Bereits seit vielen Jahren argumentiert die Fachwelt, dass zur Umsetzung von Elektromobilität und der Einbindung alternativer Stromhersteller wie Photovoltaik- oder Windparks europaweit enorme Investitionen in Infrastruktur und Speichermöglichkeiten notwendig seien. Dennoch mangelt es nach wie vor an den notwendigen politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür. Laut Rudolf J. Melzer, dem Gründer des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK), fehle es in den gesetzgebenden Körperschaften zum Teil an Fachexpertise. Wie er im Rahmen einer Enquete im PwC-Tower anlässlich des 15-jährigen Bestandsjubiläums der unabhängigen Wissens- und Dialogplattform appellierte, müsse die Kommunikation zwischen Politik und Wirtschaft intensiviert und verbessert werden.
"Starten statt Warten!"
Aktuell schätzen Expert:innen den Investitionsbedarf in die Energie-Infrastruktur auf rund 160 Milliarden Euro, in Deutschland gar auf rund 1,6 Billionen Euro. Wo, wie und wann investiert wird, ist allerdings ungewiss – dennoch ist für Siegfried Nagl, ehemaliger Energie-Sonderbeauftragter der WKO, der den "Masterplan Energie für Österreich" erstellt hat, klar: "Sobald die Politik das Thema ernsthaft unterstützt, geht auch etwas weiter." Damit dies passiert, bräuchten die entsprechenden Körperschaften allerdings ausreichend Fachpersonal und müssten überdies den Dialog fördern. Laut Nagls Einschätzung dürfte der Geothermie vor allem in den Städten künftig ein höherer Stellenwert zukommen. Damit die Industrie allerdings die notwendigen langfristigen Investitionen tätigen könne, lautete sein Appell an die neue Bundesregierung, beispielsweise die entsprechenden Förderungen berechenbarer zu machen.
Michael Sponring, Leiter des Bereiches Power & Utilities bei PwC Österreich, betont, dass es dabei nicht immer um die Förderungen, sondern vor allem um klare und verlässliche Regelungen gehe. "Die Energiewende wird gelingen. Was es dafür braucht, sind vernünftige Rahmenbedingungen, die möglichst technologieoffen formuliert werden müssen. Förderungen mit der Gießkanne in einem rundum sorglosen Paket zu verteilen ist hier nicht zielführend und wird den Wirtschaftsstandort nicht stärken. Eines der wichtigsten Instrumente für eine erfolgreiche Energiewende sind günstige Finanzierungsmöglichkeiten, die das Mammut-Investitionsprogramm erst möglich machen."
Für Martin Wagner, Geschäftsführer der Verbund Energy4Business GmbH, ist klar, dass man hinsichtlich der Umsetzung der Energiewende in der Industrie ordentlich aufs Tempo drücken müsse: "Starten statt Warten! Die Zeit für Taten ist jetzt!", betonte er. "Das Regierungsprogramm bietet vielversprechende Ansätze für eine zukunftssichere und leistbare Energieversorgung. Es ist entscheidend, dass wir die geplanten energiepolitischen Gesetzesvorhaben, wie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und das längst überfällige Elektrizitätswirtschaftsgesetz, schnell umsetzen. Diese Schritte sind unerlässlich, um die Dekarbonisierung und Elektrifizierung, insbesondere in der energieintensiven Industrie, rasch und planungssicher voranzutreiben."
Authentische, ehrliche und klare Kommunikation gefragt
Auch Gabriela Maria Straka, Chefredakteurin bei Manz, Vorstandsmitglied bei respACT, Österreichischer Wirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung, und Österreichs Innovatorin der UN Weltklimakonferenz, ist es ein großes Anliegen, Rechts- und Planungssicherheit für Unternehmen zu erreichen. Diese sieht sie als Leitmaxime für die Omnibus-Regulierung und die erforderliche Kommunikation: "Wir brauchen eine authentisch ehrliche und klare Kommunikation, um alle Menschen in Österreich mitzunehmen!"
Anna Pölzl, CEO von nista.io – einem Unternehmen, das Industriebetrieben dabei hilft, bis zu 20 Prozent ihrer Energiekosten einzusparen -, sieht durch Investitionen in die Energietransformation keinen Wohlstandsverlust. "Sie müssen sich überlegen, was es unseren nachfolgenden Generationen bzw. der Volkswirtschaft kosten würde, wenn wir die notwendigen Investitionen heute nicht tätigen. Energiekosten spielten früher eher eine untergeordnete Rolle, heute muss in einem Unternehmen Energie wie ein Asset gemanagt werden!"
Energiewende "auch im Mindset"
IFWK-Gründer Melzer und die weiteren Expert:innen am Panel waren sich unisono einig, dass Europa betrefflich seiner Energieversorgung so autark wie möglich sein müsse. Zu groß sei ansonsten das Risiko, betrachtet man die aktuellen geopolitischen Entwicklungen in und um Europa. Dabei resümierte Melzer, dass Österreich bei der Wasserkraft seit jeher gut aufgestellt sei, und dass Biogas beziehungsweise Biomethan, aber auch Wasserstoff geeignet wären, um die Energie des Sommers für den Winter zu speichern. Dies könne allerdings nur gelingen, wenn man in größeren Dimensionen denkt und die Konkurrenzfähigkeit dieser Energiequellen stärkt. Überdies sei eine aktivere Kommunikation zwischen Industrie, Wirtschaft bzw. Landwirtschaft, Energieversorgern und Politik gefragt. "Die Energiewende ist nicht nur bei Strom und Gas notwendig, sondern auch im Mindset", so der IFWK-Gründer und Kommunikationsexperte.
Hochkarätiges Networking
Im Anschluss hatten die Anwesenden die Gelegenheit, in lockerer Atmosphäre und bei Sekt von Peter Szigeti weiterzudiskutieren. Unter den Gästen gesichtet wurden unter anderem APA CFO Doris Pokorny, Patrizia Valentini, Head of Mobilize bei Renault Österreich, deepsearch-Gründer Roland Fleischhacker, Walter Böhme vom Österreichischen Verband für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK), Sigmar Mielacher vom Hamburger Containerboard, Marte Fjelland (RHI Magnesita), PwC-Partner Dieter Harreiter, Markus Schermann (BRP-Rotax), der neue Geschäftsführer von SAP Österreich Andreas J. Wagner, Klaus Schmid (Amberon Consulting), Stefan Zierlinger (BE Technology GmbH), Stefanie Koch (Kleine Zeitung), Robert Haider (VIG), "Co-Pilotin" Beatrix Czipetits, sowie die Anwälte Wilhelm Milchrahm und Martin Stadlmann.
LEADERSNET war dabei. Eindrücke finden Sie in unserer Galerie.
www.ifwk.net
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