Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) und die SRP Sekundär Rohstoff Produktion GmbH eröffneten vor einigen Tagen Österreichs erstes Polyolefin-Aufbereitungsanlage im niederösterreichischen Pöchlarn.
Nach zweijähriger Verfahrensentwicklung und einem von der ARA patentierten Prozess, ist die hochmoderne Anlage seit 1. März 2025 im Vollbetrieb. Sie soll nun zusätzlich bis zu 30.000 Tonnen Recyclingmaterial pro Jahr verarbeiten. Im Beisein hochrangiger Politik- und Wirtschaftsvertreter:innen wurde das innovative Projekt vorgestellt.
Upcycle als Meilenstein
In der Vergangenheit wurden getrennt gesammelte Kunststoffverpackungen, die nicht recyclingfähig sind, weil sie zu stark verschmutzt, zu klein, aus unterschiedlichen chemischen Stoffen oder Beschichtungen bestehen, aussortiert und im Anschluss als Ersatzbrennstoff eingesetzt. Mit Upcycle hat die Altstoff Recycling Austria AG nun ein Verfahren ausgearbeitet, um diese Sortierreste als wertvolle Sekundärrohstoffe im Kreislauf zu führen. Dabei soll der Prozess von der SRP Rohstoff Produktion umgesetzt werden.
Der Großteil, der beim Verfahren verarbeiteten Kunststoffreste kommt von TriPlast: Die Hightech Kunststoffsortieranlage der ARA und ihrer Partner Bernegger und Der Grüne Punkt ging im Juni im oberösterreichischen Ennshafen in Betrieb und erreicht eine hierzulande einzigartige Sortiertiefe von 80 Prozent. Aus den restlichen 20 Prozent der Kunststoffverpackungen, die nicht verarbeitet werden können, soll Upcycle mithilfe des innovativen Verfahrens bis zu 50 Prozent der Wertstoffe zurückgewinnen, mit dem Ergebnis hochwertiger Polyolefin-Rezyklate in einer Reinheit von zumindest 90 Prozent, heißt es. Im Anschluss sollen diese von der Industrie als Sekundärrohstoff mechanisch oder chemisch weiterverarbeitet werden.
Großer Stellenwert
"Mit dem Projekt Upcycle werden jährlich 30.000 Tonnen Recyclingmaterial verarbeitet. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und stärkt Niederösterreichs Ruf als grüne und smarte Wirtschaftsregion im Herzen Europas", sagt die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner im Rahmen einer Videogrußbotschaft.
Österreichs erste Polyolefin-Aufbereitungsanlage eröffnet © Amago
Auch Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter, bekräftigte in seiner Rede den Stellenwert der Anlage: "Mit dieser Anlage unterstreicht Niederösterreich seine Vorreiterrolle im Bereich der Kreislaufwirtschaft und Innovation. Sie ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft und zeigt, wie wir Ressourcen effizient im Kreislauf halten können."
Bewusste Standortwahl
Bei der Gelegenheit wurde in einer Talkrunde mit Vertretern der ARA und SRP Österreichs erste Polyolefin-Anlage aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
"Es ist von zentraler Bedeutung, Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten und damit gleichzeitig die ambitionierten EU-Recyclingziele bei Kunststoffverpackungen zu erreichen. Upcycle leistet dazu mit neuer Technologie einen wichtigen Beitrag. Dabei ergänzen sich mechanische und chemische Recyclingverfahren für einen geschlossenen Kreislauf und liefern so zusätzliche Rezyklate, die sonst verloren gehen würden", sagt ARA Vorstand Thomas Eck.
Laut der ARA wurde der Standort in Pöchlarn ebenfalls bewusst gewählt, um eine 360-Grad-Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Durch die enge Kooperation zwischen der Kommune, Entsorgern und der Zementindustrie wurde eine wichtige Zusammenarbeit geschaffen. Die nicht weiter recycelbaren Restfraktionen werden in einer CO₂-optimierten thermischen Verwertung durch Kirchdorfer Zement, einem Spezialisten für umweltschonende Zementproduktion, genutzt.
"Unser Projekt mit ARA ist ein Paradebeispiel für eine Win-win-Situation. Wir priorisieren die stoffliche Verwertung, aber nicht alles lässt sich stofflich verwerten. Diese Materialien setzen wir im Kirchdorfer Zementwerk sinnvoll als Ersatzbrennstoff ein. Dies schont wertvolle Ressourcen und reduziert gleichzeitig CO₂-Emissionen. Durch den Einsatz von Ersatzbrennstoffen können wir fossile Brennstoffe wie Gas oder Kohle nahezu vollständig ersetzen, was zu einer der höchsten Substitutionsraten in der Branche führt", so Erich Frommwald, CEO der Kirchdorfer Gruppe.
Wichtiger Schritt für nachhaltige Entwicklung
Die neue Anlage soll aber auch auf kommunaler Ebene Vorteile bieten. Es sei nicht nur eine Bereicherung für die Wirtschaft, sondern auch ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Entwicklung von Kommunen. "Der GVU hat sich schon immer für innovative Lösungen für die Gemeinden und die Menschen im Bezirk eingesetzt. Mit der ARA und dem Upcycle-Projekt wurde ein kompetenter und ebenso innovativer Partner gefunden, um gemeinsam mit unserer Tochterfirma, der SRP GmbH, die Region als Wirtschaftsstandort zu stärken", sagt Martin Leonhardsberger, Obmann des GVU Melk, der gemeinsam mit Kerschner Umweltservice und Logistik Eigentümer des Top Umweltservice ist.
"Wir blicken auf 95 Jahre Erfahrung in der Abfallwirtschaft zurück, in denen wir uns von einem Müllentsorger zu einem Recyclingunternehmen entwickelt haben. Wir wollen die Kreislaufwirtschaft weiter voranbringen, Upcycle leistet hier einen wichtigen Beitrag. Das Verfahren ist weltweit einzigartig und wir können gemeinsam wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen", so Reinhard Kerschner, Geschäftsführer Top Umweltservice GmbH und Geschäftsführer Kerschner Umweltservice und Logistik GmbH.
www.ara.at
www.top-umweltservice.at
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