Unternehmen nah am Abgrund
Varta kann den eigenen Sanierungsplan nicht erfüllen

| Tobias Seifried 
| 14.04.2024

Der Batteriehersteller von Michael Tojner kämpft gleich mit mehreren wirtschaftlichen Herausforderungen. Zudem sorgte ein Cyberangriff für einen mehrwöchigen Produktionsausfall. Kein Wunder, dass der Aktienkurs dramatisch eingebrochen ist. Die Zeit für eine neue Lösung drängt.

Ende letzter Woche teilte Varta mit, sein angestrebtes Restrukturierungskonzept aktualisieren zu müssen. Das bedeutet nichts anderes, als dass der eigene Sanierungsplan nicht erfüllt werden kann. Damit verschärft sich die Krise beim Batteriehersteller des österreichischen Investors und Unternehmers Michael Tojner, der Mehrheitsaktionär ist

Mehrere Gründe

Das ursprüngliche Restrukturierungsprogramm wurde im Juli 2023 mit den finanzierenden Banken und dem Mehrheitsaktionär auf Grundlage eines von einem Sanierungsgutachter erstellten Gutachtens vereinbart und sollte bis Ende 2026 umgesetzt werden. Doch aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage sei das doch nicht möglich. In einer Aussendung teilte Varta mit: "Es hat sich gezeigt, dass die im bestehenden IDW-S6-Gutachten getroffenen Annahmen sowie die auf Basis dieser Annahmen vereinbarten Restrukturierungsmaßnahmen und die empfohlene Unternehmensstrategie der aktuellen wirtschaftlichen Situation der Varta-Gruppe nicht mehr angemessen sind, um bis zum Ende des Sanierungszeitraums auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren."

Gründe für die Verschärfung der Lage werden mehrere angeführt. Konkret nennt Varta u.a. eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die verschiedenen Geschäftsbereiche der Gruppe, volatile prognostizierte Abnahmemengen durch Kund:innen, vor allem im Bereich der kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen, ein unerwarteter erheblicher Rückgang der Nachfrage im Bereich Energiespeicherlösungen bei Endverbraucher:innen und aufgrund hoher Lagerbestände im Handel, eine aggressive Preispolitik von Wettbewerbern sowie anhaltende Lieferkettenprobleme.

Cyberattacke und Kursrutsch

Als wäre das noch nicht genug, kam der am 13. Februar 2024 veröffentlichte Cyberangriff auf einen Teil der IT-Systeme von Varta hinzu. Dieser führte nicht nur zu einem mehrwöchigen Stillstand der Produktion, sondern auch zu einer weiteren Verschlechterung der Finanzsituation. Laut dem Batteriehersteller würden sich die operativen und finanziellen Folgen des Cyberangriffs noch nicht vollständig abschätzen lassen. Zudem hat er eine Verschiebung der Veröffentlichung des Konzernabschlusses 2023 der Gesellschaft zur Folge. Letzteres kam an der Börse gar nicht gut an und sorgte für einen Einbruch der Aktie. Konkret sackte der Kurs am Freitag (12. April) an der Frankfurter Börse, wo Varta seit November 2017 notiert ist, um mehr als 30 Prozent ab und markierte damit ein neues Rekordtief von 9,40 Euro. Damit erreicht der Negativtrend der letzten Jahre einen neuen Höhe- bzw. Tiefpunkt. Zum Vergleich: Anfang 2021 notierte die Varta-Aktion noch bei mehr als 181 Euro. Seither ging es um rund 95 Prozent nach unten.

Neuer Sanierungsgutachter

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen würde eine Analyse und Aktualisierung des bestehenden IDW-S6-Gutachtens als Grundlage einer Anpassung der Restrukturierungsmaßnahmen durch AuxilPartner als neuem Sanierungsgutachter, dessen Expert:innen den Vorstand bereits seit mehreren Monaten im Zusammenhang mit der laufenden operativen Restrukturierung unterstützen, erfolgen, heißt es in der Aussendung.

Die Finanzierer unterstützten diesen Prozess u.a. durch eine im Unterzeichnungsprozess befindliche Stillhaltevereinbarung, durch die der Varta die notwendige Flexibilität unter der bestehenden Sanierungs- und Finanzierungsvereinbarung eingeräumt werde. Derzeit lasse sich dem kriselnden Unternehmen zufolge noch keine verlässliche Aussage treffen hinsichtlich möglicher Anpassungen bzw. weitergehender Restrukturierungs- und daraus folgender Finanzierungsmaßnahmen. Der Vorstand gehe aktuell davon aus, dass das aktualisierte IDW-S6-Gutachten voraussichtlich bis Mitte des Geschäftsjahres 2024 vorliegen werde. Die Zeit für eine neue Lösung drängt.

Ferner teilte die Varta-Gruppe mit, dass sich der Vorstand zur Analyse verschiedener Szenarien die Unterstützung von weiteren Berater:innen gesichert und u.a. Rothschild & Co. als Financial Advisor mandatiert habe, strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten.

Vor dem Hintergrund der bestehenden Sanierungsvereinbarung aus 2023 befinde man sich im engen Austausch mit den Finanzierern und sei zuversichtlich, eine Lösung zu erzielen, die dem Unternehmen eine nachhaltige Sanierung ermöglichen werde, heißt es abschließend.

www.varta.com

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