Immobilienpreise zeigen sich seit Mitte letzten Jahres überraschend resilient

| Redaktion 
| 05.09.2023

Laut einer aktuellen Studie ist der österreichische Wohnimmobilienmarkt trotz vielen Herausforderungen von schweren Schäden verschont geblieben.

Vor genau einem Jahr waren die Befürchtungen groß, dass der "perfekte Sturm" bestehend aus Zinswende und regulatorischer Zeitenwende auf dem österreichischen Wohnimmobilienmarkt schwere Schäden anrichten könnte. Aus heutiger Sicht kann gesagt werden, dass sich die Immobilienpreise seit Mitte 2022 überraschend stabil gezeigt haben, das zeigt eine aktuelle Studie der Raiffeisen Bank International/Raiffeisen Research.

Teurer als vor der Pandemie

Nachdem sich Wohneigentum im vierten Quartal verbilligt hatte, bremste sich der Preisrückgang im ersten Halbjahr spürbar ein. Zwar sei kurzfristig keine preisliche Trendwende zu erwarten, auch in den kommenden Quartalen und 2024 sei mit moderaten Preisrückgängen zu rechnen. Dennoch gilt: "Auf den steilen Steigflug sollte kein Sturzflug folgen", so Matthias Reith, Senior Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research. Die Raiffeisen Experten erwarten sich einen kontrollierten Sinkflug der Preise. Auch nach der unterstellten nominalen Preiskorrektur von bis zu zehn Prozent (2023 bis 2024) sollte Wohneigentum somit spürbar teurer sein als vor der Pandemie.

Immobilienmarkt ist zweigeteilt

Der Blick unter die Oberfläche würde aber jetzt schon prononciertere Preisrückgänge zeigen. "Wir erleben seit Anfang 2022 eine 'Zweiteilung" des Marktes', so Reith weiter. Alte und gebrauchte Wohnungen seien deutlich billiger, neue Wohnungen haben sich seit Mitte 2022 verteuert. Dass sich beim Blick auf die Immobilienpreise insgesamt bisher nur eine sehr moderate Korrektur zeigt, ist somit auch der sehr speziellen Preisentwicklung von Neubauwohnungen geschuldet. Dieser Trend der Zweiteilung sei wohl gekommen, um zu bleiben, sind sich die Experten sicher.

"Leistbarkeit" dämpft Nachfrage

Das Thema "Leistbarkeit" steht sowohl bei den Anforderungen an die Immobilienbranche insgesamt als auch bei der persönlichen Wohnsituation im Fokus, das zeigte sich bei den Ergebnissen einer Raiffeisen Immobilien Wohntrend-Umfrage (LEADERSNET berichtete). Nun sind sich die Experten weiter sicher, dass das Thema "Leistbarkeit" noch für längere Zeit im Mittelpunkt bleiben wird und die neue Nachfrage nach Eigentum empfindlich dämpfen wird. Dass jedoch bestehende Kreditnehmer:innen in Zeiten der Zinswende in größerem Ausmaß in Bedrängnis geraten, würde sich eher nicht abzeichnen.

"Österreich wächst weiter. Gleichzeitig wird die Neubauleistung deutlich zurückgehen. Das stützt den Markt", so Fabian Blasch, Immobilienanalyst bei Raiffeisen Research.

Angebotspreise mit kaum Korrekturen

Die begrenzte Konsolidierung der Preise würde sich aber auch anhand von Angebotspreisen zeigen. Vom Höhepunkt der Inseratspreise, welcher Ende des letzten Jahres erreicht wurde, korrigierten die Angebotspreise bis Anfang September nur um etwa zwei Prozent. Länger gehegte Verkaufsabsichten wurden in Zeiten starker, mitunter zweistelliger Preisanstiege oftmals aufgeschoben. Die potenziellen Verkäufer:innen realisierten jedoch, dass sich die lange Phase stark steigender Immobilienpreise dem Ende entgegenneigt. Mit den ersten Anzeichen sinkender Preise stieg die Zahl der inserierten Objekte deutlich an, allerdings ohne nennenswerten Rückgang der inserierten Preise.

Ebenfalls sei eine merkliche Veränderungen beim Thema Ansparen eines Eigenkapitalpolsters für Immobilienfinanzierungen zu verzeichnen. "Nach den vielen Jahren günstiger niedriger Zinsen, sehen wir mittlerweile eine ganz starke Bewusstseinsänderung in Hinblick auf das Ansparen von Eigenmittel. Durch die gestiegenen Zinsen lohnt es sich schlicht wieder anzusparen und sich damit einen Eigenkapitalpolster für eine spätere Wohnbaufinanzierung aufzubauen. Aber auch Sparen generell hat dadurch wieder an Bedeutung für die Menschen in Österreich gewonnen", führt Christian Vallant, Geschäftsführer Raiffeisen Bausparkasse, aus.

www.rbinternational.com

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