Opernstar Piotr Beczała im Gespräch über Emotionen, seine Lebenseinstellung und sein liebstes Hobby

| Gerhard Krispl 
| 06.08.2023

Piotr Beczała, führender Tenor der Gegenwart, begeistert nicht nur mit seiner Stimme. Der akribische Opernstar vermittelt pure Emotion und sprüht vor Freude und Leidenschaft. Sei es bei einer großen Opernpremiere oder bei einer Nachmittagsvorstellung im kleinen Rahmen.

Piotr Beczała hinterlässt stets einen unverfälschten Eindruck. Egal ob auf der Bühne, bei Ausübung seines liebsten Hobbys am Golfplatz oder beim persönlichen Gespräch über sein Leben, seinen Beruf und seinen Antrieb. Man spürt, dieser Mann lebt seinen Traum. Bei allem, was er macht, wirkt nichts gezwungen. Alles eine Frage der Einstellung.

"Ich mag meinen Beruf, ich mag Golfen. Ich will mich nicht zwingen müssen, etwas zu machen, was ich nicht mag. Gartenarbeit zum Beispiel! Ich habe als Kind im Garten meiner Eltern genug Unkraut gejätet, ich will mich als 50-Jähriger nicht mehr mit so einem Schmarrn beschäftigen", sagt der in Südpolen geborene Opernstar mit seinem typischen Lächeln auf den Lippen.

Als Opernsänger jongliere er mit Emotionen: "Wir sind dazu verdammt, live mit Emotionen umzugehen. Mit unseren und denen vom Publikum. Der Moment, vor 4.000 Leuten live eine Vorstellung abzuliefern – es herrscht Mäuschenstille – das zeichnet meinen Beruf aus." Das größte Kompliment ist für ihn, "wenn ich mit reinen Emotionen erreicht habe, dass die Leute die Geschichte und die Emotionen zwischen den Personen verstanden haben".

Das Publikum erwarte sich natürlich etwas Außerordentliches. Das treibe ihn an, immer besser zu werden: "Das ist eine Lebenseinstellung. Ich gehe lieber auf Nummer sicher, bin akribisch." Das heißt Training, Training und noch mal Training. "Das wird im Golfsport genauso unterschätzt wie beim Gesang. Ich bin ein eifriger Über. Sachen einstudieren. An Grenzen herantasten."

Immer für einen Spaß zu haben, auch am Golfplatz © Meinrad Hofer

Was ihm gegenüber seinen Kollegen auszeichnet ist seine unglaubliche Vielseitigkeit. "Ich singe auf Italienisch, Französisch, Deutsch, Slawisch – diese Kombination ist einzigartig, weil es kaum jemanden gibt, der das auf diesem Level schafft."

Der Spaß darf bei ihm aber auch auf keinen Fall zu kurz kommen: "Hat man keinen Spaß am Gesang, sollte man zuhause bleiben. Wieso sollte man in die Oper gehen, wenn man an Gesang keine Freude empfindet?"

Auch auf der Bühne macht er auch gerne seine Späße: "Die letzte Vorstellung ist eine Spaßvorstellung. Da habe ich auch mit Anna Netrebko viel Quatsch gemacht, mit Gurkenglas auf der Bühne in New York oder einem aufgedruckten Tattoo in Salzburg, lauter komische Sachen." Das Publikum in den großen Opernhäusern der Welt liegt ihm auch deswegen zu Füßen.

Leadersnet-ART Herausgeber Gerhard Krispl im Gespräch mit Opernstar Piotr Beczała und Redakteur Thomas Pisan © Meinrad Hofer

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