Online-Shopping ist in Österreich kein Randphänomen mehr, sondern quer durch alle Altersgruppen etabliert. Laut E-Commerce Report 2024, der auf rund 2.600 wöchentlichen Befragungen basiert, kaufen 98 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 94 Prozent der 65- bis 79-Jährigen regelmäßig online ein. Insgesamt wurden 2024 über 30 Milliarden Euro im heimischen E-Commerce umgesetzt. Besonders gefragt sind Kleidung, Schuhe und Beauty-Produkte. Auch Lebensmittel und Apothekenprodukte verzeichnen deutliche Zuwächse. Größter Ausgabenbereich bleibt der Reisesektor, für den die Österreicher:innen online mehr als zehn Milliarden Euro ausgaben. "Der E-Commerce wächst in Österreich kontinuierlich. Aber auch der stationäre Handel bleibt unverzichtbar. Online- und Offline-Shopping ergänzen sich ideal, denn rund 80 Prozent aller stationären Kaufabschlüsse werden digital vorbereitet. Lokale Händler:innen punkten mit Nähe, Qualität und persönlichem Service. Wer zusätzlich digitale Kanäle sinnvoll ergänzt, stärkt seine Position und bleibt wettbewerbsfähig", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Bequemlichkeit, Nachhaltigkeit und Zahlungskomfort als Treiber
Die häufigsten Gründe für den Onlinekauf sind Bequemlichkeit, günstige Preise, größere Produktauswahl und die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten. Der Report zeigt deutlich, dass Konsument:innen den einfachen und zeitsparenden Ablauf schätzen. Nachhaltigkeit wird dabei für viele zunehmend wichtig: Mehr als die Hälfte achtet beim Onlinekauf auf klimafreundliches Handeln der Anbieter. Jüngere Konsument:innen erwarten umweltfreundliche Liefermethoden, recycelbare Verpackungen und ressourcenschonende Rücksendeprozesse. Doch auch ältere Käufer:innen – etwa die Hälfte der über 65-Jährigen – legen Wert auf nachhaltige Versandlösungen.
Parallel dazu wünschen sich Konsument:innen ein Höchstmaß an Flexibilität und Sicherheit beim Bezahlen. Kredit- und Debitkarten, E-Wallets sowie der Kauf auf Rechnung zählen zu den beliebtesten Zahlungsarten. Ausschlaggebend sind vor allem Einfachheit, Geschwindigkeit und Sicherheit. Laut Handelsverband kaufen 72 Prozent bevorzugt bei heimischen Online-Händler:innen – sofern sie ein passendes Zahlungsangebot bieten. Wer nachhaltige Versandoptionen mit einer breiten Auswahl an Zahlungsmethoden kombiniert, positioniert sich als moderner, zukunftsfitter Anbieter.
EU plant Zwei-Euro-Gebühr auf Fernost-Importe
Angesichts der anhaltend hohen Zahl an Billigimporten aus Asien fordert der Handelsverband seit Langem faire Wettbewerbsbedingungen für europäische Händler:innen. Die Europäische Kommission hat nun angekündigt, eine Zwei-Euro-Gebühr pro Paket aus Drittstaaten wie China einzuführen. Damit greift Brüssel eine zentrale Forderung des Handelsverbands sowie des gemeinsam mit Greenpeace präsentierten Aktionsplans auf. Allein 2024 wurden rund 4,6 Milliarden Pakete mit Waren unter 150 Euro aus Fernost in die EU geliefert – vielfach falsch deklariert und unter Umgehung von Zöllen und Steuern. Der Handelsverband begrüßt den Vorstoß der EU-Kommission ausdrücklich, fordert jedoch einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung. Die Gebühr soll helfen, die nationalen Zollbehörden zu entlasten und sicherzustellen, dass importierte Waren den EU-Sicherheitsstandards entsprechen. Zum Vergleich: In den USA fallen auf ähnliche Lieferungen deutlich höhere Gebühren und Zölle an.
Handelsverband fordert Maßnahmen für fairen Wettbewerb
Neben der geplanten Paketgebühr fordert der Handelsverband eine Senkung der Zollfreigrenze auf null Euro, mehr Ressourcen und Kontrollbefugnisse für die Zollbehörden sowie temporäre Sperren für Plattformen, die wiederholt gegen EU-Vorgaben verstoßen. Der Schaden für den österreichischen Handel durch systematischen Missbrauch wird mit rund 4,5 Milliarden Euro beziffert. Besonders Plattformen wie Temu, Shein oder AliExpress umgehen laut Handelsverband immer wieder bestehende Regeln – etwa durch Teillieferungen oder falsche Deklarationen. "Europäische Händler müssen strenge Auflagen erfüllen, während Drittstaaten-Plattformen unseren Markt mit teilweise gesundheitsgefährdenden Produkten fluten. Es ist höchste Zeit, dass die EU konsequent handelt", fordert Rainer Will.
www.handelsverband.at
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