HV-Neujahrs-Pressekonferenz
Handel fordert Anti-Inflations-Strategie und Händleroffensive

| Redaktion 
| 25.01.2024

Die gesamte Branche weist für 2023 ein reales Minus von 5,5 Prozent aus. Mit dem Zukunftspaket "Österreich handelt!" soll nun entgegengesteuert werden.

Am Donnerstag haben führende Branchenvertreter:innen im Rahmen einer Pressekonferenz den Status Quo des heimischen Handels dargelegt. Außerdem wurden im Rahmen dieser Veranstaltung mit dem HV-Zukunftspaket "Österreich handelt" wichtige Empfehlungen für das Superwahljahr 2024 vorgestellt.

"2024 ist nicht nur ein Jahr der Wahlen, sondern auch ein Jahr der Inflation. Daher braucht es abseits der Wahlversprechen vor allem Taten, um die Teuerungsspirale zu durchbrechen. Wir fordern eine Anti-Inflations-Strategie, insbesondere bei den öffentlichen Ausgaben. Zusätzlich erwarten wir uns eine Händleroffensive, um den 93.200 heimischen Handelsunternehmen Zukunftswachstum zu ermöglichen und damit die Rolle als Jobmotor des Landes mit 709.000 Beschäftigten abzusichern. Österreich muss wieder handeln, und zwar erfolgreich", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Jahresumsatz 2023 real um -5,5 Prozent gesunken

Die heimischen Einzelhändler:innen konnten laut des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) einen Umsatz von 75,3 Milliarden Euro erwirtschaften. Das ist ein inflationsbereinigtes Umsatzminus von -3,6 Prozent– im Vergleich zum ebenfalls holprigen Jahr 2022. Für den gesamten Handel - Einzelhandel, Großhandel, KfZ-Handel - weist das WIFO 2023 sogar ein reales Minus von -5,5 Prozent aus.

"Der Handel ist der Beschäftigungs- und Wirtschaftsmotor der Republik Österreich. Unsere Händler:innen stellen ein Viertel aller Betriebe, wir sind zweitgrößter Arbeitgeber und umsatzstärkster Wirtschaftsbereich des Landes. Doch viele Händler:innen, kleine Einzelkämpfer:innen aber auch große Traditionshäuser, sind unverschuldet auf ihren Krisenkosten sitzengeblieben. Um Arbeitsplätze, Diversität der Handelslandschaft sowie Stadt- und Ortskerne zu erhalten, muss die Bundesregierung heuer endlich eine Händleroffensive starten", ist Will überzeugt.

Inflationsbekämpfung als oberste Priorität

Die hohe Inflation sei laut den Expert:innen der entscheidende Negativ-Faktor. Während im Euroraum die Inflationsrate bei 5,4 Prozent lag, war sie in Österreich bei 7,7 Prozent. Dieser Abstand von 2,3 Prozentpunkten macht der Branche große Sorgen. Daher muss die Inflationsbekämpfung oberste Priorität haben.

LEADERSNET wollte von Rainer Will wissen, wie tief die Jahresinflation sinken muss, damit dem Handel signifikant geholfen wäre. "Eine konkrete Zahl zu nennen ist schwierig. Laut Prognosen soll sich die Jahresinflation 2024 zwischen vier und fünf (rollierend) Prozent bewegen. Fest steht aber, dass uns jedes Zehntel Prozent helfen würde. Hierfür ist es notwendig, dass die Politik gezielt und nicht nach dem Gießkannenprinzip finanzielle Unterstützung leistet", so Will.

Forderungen des Handels

Der Handel fordert daher von der Politik eine Anti-Inflations-Strategie und Händleroffensive. Mit dem Zukunftspaket "Österreich handelt!" und seinen fünf Forderungen soll nun entgegengesteuert werden.

  • Forderung 1: Arbeitsmarktreform – Mehr Beschäftigungsanreize
  • Forderung 2: Beschäftigung sichern – Lohnnebenkosten senken
  • Forderung 3: Bürokratieabbau – Gebühren reduzieren
  • Forderung 4: Fair Commerce – Gleiche Spielregeln für Alle
  • Forderung 5: Ausgabenbremse – Reduktion der Staats- und Länderausgaben

Ausblick auf 2024

Für 2024 zeigen sich die Händler:innen verhalten optimistisch und sehen sich weiter mit vielen Herausforderungen konfrontiert. 28 Prozent der Händler:innen haben aufgrund der Lage im roten Meer (Suez-Kanal) mit Lieferverzögerungen zu kämpfen, allerdings betrifft dieser Umstand nur wenige Teile des Sortiments (weniger als 25 Prozent). 21 Prozent der Handelsbetriebe verzeichnen zurzeit gestiegene Frachtkosten mit Preissteigerungen zwischen zehn und 25 Prozent.

Aufgrund der multiplen Krisen der vergangenen vier Jahre haben die österreichischen Händler:innen deswegen einige Maßnahmen geplant, um ihre wirtschaftliche Existenz in 2024 abzusichern. Das reicht von der Reduktion von Werbespendings (41 Prozent), einem Investitionsstopp (35 Prozent) und Expansionsstopp (18 Prozent) bis hin zum Personalabbau (33 Prozent), Filialschließungen (Zehn Prozent), Beantragung von Förderungen (23 Prozent) und Beendigung der Geschäftstätigkeit (Elf Prozent).

Für das Gesamtjahr 2024 erwarten die heimischen Händler:innen im Durchschnitt einen inflationsbereinigten Umsatzrückgang von -2 Prozent. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) geht davon aus, heuer einen Verlust zu erwirtschaften.

"Auch 2024 wird für den Handel herausfordernd, aber wir bleiben zweckoptimistisch. Spätestens im zweiten Halbjahr hoffen wir auf eine Normalisierung des Preisniveaus, sofern globale Krisenherde nicht zu weiteren Verwerfungen führen", so Rainer Will abschließend.

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.handelsverband.at

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