Die Entwicklung des weltweiten Konsumgütermarktes hat sich 2024 deutlich eingebremst. Im Vorjahr betrug der Umsatzanstieg nur mehr 7,5 Prozent. 2023 hatte dieser noch 9,3 Prozent und 2022 sogar 9,8 Prozent betragen. Zudem sieht sich die Branche angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und eines veränderten Verbraucherverhaltens weiterhin mit Gegenwind konfrontiert. Wie sich die führenden Unternehmen in diesem Umfeld strategisch neu ausrichten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, erläutert der aktuelle Consumer Products Report 2025 der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company. "Während die Inflation allmählich zurückgeht, zeigt sich immer deutlicher, dass das traditionelle Wachstumsmodell der Konsumgüterindustrie aufgrund der neuen Marktrealitäten an seine Grenzen stößt“, erklärt Silvan Göldi, Bain-Partnerin im Wiener Büro von Bain & Company und Mitglied der Praxisgruppe Konsumgüter. "Für die Unternehmen ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihre Strategie zu schärfen und die Weichen für nachhaltigen Erfolg zu stellen.“
Schwellenländer haben sich als Wachstumsmotor etabliert
In den Industrieländern sank das Umsatzwachstum bei Konsumgütern laut dem Bain-Report von 7,7 Prozent im Jahr 2023 auf 4,5 Prozent 2024. Die Absatzmengen veränderten sich trotz der vergleichsweisen moderaten Preisanstiege kaum. Dies spiegelt die Auswirkungen vieler Monate mit hohen Inflationsraten wider: Die Preise in den USA und der EU lagen Ende 2024 um mehr als 20 Prozent über dem Niveau des ersten Quartals 2020. Im Rahmen seiner repräsentativen Konsumentenbefragungen in den USA und bedeutenden europäischen Märkten hat Bain jüngst festgestellt, dass die Lebenshaltungskosten nach wie vor die größte Sorge der Verbraucher:innen sind – so gaben rund 80 Prozent an, dass sie ihre Ausgaben kürzen.
Unterdessen bleiben die Schwellenländer der wichtigste Wachstumsmotor für die Branche, 2024 stiegen dort die Einzelhandelsumsätze um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Dies entspricht weitgehend dem Niveau der vergangenen Jahre und liegt inzwischen deutlich über dem Wert der Industrieländer. Die in den Schwellenländern verzeichnete Zunahme der Absatzmenge von drei Prozent – vor dem Hintergrund geringerer Preiserhöhungen – entsprach nahezu dem gesamten Absatzmengenwachstum der Konsumgüterindustrie weltweit.
KI bleibt für viele Branchenspieler eine ungenutzte Chance
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen führende Konsumgüterhersteller auch in digitale Fähigkeiten investieren und KI über ihre Geschäftsbereiche hinweg ausrollen, empfiehlt Bain & Company. Doch obwohl 90 Prozent der mehr als 100 weltweit im Rahmen des Bain-Reports befragten Führungskräfte die Bedeutung von KI für ihre Branche erkannt haben, stufen sie erst 37 Prozent als eine ihrer fünf wichtigsten Prioritäten ein. Und lediglich sechs Prozent verfügen bereits über einen Plan, KI gezielt zur Wertschöpfung einzusetzen.
Neuausrichtung birgt Zukunftschancen
Die schwächere Marktentwicklung und die Unsicherheit über künftige Wachstumsquellen sind den Finanzmärkten indes nicht entgangen. So hat sich zuletzt die jährliche, über fünf Jahre gemittelte Gesamtaktienrendite (Total Shareholder Return) der weltweit größten Konsumgüterhersteller nach Marktkapitalisierung im Vergleich zur vorherigen Periode mehr als halbiert. "Die Branche sollte das nachlassende Wachstum aber keineswegs nur als Herausforderung begreifen", bilanziert Branchenexperte Göldi. "Vielmehr ergibt sich nun die Chance für eine umfassende Transformation." Durch eine datengestützte, präzisere Steuerung von Marketing, Vertrieb und Umsatzmanagement können führende Konsumgüterhersteller ihr Umsatzwachstum spürbar steigern. Auch ist es möglich, neue Ertragsquellen zu erschließen – sei es durch Innovationen, Übernahmen oder indem globale Strategien an fragmentierte Märkte und aufstrebende Regionen angepasst werden, so der Rat der Expertin.
Hier finden Sie den Consumer Products Report 2025.
www.bain.com
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