Nicht immer aus reiner Vergnügungssucht bewege ich mich virtuell recht häufig auf LinkedIn. Die Plattform ist für mich einerseits ein Echoraum, um mich auszudrücken, meine Gedanken darzulegen und Feedback zu erhalten; andererseits – und noch viel mehr – ein digitales Gemälde, um zu sehen, was Menschen außerhalb meiner eigenen Bubble denn so bewegt. In den letzten Monaten habe ich dort erstaunlich viel gelesen über Unternehmen, die dringend nach Mitarbeiter:innen suchen, aber auch von Menschen, die gerade wieder ihren Job gewechselt haben. Es bewegt sich etwas, so scheint es.
Vor einigen Jahren hat LinkedIn einmal kommuniziert, dass die Mitglieder der Plattform durchschnittlich alle vier Jahre ihren Job, ihr Unternehmen, ja sogar die Branche wechseln. Auch ich habe mich beruflich des Öfteren neu orientiert: ich war Türsteher, war in der Verpackungsindustrie, jetzt bin ich Geschäftsführer eines Messeveranstalters. Und ich habe in den letzten Monaten erleben dürfen und erleben müssen, wie sich Fluktuation, dieser beinahe verharmlosende Begriff für dauernde Unruhe im Unternehmen, anfühlt. Das Geschäft hat sich nur langsam wieder erholt, die Stimmung sich noch langsamer aufgehellt.
Ein wertvoller Schutzring
Dem haben wir ein Change-Projekt entgegengestellt, das den Zweck des Unternehmens, genau: die Veranstaltung von Events, mit einem Ring an Werten umhüllt. Es sind Werte, die wie eine Schutzhülle fungieren gegen die Hochs und Tiefs des Geschäfts, gegen Phasen durchaus undeutlicher ökonomischer Perspektiven. Jede:r Mitarbeitende konnte einen der insgesamt sechs Werte für sich wählen, Workshop reiht sich bei uns an Workshop. Es ist auch manchmal mühsam. Es ist motivierend. Es ist auch mal ernüchternd. Es ist erhellend.
Bilanzwirksam
Natürlich: unser Geschäft läuft jetzt wieder, gerade haben wir mit der „Alles für den Gast“ eine der erfolgreichsten Messen hinter uns, für das nächste Jahr haben wir einen vollen Veranstaltungskalender. Wir könnten jetzt unser Change-Projekt einfach einschlafen lassen, es als Fleißaufgabe im Ordner für Allfälliges abheften. Das tun wir aber nicht. Ganz im Gegenteil. Wir müssen – wir kennen ja die Statistik von LinkedIn – auch jetzt, wo die Flaute erst einmal vorbei ist, dafür sorgen, dass unser Unternehmen langfristig resilient gegen die Phänomene bleibt, die ich oben beschrieben habe. Und wir müssen dafür sorgen, dass unser Unternehmen jetzt die Voraussetzungen schafft, als Arbeitgeber für jene attraktiv zu sein, die sich vielleicht erst in ein paar Jahren mit einem Jobwechsel beschäftigen. Purpose und der Dialog darüber im Unternehmen sind langfristige Zukunftssicherung. Und zahlen langfristig auf die Bilanz ein. Und zwar nicht nur auf die nächste.
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