Norwegische Studie
Mit KI-Fahrlehrer zum Führerschein

| Larissa Bilovits 
| 06.10.2024

Die Norwegische Universität für Wissenschaft und Technik hat eine Software entwickelt, die Fahrschüler:innen mittels Künstlicher Intelligenz das Autofahren beibringen soll. Dabei soll die Maschine laut den Forscher:innen mindestens so gut sein wie ihr menschliches Pendant.

Selbstfahrende Autos stoßen bei vielen Menschen vermutlich auf Skepsis und erzeugen ein Gefühl von Unbehagen. Lieber vertraut man einem:r erfahrenen und gut ausgebildeten menschlichen Fahrer:in. Doch wie gut jemand das Autofahren erlernt, hängt entscheidend von der Qualität der Fahrausbildung und den Fähigkeiten des:der Fahrlehrer:in ab. Eine aktuelle Studie der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technik (Norwegian University of Science and Technology – NTNU) zeigt nun, dass Künstliche Intelligenz (KI) dabei helfen könnte, die Ausbildung deutlich zu verbessern.

Schüler:innen lernen Autofahren im Simulator

Konkret überprüfte die Software im Test der Forscher:innen die Leistung von Fahrschüler:innen in der einzigen simulatorbasierten Fahrschule Norwegens, die von WAY AS in Trondheim betrieben wird. Teilgenommen haben 21 Fahrschüler:innen und sieben Fahrlehrer:innen.

"Beim Training in einem Simulator ist es einfacher, den Lernprozess der angehenden Fahrer:innen zu standardisieren und zu personalisieren. Gleichzeitig können alle Fahrer:innen mit ungewöhnlichen und gefährlichen Situationen konfrontiert werden, die im realen Fahrunterricht unmöglich sind", erklärt Odd Erik Gundersen, einer der Entwickler der KI-Software.

In einer herkömmlichen Fahrstunde ist es kaum möglich, Situationen wie die plötzliche Begegnung mit einem Elch oder einem quer auf die Fahrbahn rutschenden Lkw realitätsnah zu üben. Mit einem Fahrsimulator hingegen lassen sich solche Szenarien problemlos darstellen. Die virtuelle Umgebung kann beliebig angepasst werden: Fahrten bei strömendem Regen, blendendem Gegenlicht durch eine tiefstehende Sonne, vereisten Straßen oder kurvenreichen Streckenabschnitten – all das lässt sich gezielt simulieren und trainieren.

Das kann der KI-Fahrlehrer

Entwickelt wurde der "digitale Fahrlehrer" von NTNU-Computerwissenschaftler Johannes Rehm und Odd Erik Gundersen mit dem Ziel, diesen so zu trainieren, dass dieser die Schüler:innen objektiv beurteilen kann. Das Feedback des KI-Assistenten soll mindestens genauso gut sein wie das von echten Fahrlehrer:innen. 

Der KI-Bot bringt den Schüler:innen das Fahren bei und hilft, mit brenzligen Verkehrssituationen angemessen umzugehen. Insgesamt können 477 Fahrszenarien gelernt werden, die drei verschiedene Verkehrssituationen umfassen: Überholmanöver, Fahren in der Stadt mit großen Ampelkreuzungen und Kreisverkehren sowie verschiedene Vorfahrtsituationen.

Die Künstliche Intelligenz erkennt dann, in welchen Bereichen der:die Fahrschüler:in noch unsicher ist, und kann diese Situationen gezielt wiederholen lassen. Die Forscher haben zudem gezeigt, dass das Feedback individuell auf den persönlichen Lernstil abgestimmt werden kann. Die Bewertungen des Systems korrelieren dabei stark mit denen professioneller Fahrlehrer:innen, wie die Wissenschaftler feststellten. Darüber hinaus ist der KI-Fahrlehrer in der Lage, gute und schlechte Entscheidungen der Fahrschüler:innen ebenso präzise zu erkennen und zu korrigieren wie ein:e menschliche:r Fahrlehrer:in.

www.ntnu.edu

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV