Interview

Daniela Unterholzner: "Es ist so einfach wie genial: Wohnungslosigkeit mit einer eigenen Wohnung zu beenden"

Rund 20.500 obdach- und wohnungslose Menschen in Österreich-Warum müssen Menschen in Österreich auf der Straße leben?

Die Gründe sind vielfältig. Zu strukturellen Herausforderungen wie Entwicklungen am Wohnungsmarkt oder Arbeitsmarkt kommen oft unvorhersehbare persönliche Schicksalsschläge: etwa Trennung, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes. In den letzten Monaten hat sich die Situation durch Inflation und Teuerung zugespitzt. Für immer mehr Menschen geht es sich schlichtweg nicht mehr aus. Unsere Erfahrung zeigt: Es kann jede*n treffen, und zwar schneller, als man denkt.

Wie kann die Immobilienwirtschaft helfen?

Indem sie nachhaltig denkt und in leistbaren Wohnraum investiert. neunerimmo arbeitet seit Jahren erfolgreich mit rund 38 Vertreter*innen zusammen. Die Schaffung und Erhaltung von leistbarem Wohnraum geht uns als Gesellschaft alle an und ist eine Investition in die Zukunft. Um Wohnungslosigkeit nachhaltig zu beenden, braucht es auch den Ausbau und Erhalt der gemeinnützigen und kommunalen Wohnungsbestände sowie eine starke Kooperation zwischen dem Wohn- und Sozialressort.

Warum arbeiten Sie nach dem Housing First-Standard?

Es ist so einfach wie genial: Wohnungslosigkeit mit einer eigenen Wohnung zu beenden. Housing First heißt ein international erfolgreiches Modell, das in Wien seit 2012 von der Stadt, Sozialorganisationen und Bauträgern umgesetzt wird. Für uns ist Housing First Plan A zur langfristigen, nachhaltigen Beendigung von Wohnungslosigkeit. Erfolgszahlen wie 93 % Mietstabilität sprechen für sich.

neunerimmo akquiriert leistbare Wohnungen. Wie schwierig ist das?

Wir haben ein stabiles Netz aus starken, verlässlichen Partner*innen. Aber natürlich spürt man derzeit die Verunsicherung und zum Teil auch Zurückhaltung. Unsere Erfolgsbilanz kann sich jedoch sehen lassen: Mit Unterstützung vieler Partner*innen aus dem Immobilien- und Sozialbereich konnten wir rund 1.700 Menschen, davon 629 Kinder, wieder ein Zuhause geben. Das entspricht 723 Wohnungen oder rund 38.000 m² Wohnraum. 

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