Gehirnoptimierung
Gesichter im Kaffeeschaum sind kein Zufall

| Larissa Bilovits 
| 03.03.2025

Wissenschaftler:innen der Universität Gießen führten Experimente mit KI-gestützten neuronalen Netzwerken durch, um zu ergründen, warum wir Menschen im Alltag oftmals Gesichter in zufälligen Objektstrukturen erkennen. 

Vermutlich jede:r hatte schon mal die Situation im Alltag, in einer zufälligen Struktur ein Gesicht zu erkennen – sei es im Kaffeeschaum, auf einer Wand, in einem Felsen oder sonst wo. Tatsächlich ist dies kein Zufall: Das Phänomen, das rund um die Welt zu beobachten ist und "Gesichtspareidolie" genannt wird, existiert deswegen, weil das menschliche Gehirn versucht, Objekte möglichst einfach und schnell – und in diesem Fall als Gesicht – zu klassifizieren. Dies hielt nun eine aktuelle Forschung der Universität Gießen, nachzulesen in "PLOS Computational Biology", fest.

KI-basierte neuronale Netzwerke

Im Rahmen ihrer Experimente haben die Forschenden im Gehirn von Versuchspersonen Reaktionen auf bestimmte Sinnenreize mit neuronalen Netzwerken, die mittels Künstlicher Intelligenz kreiert wurden, verglichen. Dabei zeigte sich, dass lediglich eines dieser computergesteuerten Netzwerke ähnlich wie ein menschliches Gehirn reagierte, wenn es darum ging, vermeintliche Gesichtsmerkmale in unbelebten Objekten zu erkennen. Und dieses eine Netzwerk wurde explizit darauf geschult, Gesichter zu erkennen und Objekte in verallgemeinerbare Kategorien einzuordnen, wie dies auch Menschen tun.

"Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass diese Sinnestäuschung auch beim Menschen darauf zurückzuführen ist, dass unser Gehirn zeitgleich gelernt hat, Gesichter zu erkennen und Objekte zu kategorisieren", sagt Katharina Dobs, Professorin für Angewandte Informatik mit dem Schwerpunkt Kognitive Systeme. "Wenn wir also in unserem Kaffeeschaum oder in den Wolken ein Gesicht sehen, ist das keine zufällige Kuriosität, sondern ein systematisches Nebenprodukt der Optimierung unseres Gehirns."

Potenzial künstlicher neuronaler Netzwerke

Laut der Expertin diene die Studie nicht nur dazu, mögliche Ursachen der Gesichtspareidolie zu ergründen. Ebenso wollen die Forschenden darauf aufmerksam machen, welches Potenzial in künstlichen neuronalen Netzwerken steckt, um umfassende Phänomene rund um das menschliche Sehen zu erforschen.

www.uni-giessen.de

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