Fotos vom DHK Neujahrsempfang 2025
"Größter Fehler bei der Zukunftsplanung ist, mit einer Gegenwartsanalyse zu beginnen"

| Tobias Seifried 
| 16.01.2025

In diesem Jahr engagierte die Deutsche Handelskammer in Österreich für ihren Neujahrsempfang den Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky als Keynote-Speaker. Dieser entwarf vor den rund 180 Gästen aus Wirtschaft und Politik ein ziemlich faszinierendes Bild der künftigen technischen und zivilisatorischen Entwicklungen.

Heuer ging der traditionelle Neujahrsempfang der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) in Graz über die Bühne. Als Location diente die Aula der Alten Universität. Der Vorsitzende der Landesdelegation Steiermark der DHK, Christian Jauk (CEO der Grawe Bankengruppe), und der Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in der Steiermark, Joachim Schönbeck (Vorstandsvorsitzender der Andritz AG), konnten rund 180 Gäste begrüßen. Darunter waren viele prominente Vertreter:innen der steirischen Politik und Wirtschaft wie der Industrielle und frühere Minister Martin Bartenstein, der ehemalige Andritz-CEO Wolfgang Leitner, Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark sowie Kurt Maier, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark, mit der Stellvertretenden Geschäftsführerin Nina Zechner. Als Keynote-Speaker wurde der deutsche Zukunftsforscher, Unternehmer und Autor Sven Gábor Jánszky engagiert.

Kein Blick in die Glaskugel

Jánszky entwarf in seiner Keynote zum Thema "2035 - So arbeiten wir in der Zukunft" ein ziemlich faszinierendes Bild der künftigen technischen und zivilisatorischen Entwicklungen schon in den nächsten zehn Jahren. Den 180 Gästen stellte er die Frage, ob man die Zukunft vorhersagen kann. "Jedenfalls nicht durch den Blick in die Glaskugel", antwortete der Zukunftsforscher scherzhaft. Auch das eigene Bauchgefühl müsse man hinten anstellen. "Trennen Sie sich auch von einem Berater, der nicht sein eigenes Geld in seine Prognosen investiert", so Jánszky in Anspielung auf seine eigenen weitverzweigten wirtschaftlichen Aktivitäten.

Der Keynote-Speaker sagt voraus, dass es in fünf Jahren in den meisten Unternehmen Quantencomputer geben werde. "Man muss aus allen Prozessen im Unternehmen Daten gewinnen". Die Ökonomie werde in Zukunft auf Prognosen beruhen. Lieferung vor Bestellung werde das Prinzip sein. Das nennt man Predictive Economy. "Adaptive Produkte", die sich an die Motive und Situationen der Konsument:innen anpassen, seien eine unmittelbare Folge der Zukunftsforschung.

Die wahre Revolution werde sich im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und der Sprache sowie bei den Humanrobotern abspielen, sagte Jánszky. Denn die KI lerne die Sprache der Kund:innen durch deren Anrufe bei Hotlines. Laut dem Zukunftsforscher werde die KI künftig nicht mit Menschen reden, sondern mit der KI selbst über die Menschen.

Zukunft entsteht aus Zukunft

Der größte Fehler bei der Zukunftsplanung sei es, mit einer Gegenwartsanalyse zu beginnen. "Die Veränderungen kommen von außen, man muss die Zukunft analysieren". Nicht die Wissensansammlung, sondern die Prognosefähigkeit entscheide über den Erfolg einer Organisation, eines Unternehmens. Man sollte den Möglichkeiten der Zukunft mehr vertrauen als den Erfahrungen der Vergangenheit, so der Keynote-Speaker.

Äußerst spannend waren mehrere Weltkarten, die der Chairman des größten, wissenschaftlichen Zukunftsinstitutes Europas - die 2b Ahaed Gruppe - vorführte und die den Globus jeweils aus einem anderen Blickwinkel zeigen. Für China ist Europa demnach nur ein kleines Anhängsel an der asiatischen Landmasse, dasselbe gilt für Afrika. Aus der Perspektive der USA liegen Kanada und Grönland im Mittelpunkt und Panama nicht fern. Aus allen Karten lassen sich somit unmittelbar die geopolitischen Interessen der jeweiligen Länder und politischen Akteur:innen verstehen.

Wichtigster Handelspartner

Der deutsche Botschafter in Österreich, Vito Cecere, betonte im Rahmen des Neujahrsempfangs den entschiedenen Einsatz der Regierung in Berlin für das Mercosur-Abkommen. Insgesamt gebe es gute Gründe für Optimismus, einer sei die hohe Quote für Forschung in beiden Ländern. Jedenfalls sei die Haltung des Optimisten besser als die des Pessimisten, denn "er verkennt die Probleme nicht, versucht aber, sie zu lösen."

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl war für die Landesregierung Steiermark gekommen. Sie versicherte, dass auch die neue Landesregierung die guten Beziehungen der Steiermark zur Bundesrepublik Deutschland aufrechterhalten werde. Unser großes Nachbarland bleibe der wichtigste Handelspartner der Steiermark. Leider seien die Exporte aus der Steiermark nach Deutschland aber im vorigen Jahr um zehn Prozent eingebrochen, musste sie konstatieren. Die letztlich gescheiterten Verhandlungen von ÖVP, SPÖ und Neos für eine Regierung hätten "Ergebnisse" erbracht, die für die Verhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP nun nützlich sein werden. Eibinger-Miedl verlangte entschieden von der EU mehr Deregulierung. "Es muss zu einer Trendumkehr bei der Belastung der Unternehmen mit überflüssigen Vorschriften kommen."

Podiumsdiskussion

Der Vortrag von Sven Gábor Jánszky über die Zukunft der Arbeit bot den Ausgangspunkt für eine Podiumsrunde, moderiert von Kathrin Ficzko, bei der Christian Jauk pointiert und kritisch meinte: Keine andere Branche werde so mit Regulierungen an Innovationen behindert wie der Bankensektor. Immer habe ihn die Veränderung begleitet, wenn man die lange Liste der Banken sieht, die in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind. Aber man sei hungrig geblieben und habe sich nicht durch die Vergangenheit den Appetit auf die Zukunft verderben lassen, so der CEO der Grawe Bankengruppe.

Der zweite Gastgeber des Abends, Joachim Schönbeck, bestätigte den Gedanken Janszkys, dass eine starke Triebfeder für Veränderung der Wunsch sei, es möge der nächsten Generation besser gehen. Eine Stärke der Andritz AG sei es, dass sie seit 1872 immer am selben Platz arbeiten könne und auch da bleiben wolle. Es sei aber auch wichtig zu erkennen, "dass man immer etwas ändern muss", stellte der Vorstandsvorsitzende der Andritz AG klar.

LEADERSNET war beim Neujahrsempfang in der steirischen Landeshauptstadt. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.

www.oesterreich.ahk.de

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