Mit dem AI Act stehen österreichische Unternehmen vor neuen Herausforderungen – aber auch Chancen. Seit dem 2. Februar 2025 sind Unternehmen verpflichtet, ihre Mitarbeitenden im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu schulen. Doch was bedeutet das konkret?
Regulierung in Zeiten rasanter Entwicklung
Die Verbreitung von KI-Technologien schreitet in atemberaubendem Tempo voran. Während das Internet fünf Jahre benötigte, um eine vergleichbare Adoptionsrate zu erreichen, gelang dies KI-Anwendungen wie ChatGPT in nur zwei Jahren. Die Digitalisierungsstudie 2024 der Österreichischen Post zeigt eine Verdopplung der KI-Nutzung in österreichischen Unternehmen – von 20 auf 40 Prozent innerhalb eines Jahres. Doch mit dieser raschen Entwicklung geht auch Unsicherheit einher: Viele Unternehmen tun sich schwer, die Technologie nicht nur zu verstehen, sondern auch sinnvoll einzusetzen. Der Wunsch nach klaren Regeln und mehr Transparenz ist daher nachvollziehbar. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass übermäßige Vorschriften europäische Unternehmen im internationalen Wettbewerb ausbremsen.
Der AI Act soll diesem Spannungsfeld begegnen, indem er klare Rahmenbedingungen schafft. Ziel ist es, ein regulatorisches System mit menschlicher Kontrolle, risikobasierten Vorgaben und definierten Kompetenzanforderungen zu etablieren. Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen?
Risikoeinstufung: Welche KI ist wie geregelt?
Unternehmen, die KI-Technologien einsetzen möchten, müssen zunächst prüfen, in welche Risikoklasse ihre Anwendung fällt. Der AI Act unterscheidet zwischen verschiedenen Stufen: Anwendungen mit einem inakzeptablen Risiko, wie Social Scoring, das Grundrechte und die Privatsphäre gefährden kann, sind in der EU verboten. Hochriskante Systeme, die etwa in der Kreditvergabe oder im Personalmanagement eingesetzt werden, unterliegen strengen Auflagen, um faire und diskriminierungsfreie Entscheidungen zu gewährleisten. Ein begrenztes Risiko besteht beispielsweise bei Chatbots im Kundenservice, die verpflichtend als KI-Anwendungen gekennzeichnet werden müssen, um für Transparenz zu sorgen. Systeme mit minimalem oder gar keinem Risiko hingegen, die keine relevanten Gefahren mit sich bringen, unterliegen nur geringen bis gar keinen Vorgaben.
Für Unternehmen heißt das, für jede Anwendung eine Risikobewertung durchzuführen, um sie richtig einordnen zu können. Sobald die Risikobewertung abgeschlossen ist, muss sichergestellt sein, dass die Mitarbeitenden entsprechend geschult werden. Diese Trainings sind essenziell, um KI effizient zu nutzen und gleichzeitig Risiken wie Datenschutzprobleme oder Fehlinformationen zu minimieren. Gleichzeitig bieten sie die Gelegenheit, die Vorteile der Technologie gezielt für den Arbeitsalltag nutzbar zu machen. Unternehmen, die sich nicht an die Vorgaben der Risikoklassifizierung halten, drohen hohe Strafen: Je nach Verstoß können bis zu 30 Millionen Euro oder sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes fällig werden.
Der AI Act setzt einen wichtigen Rahmen für den verantwortungsvollen Umgang mit KI. Er schafft Sicherheit und Transparenz, darf jedoch nicht zur Innovationsbremse werden. Unternehmen in Österreich sollten die neuen Vorgaben als Chance sehen: Wer KI bewusst und mit fundiertem Wissen einsetzt, kann nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
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