Zum Auftakt der "Aufwind-Woche" lud die Volksbank Wien AG am Montagabend zum VIP-Event. Zahlreiche Wirtschaftsvertreter:innen folgten der Einladung von Volksbank Wien Generaldirektor Gerald Fleischmann in die Rooftop-Bar Libelle, um gemeinsam in geselliger Atmosphäre ins neue Jahr zu starten (LEADERSNET berichtete). Nun folgte das nächste Highlight mit dem Investment-Frühstück und einer Keynote von Michael Herzum, Leiter Economics & Macro Strategy bei Union Investment.
"Fantastisches Kapitalmarktjahr"
Nach der Begrüßung durch Gerald Fleischmann beschäftigte sich Herzum in seinem Vortrag mit den Implikationen des Machtwechsels in den USA für Wirtschaft und Märkte. "2024 war ein geradezu fantastisches Kapitalmarktjahr", sagte Michael Herzum und ergänzte mit Blick auf die einzelnen Assetklassen, dass im vergangenen Jahr nur Gold mit Aktien mithalten konnte. "Auch heuer gibt es Rückenwind, wenn auch nicht mehr so stark wie im vergangenen Jahr", sagt Herzum.
Herzum betonte im Vorfeld, der in wenigen Tagen stattfindenden Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump dessen Machtfülle, mit der er komfortabel regieren könne, weil große Gegenwehr aus dem Repräsentantenhaus bzw. dem Senat kaum zu erwarten sei: "Trump ist deutlich besser vorbereitet als 2017 und wird direkt nach der Amtseinführung mit der Umsetzung seiner wirtschaftspolitischen Ideen beginnen. Trumps Agenda dämpft das Wachstum und treibt die Preise, je länger seine Amtszeit dauert. Zudem bedeuten seine erratischen Äußerungen mehr Unsicherheit für Wirtschaft und Kapitalmarkt. Europas Wachstum bleibt auch 2025 hinter den USA zurück", sagte Herzum.
Globales Wirtschaftswachstum
Das moderate globale Wirtschaftswachstum soll aber trotzdem weiter anhalten, wenngleich die Dynamik in den Vereinigten Staaten etwas schwächer ausfallen werden, aber dennoch robust bleiben soll. Problembehaftet soll auch 2025 Kerneuropa bleiben. Die Rückkehr zum Trendwachstum im Euroraum nach längerer Stagnation verlangsamt sich weiter. In China soll das Wachstum etwas eingebremst werden. Verantwortlich sei die Immobilienkrise und die damit zusammenhängende Vertrauenskrise sowie die zaghafte Konjunkturpolitik. In Japan soll hingegen die anziehende Investitionsdynamik im Zuge der Neustrukturierung der Lieferketten das Wachstum unterstützen.
Zinssenkungen und etwas schwächerer Rückenwind
2025 werde auch die Phase der Zinssenkungen weitergehen. "Die Notenbanken werden ihre Zinsen weiter senken. Die EZB hat deutlich mehr Spielraum für Zinssenkungen als die US-amerikanische Fed. Wachstum und Inflation sind hierzulande geringer als in den USA. Wir erwarten in Europa noch fünf und in den USA noch zwei Zinssenkungen bis zum Jahresende", sagte Michael Herzum.
Am Ende des Jahres werde der Zinssatz in der EU mit erwarteten 1,75 Prozent deutlich unter jenem in den USA liegen. Dort wird einer von 3,75 Prozent erwartet.
Entwicklung an den Kapitalmärkten
Optimistisch gestimmt bleibt Herzum, was die Entwicklung an den Kapitalmärkten betrifft. "Die Kapitalmärkte haben weiter Rückenwind – nur weniger als 2024. Steigende Gewinne unterstützen die Aktienkurse", so der Experte.
2024 verzeichneten die wichtigsten Aktienindizes – allen voran der US-Markt – deutliche Zuwächse.
- Nasdaq 100: + 25,6 Prozent
- S&P 500: + 24,5 Prozent
- Nikkei 225: + 20,9 Prozent
- MSCI Emerging Markets: + 13,1 Prozent
- EURO STOXX 50: + 11,0 Prozent
Lediglich Gold (+ 21,8 Prozent) konnte aus Performancesicht mit den Aktien mithalten. "Was das Kapitalmarktumfeld betrifft, ist die Ausgangslage allerdings eine gänzlich andere als 2024", betont Herzum. Das BIP-Wachstum in den Vereinigten Staaten wird 2024 mit voraussichtlich 2,8 Prozent deutlich über den vorher im Schnitt erwarteten 1,0 Prozent liegen. Für 2025 rechnet man bei der Union Investment mit 2,3 Prozent. Auch die Gewinne lagen 2024 um einen Prozentpunkt über den erwarteten zehn Prozent. Sie sollen heuer allerdings um 14 Prozent steigen, so die Erwartungen. Die im letzten Jahr erzielten Kurszuwächse haben Aktien aber verteuert. So stieg etwa das S&P 500 KGV von 17,8 (Ende 2023) auf aktuell 22,3. Nicht zuletzt auch deshalb geht man für heuer von einem normalen Aktienjahr aus, wobei die Analysten von Union Investment US-Aktien mittlerweile schon für teuer halten, während europäische Aktien als moderat bewertet eingestuft werden.
KGV-Vergleich USA vs. Europa
"Bei den Rentenanlagen bleiben Unternehmensanleihen unser Favorit", erklärt der Experte. In puncto Staatsanleihen wird mit Blick auf die zehnjährigen Bundesanleihen (10J-Bund) bzw. die zehnjährigen US-Staatsanleihen (10J-US Treasuries) am langen Ende kein Rückgang erwartet, wodurch es zu steileren Renditestrukturkurven kommen sollte. Zudem rechnet man damit, dass es bei den Staatsanleihen zu einer Rückkehr der Laufzeitprämien kommen wird.
Was die Geopolitik betrifft, wird eine Beruhigung der Lage erwartet. Event-Risiken bleiben aber weiter bestehen.
LEADERSNET war beim Volksbank Investment Frühstück. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.volksbankwien.at
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