen Fleischlichkeit und künstlerischer Referenz an alte Meister. Diese Retrospektive eröffnet einen faszinierenden Zugang zur physischen, emotionalen und intellektuellen Wucht moderner Körperkunst.

Körper als Landschaften

Seit den 1990er-Jahren hinterfragt Saville mit schonungsloser Direktheit traditionelle Schönheitsideale. Ihre Figuren – oft üppig, ungeschönt und aktiv – sprengen klassische Erwartungen und überraschen mit ungewöhnlichen Posen und schroffen Perspektiven. Ihre Kunst "setzt sich über konventionelle Vorstellungen von Schönheit und Hässlichkeit hinweg" albertina.at. Die vielfach besprochene Körperlichkeit irritiert – und fesselt zugleich.

Jenny Saville
Jenny Saville, Gaze, 2021–2024, 200 × 160 cm, Öl und Acryl auf Leinwand, Privatsammlung © Jenny Saville / Bildrecht, Wien 2025, Foto: Prudence Cuming Associates Ltd. Courtesy Gagosian

Göttinnen zwischen Abstraktion und Realismus

Im Zentrum der Schau steht die Triptychon-Serie Fates (2018), die sich an die antiken Schicksalsgöttinnen lehnt. Die Figuren wirken wie fragmentierte Skulpturen – riesig, surreal und doch anatomisch präsent. Ihre Fleischlichkeit wirkt fast gehauen, ihre Abstraktion vermittelt das Gefühl eines Körpers in Bewegung – oder im Ringen mit seiner eigenen Geschichte. Saville schöpft aus einem reichen Kunstkanon: Leonardo, Tizian, Picasso, Bacon, Freud – sie extrahiert Techniken wie Pastosität, Körperstudien und gestische Impulsivität, um sie neu zu verknüpfen. So wird Malerei zum skulpturalen Akt, Zeichnung schmiegt sich an Öltexturen.

Jenny Saville
Jenny Saville, Byzantium, 2018, 194,3 × 239,1 cm, Öl, Kohle, Oil Stick, Ölkreide, Goldfarbe auf Leinwand, The George Economou Collection © Jenny Saville / Bildrecht, Wien 2025, Foto: Mike Bruce. Courtesy Gagosian

Savilles Arbeiten wirken bewusst herausfordernd: Leichenschau, chirurgische Notationen, fragmentarische Körper – all das irritiert zunächst. Doch genau diese Intensität eröffnet Tiefe: Der Blick bleibt nicht an Glätte hängen, sondern findet in Haut und Fleisch eine emotionale, philosophische Resonanz.

Jenny Saville: Gaze
21. März – 29. Juni 2025
Albertina Wien
www.albertina.at

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