Małgorzata Szczęśniak zeichnet wieder verantwortlich für das Bühnenbild und die Kostüme. Nach der Marie in Wozzeck, der Titelrolle in Salome und der Chrysothemis in Elektra debütiert Asmik Grigorian in diesem Sommer in Salzburg als Lady Macbeth. Über diese Rolle sagt sie: "Die Partie ist sehr anspruchsvoll. Wie bei jeder Figur, die ich verkörpere, gebe ich aber mein Bestes und investiere viel Zeit in die Vorbereitung". Eine musikalisch grundlegend neue Erfahrung sei dies aber nicht, schon ihre Eltern hätten viel Verdi gesungen, mit italienischem Repertoire sei sie aufgewachsen.
Krzysztof Warlikowski hat Macbeth bereits 2010 in Brüssel inszeniert, für ihn ist es nicht nur eine neue Annäherung an das Werk, sondern nach seiner Pariser Hamlet-Inszenierung (Ambroise Thomas) im März schon seine zweite Auseinandersetzung mit einem Shakespeare- Stoff in diesem Jahr. "Beide Opern haben ihre Wurzeln in mythologischen Stoffen der Antike und basieren auf zwei wesentlichen Werken der Weltliteratur – musikalisch haben wir es aber mit zwei unterschiedlichen Universen zu tun", sagt er. Die Handlung spiele in einer Zeit mit wahnsinnig gewordenen Figuren. Bei der Frage, wie er diese anlegen solle, hätten ihn die menschlichen Dimensionen der Charaktere interessiert – letztendlich sei Macbeth eine Reise ins Inferno. Bei seiner Arbeit habe er sich von Assoziationen zu Bernardo Bertoluccis Film "Der große Irrtum" ("Il conformista") inspirieren lassen. Der Moment, in dem Macbeth die Hexen über seine Zukunft befragt, sei ein besonderer Augenblick: "Darin liegt eine bewusste menschliche Entscheidung mit dem Ziel, sich davon leiten zu lassen. Also das Gegenteil einer passiven Schicksalsergebenheit".
Ein zweiter wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit der Befragung des Orakels sei die Paarbeziehung zwischen ihm und Lady Macbeth. Neben der Frage nach seiner eigenen Zukunft gehe es darum, dass sie keine eigenen Kinder bekommen können. Ein Thema, das Paare als Basis ihrer Beziehung und im Hinblick auf die gemeinsame Zukunft beschäftigen könne. Auf ihn und Lady Macbeth als Paar konzentriere sich daher die Inszenierung.
Auf die Frage, ob Macbeth und Lady Macbeth als Paar einander auf Augenhöhe begegnen, antwortet Asmik Grigorian: "Grundsätzlich versuche ich auf der Bühne, den Menschen hinter der Rolle zu ergründen. Ich will mich in die Situationen, die sie durchlebt, hineinversetzen." Eine Paarbeziehung sei immer dynamisch, sie wolle daher auch die Verletzlichkeit und ihre Schwächen herausarbeiten. Nur das Dunkle und Böse in dieser Figur darzustellen, interessiere sie nicht, weshalb sie betont: "An eindimensionale Charaktere glaube ich nicht. Ich bin Krzysztof Warlikowski sehr dankbar, dass er die Geschichte so erzählt, dass alles, was geschieht, eine Ursache und ein Motiv hat".
Małgorzata Szczęśniak, verantwortlich für Bühne und Kostüme, sagt: "Wir wollten einen Raum schaffen, den man gleichzeitig als universell, metaphorisch und poetisch bezeichnen kann. Unser Konzept ist losgelöst von Bildern, mit denen man etwas Kriegerisch-Militärisches, assoziiert." Inspirieren lassen habe sie sich bei den Bildern dabei vom "Jeu de paume", dem "Spiel der Könige" aus der Zeit der Renaissance und Vorläufer des heutigen Tennis-Spiels.

Asmik Grigorian debütiert als Lady Macbeth, Regisseur Krzysztof Warlikowski, Małgorzata Szczęśniak (Bühne und Kostüme) © SF/ Jan Friese
Über die Kostüme sagt sie: "Sie sind angelehnt an den italienischen Stil der 1920er / 1930er- Jahre, an die Filmwelt von ‚Il conformista‘, in dem sich rein äußerlich ein normales Leben abspielt."
Angesprochen auf die Kinderstatisterie erklärt Warlikowski: "Nicht nur in Bezug auf die Handlung spielen Kinder eine wichtige Rolle. Sie verkörpern generell etwas Instinktives, ein Überraschungselement, das formellen Zwängen nicht gehorchen muss. Auch deswegen sind Kinder in unserem Konzept auf der Bühne". Und Asmik Grigorian ergänzt: "Die Präsenz der Kinder hilft auch mir persönlich bei der Interpretation dieser Rolle. Die radikalen Entscheidungen der Lady Macbeth gehen auch auf ihre eigenen Verletzungen als Kind zurück."
Zur Frage etwaiger Einflüsse der aktuellen politischen Weltlage auf die Inszenierung sagt Warlikowski: "Eine Aktualisierung hat das Stück nicht nötig. Für uns stand im Vordergrund: Was lässt Menschen den Drang verspüren, zu töten? Es geht nicht um ein oberflächliches Schwarz und Weiß, dafür hat das Werk zu viele Zwischentöne."
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