"Business Meets Diplomacy"
Diplomatie als strategische Brücke für Österreichs Rolle im globalen Wettbewerb

| Larissa Bilovits 
| 25.05.2025

Kürzlich luden Leitbetriebe Austria und das BMEIA zu einer Diskussion über Chancen am US-Markt und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Im Mittelpunkt standen wirtschaftliche Resilienz, Vernetzung und neue Marktpotenziale. 

Vergangenen Dienstag, dem 20. Mai, lud Leitbetriebe Austria gemeinsam mit dem Unternehmensservice im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) zu einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde unter dem Titel "Business Meets Diplomacy – Neue Märkte und internationale Wettbewerbsfähigkeit mit Schwerpunkt USA". Zahlreiche Vertreter:innen der Leitbetriebe folgten der Einladung ins Außenministerium und tauschten sich über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven auf dem internationalen Parkett, insbesondere auf dem US-Markt, aus. 

Zukunftsweisende Partnerschaft in schwierigen Zeiten

Begrüßt wurden die Gäste durch Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria, die zunächst die seit 2016 bestehende Zusammenarbeit mit dem Unternehmensservice im Außenministerium als zukunftsweisende Partnerschaft würdigte. Sie betonte, dass es gerade in einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Verwerfungen Formate wie diese brauche, um Unternehmen Orientierung, Begleitung und Zugang zu Entscheidungsträger:innen zu ermöglichen.

"Mit der Initiative 'Business Meets Diplomacy' fördern wir den direkten Austausch zwischen der heimischen Wirtschaft und der Diplomatie", ergänzt Ulrike Ritzinger, Leiterin des BMEIA-Unternehmensservice und designierte österreichische Botschafterin in Portugal. "Je intensiver die Kooperation zwischen dem Außenministerium, den Leitbetrieben und anderen österreichischen Wirtschaftsakteuren, umso besser für unsere Betriebe im In- und Ausland."

Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken

Anschließend stellte auch Staatssekretär Sepp Schellhorn im Rahmen einer Ansprache die Bedeutung eines schlanken, wirtschaftsfreundlichen Rahmens in den Vordergrund und sprach sich klar für Deregulierung und Bürokratieabbau auf nationaler wie europäischer Ebene aus. Dabei spiele das Außenministerium als aktiver Standortpartner im Ausland eine entscheidende Rolle. "Wir müssen Europa wieder im Sinne der Innovationskraft stärken – und das geht nur gemeinsam", so Schellhorn. Dabei dürfe man den wirtschaftlichen Druck durch Wettbewerber wie die USA oder China nicht als Bedrohung verstehen, sondern müsse ihn als Antrieb zur Modernisierung begreifen.

Diplomatie als Brücke

Mittelpunkt der Veranstaltung war schließlich die folgende Podiumsdiskussion mit führenden Persönlichkeiten aus Diplomatie und Außenwirtschaft, die von Monica Rintersbacher und Ulrike Ritzinger moderiert wurde. Es diskutierten Elisabeth Kornfeind (Sektionsleiterin Europa & Wirtschaft, BMEIA), Gudrun Hager (Regionalmanagerin Nord-, West-, Zentral- und Südeuropa, Außenwirtschaft Austria, WKÖ) sowie die live zugeschaltete Petra Schneebauer (Österreichische Botschafterin in den USA).

"Vernetzen, Vermitteln und Vorstoßen" seien die Kernaufgaben der Diplomatie, betonte Sektionsleiterin Elisabeth Kornfeind. Dementsprechend agiere das Außenministerium als Vernetzungsplattform für Unternehmen, Hochschulen, Politik und Think-Tanks, und zwar sowohl in Österreich als auch weltweit. Diplomatische Vermittlung mittels bilateraler Gespräche oder Übereinkommen kann hingegen gerade in geopolitisch herausfordernden Kontexten entscheidend sein. Die diplomatische Außenpräsenz sei zudem ein strategisches Instrument zur frühen Identifikation neuer Chancen und Märkte – etwa in der Ukraine oder in innovationsstarken Regionen der USA. "Wir vernetzen, wir vermitteln, und wir stoßen vor – damit österreichisches Know-how global erfolgreich wirken kann", fasste Kornfeind die Rolle der Diplomatie zusammen, warnte jedoch auch vor strukturellen Schwächen der EU im internationalen Vergleich: Energiepreise, Innovationsfinanzierung und Kapitalmarktstruktur seien klare Bremsfaktoren.

Warum Europa "selbstbewusster auftreten" muss

Wie stark protektionistische Maßnahmen – insbesondere drohende US-Zölle – aktuell Investitionsentscheidungen österreichischer Unternehmen beeinflussen, erläuterte die österreichische Botschafterin in Washington, Petra Schneebauer, die live zugeschaltet wurde. 2,7 Milliarden Euro an Exporten seien laut WIFO betroffen – trotzdem sei es essenziell, dass sich Europa aktiv als verlässlicher Handelspartner positioniere. "Wir müssen als Europäer selbstbewusster auftreten – sonst haben wir den Kampf um die technologische Führerschaft schon verloren", mahnte Schneebauer, verwies weiters auf den neu geschaffenen österreichischen Caucus im US-Kongress als diplomatischen Meilenstein und schlug ein 'Select Austria'-Format zur Investorenansprache vor.

Enormes Potenzial für Österreichs Unternehmen

Dass sich trotz Unsicherheiten aktuell große Potenziale für Österreichs Unternehmen auf dem US-Markt bieten, hob auch Gudrun Hager von der Außenwirtschaft Austria hervor. Immerhin sei das Land in den vergangenen Jahren zu unserer zweitgrößten Exportdestination aufgestiegen. In den letzten Monaten habe sich die Zahl der Anfragen wegen der Zollthematik verdreifacht, doch mit kluger strategischer Begleitung könnten viele Betriebe von den Marktchancen profitieren, meint Hager. Sie identifizierte zentrale Trendfelder für österreichische Unternehmen: Die Reindustrialisierung sieht sie als größtes Projekt, bei Infrastrukturinvestitionen ortet sie enormen Aufholbedarf. Künstliche Intelligenz gilt ihr zufolge als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit, die Green Economy bleibt relevant – trotz globaler Rückschritte. Health, MedTech und Life Sciences boomen weiterhin. "Die wirtschaftliche Verflechtung Österreichs mit den USA ist so intensiv wie nie, diesen Trend wollen wir mit maßgeschneiderten Initiativen weiter stärken", meint Hager.

Wirtschaft und Diplomatie im Dialog

Genau hier setzt laut Ulrike Ritzinger die im Regierungsprogramm verankerte wirtschaftsdiplomatische Initiative "ReFocus Austria" an – sie soll die heimische Exportwirtschaft stärken und den Wirtschafts- sowie Tourismusstandort Österreich gezielt unterstützen. "Seit 2021 haben österreichische Botschaften und AußenwirtschaftsCenter über 800 Veranstaltungen in fast 90 Ländern organisiert, von denen mehr als 4.500 österreichische Unternehmen und ihre Niederlassungen im Ausland profitieren konnten."

Die Bedeutung des offenen Dialogs zwischen Wirtschaft und Diplomatie hebt auch Monica Rintersbacher hervor: "Für eine positive wirtschaftliche Perspektive in herausfordernden Zeiten ist Mut, Innovationskraft und internationale Vernetzung wichtig. Zudem braucht es kompetente, individuelle Beratung in komplexen Märkten sowie die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Diplomatie und Wirtschaft."

www.leitbetriebe.at

www.bmeia.gv.at

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