Die Initiative "Our Health" lud zu einer Podiumsdiskussion in Pichl bei Wels ein, bei der die "Farm2Fork" Strategie der Europäischen Kommission in all ihren Facetten durchleuchtet und verschieden Lösungsansätze diskutiert wurden. Teilnehmer waren OÖ Landesabgeordneter Georg Ecker, Michael Sulzner, Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen Sozialministerium, Manfred Kröswang, Geschäftsführer von Kröswang, Franz Grötschl, Vorstandsmitglied Verein Boden-Leben und der Biolandwirt Günther Achleitner.
Reduktion bis 2030
Die EU-Kommission hat im Mai 2020 die Strategie "Farm2Fork" der Öffentlichkeit präsentiert, wonach die europäischen Landwirt:innen bis 2030 die Nutzung von Antibiotika sowie Pflanzenschutzmitteln in der Tierhaltung um die Hälfte reduzieren sollen. Das gilt auch für chemische Düngemittel, welche um 20 Prozent weniger eingesetzt werden sollen.
Gerade die Lebensmittelproduktion und die Landwirtschaft nehmen in diesem neuen Konzept einen überaus breiten Raum ein. Dieser birgt dementsprechend aber auch einige Konflikte.
Initiative für Bewusstseinsbildung und Diskurs
"Our Health" entstand 2021 und verfolgt das Ziel, eine Plattform für faktenbasierte, konstruktive Debatten zwischen den verschiedenen Stakeholder:innen zu schaffen. In weiterer Folge sollen gemeinsame Lösungsansätze zu "Farm2Fork" erarbeitet werden.
"Probleme müssen von mehreren Seiten betrachtet werden, um deren Kern und in Folge Resultate zu erfassen. Uns ist es deshalb ein großes Anliegen, alle an einen Tisch zu holen. Wir werden nur dann gesünder leben können, wenn wir auf Boden und Tiere schauen", erklärt Bernhard Zauner, Arzt für Allgemeinmedizin und Homöopathie, der neben Lukas Hader, Geschäftsführer von Multikraft und Gründer von "Our Health" ist.
Inklusion aller Sektoren für den Umwelt- und Klimaschutz
Unter der Gesprächsleitung von Lukas Hader wurden die Herausforderungen und möglichen Ansätze für langfriste Lösungen diskutiert.
Michael Sulzner forderte in diesem Bezug, dass der Diskurs bezüglich nachhaltiger Lebensmittel nicht nur auf die biologische Dimension der Produkte abzielt, sondern, dass das gesamte System dahinter ökologischer betrachtet werden sollte. Produzent:innen sollen in Zukunft die Aussicht haben, die nachhaltigsten, gesündesten Lebensmittel zu einem fairen Preis produzieren zu können. Die Lösung findet sich seiner Meinung nach, in klaren Kriterien und einer eindeutigen Methodik, vor allem im Hinblick auf die Definition von Nachhaltigkeit. Laut Sulzner wird dieser allgemeine Rahmen in den nächsten Jahren von Seiten der EU spezifiziert.
Bio-Landwirt Günther Achleitner ist sich sicher, die Ernährungssicherheit wird durch die Biolandwirtschaft am besten abgesichert. Nur eine 100-prozentige Biolandwirtschaft kann in Zukunft einen großen und zugleich positiven Beitrag für den Klima- und Umweltschutz leisten. Er appelliert an eine vorausschauende Planung. Dazu müsste der Lebensmitteleinzelhandel mit ins Boot genommen und einbezogen werden. Alles vor dem Hintergrund der Nahrungsmittelverschwendung Herr zu werden.
Nachhaltigkeit immer wichtiger
Ein Umdenken habe bereits begonnen. Der Politik, dem Handel und den Landwirt:innen sei es bewusst, dass die Konsument:inenn immer mehr auf nachhaltige Lebensmittel setzen.
"Mit der Coronakrise stieg die Wertigkeit von nachhaltigen bzw. regionalen Lebensmitteln aus Österreich in den letzten beiden Jahren spürbar an. Durch die massiv steigenden Preise wurde dieser Trend gestoppt", erklärt Manfred Kröswang, der Geschäftsführer von Kröswang und ergänzt: "Mittelfristig gehe ich davon aus, dass sich der Markt wieder beruhigen wird. Spätestens dann ist damit zu rechnen, dass hochwertige, regionale Lebensmittel unter Berücksichtigung des Tierwohls stark nachgefragt werden."
Laut einer derzeitigen Studie, so Achleitner, wird gerade in der Gemeinschaftsverpflegung das Bedürfnis nach Bio-Lebensmitteln von der Mehrheit gefordert.
Bewusstsein sensibilisieren
Für eine erfolgreiche "Farm2Fork" Strategie, ist sich Franz Grötschl, Vorstandsmitglied des Vereins "Boden-Leben" sicher, ist neben der klaren Vorgabe bei der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln, auch ein Aufholbedarf im Bildungssystem der Landwirt:innen erforderlich. Laut Grötschl wird die regenerative Landwirtschaft derzeit zu wenig bis gar nicht in den Lehrplan der Landwirtschaftsschulen integriert.
"Prinzipiell macht der Landwirt nämlich das, was er in der Schule gelernt hat. Solange sich also in der Ausbildungsstrategie nichts ändert, ist es schwierig hier etwas zu verbessern. Dabei geht es mir nicht darum zu sagen, das eine ist besser als das andere. Es ist nur wichtig zu wissen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt", so Grötschl.
Zum Abschluss hält Georg Ecker fest: "Ich glaube, wir müssen den Ansatz haben, dass wir nicht entweder oder sagen, sondern ‚gemeinsam. Wir lernen miteinander. Wir sollten in Zukunft auch bei der konventionellen Landwirtschaft den Status quo aus dem Bio-Bereich integrieren."
www.multikraft.com
ec.europa.eu
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