"Situation mehr als dramatisch": Industriellenvereinigung präsentiert Plan gegen explodierende Energiekosten

| Christoph Aufreiter 
| 05.09.2022

Georg Knill, Präsident der IV, fordert zum Erhalt des Wirtschaftsstandorts einen Energiekostenzuschuss von 2,5 Milliarden Euro für energieintensive Betriebe.

"Die Situation ist mehr als dramatisch. Vielen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals. Binnen eines Jahres gab es an den Spotmärkten eine Versechsfachung der Strompreise sowie eine Verzehnfachung der Gaspreise. Es drohen Produktionsdrosselungen und Arbeitslosigkeit in Österreich, sofern nicht konsequent und schnell entgegengesteuert wird", schildert Georg Knill, der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) die aktuelle Lage.

Zwei zentrale Bedrohungen

Zwei zentrale Faktoren würden den Industriestandort bedrohen: Zum einen die Verfügbarkeit von Erdgas und zum anderen die exorbitant hohen Preise, die aktuell zahlreichen Unternehmen an die Substanz gehen würden. "Beispielsweise steht ein mittelgroßes Industrieunternehmen mit Energiekosten von rund eine Million Euro pro Jahr nun vor der Herausforderung im kommenden Jahr zwölf Millionen Euro für die benötigte Energie zu stemmen – das geht sich einfach irgendwann nicht mehr aus", warnt Knill.

"Daher braucht es rasche und unbürokratische Hilfeleistungen, die schnell Linderung schaffen und Liquidität im Unternehmen halten. Darüber hinaus muss es strukturelle Veränderungen als Antwort auf die europäische Preisproblematik geben – Stichwort 'Merit Order'. Vor diesem Hintergrund legt die Industriellenvereinigung einen "Notfallkoffer" mit fünf Werkzeugen vor, um den unterschiedlichen Herausforderungen gezielt mit den richtigen Antworten zu begegnen", so Knill.

Konkret fordert Knill folgende Punkte:

1. Ausweitung und Verlängerung bereits vorbereiteter Hilfsinstrumente
Der Energiekostenzuschuss solle auf 2,5 Milliarden Euro erhöht und eine Strompreiskompensation dauerhaft umgesetzt werden.
"Als Akuthilfe braucht es eine Überarbeitung der bestehenden Hilfsmittel – wie des Energiekostenzuschusses und der Strompreiskompensation. Ersterer sollte, äquivalent zu den gestiegenen Energiekosten ein Volumen von mindestens 2,5 Milliarden Euro umfassen und jedenfalls bis zum nächsten Jahr verlängert werden", fordert Knill.

2. Liquiditätsstärkung für Unternehmen
Ergänzend dazu brauche es die Möglichkeit Unternehmen in schwierigen Zeiten den Rücken zu stärken. Daher schlägt die IV staatliche Garantien – ähnlich wie während der COVID-19 Akutphase – vor, damit Unternehmen bei der Beschaffung und Absicherung der notwendigen Energie unterstützt werden. Als steuerliche Maßnahme brauche es zudem die dauerhafte Einführung eines 3-jährigen Verlustrückgangs für Unternehmen, um die Liquidität der Betriebe zu stärken.

3. "Awareness schaffen" – Verwaltung auf Kurzarbeit vorbereiten
"Sollte es aufgrund unbezahlbarer Energiekosten oder einer Energiemangellage zu Produktionsdrosselungen in den Betrieben kommen, droht eine Kurzarbeitswelle, ähnlich der Coronajahre 2020 und 2021", so Knill. Darauf muss sich die heimische Verwaltung nun frühzeitig vorbereiten, um in dieser Situation rasch vorgehen zu können.

4. Reform des europäischen Strommarkts
"Europäische Herausforderungen, brauchen europäische Antworten. Nationale Alleingänge im Bereich der Stromversorgung schwächen lediglich einzelne Staaten und dienen der Symptombekämpfung, während die Wurzel des Problems unberührt bleibt. Daher ist das Strommarktdesign dahingehend zu reformieren und die Merit-Order weiterzuentwickeln. Die Industrie unterstützt die Bundesregierung ausdrücklich darin auf europäischer Ebene diese Reform anzustoßen und voranzutreiben", so Knill.

5. Gemeinsamer europäischer Energieeinkauf
Die IV unterstütze Aktivitäten der EU-Kommission zu einem gemeinsamen strategischen Gaseinkauf. "Damit können große Gas-Volumina über lange Zeiträume kontrahiert werden, die es ermöglichen internationale Gasprojekte (z.B. Erschließung neuer Gasfelder, Bau von LNG Terminals) zu realisieren und damit bestehende Knappheiten an den Gasmärkten zu überwinden", meint Knill abschließend.

www.iv.at

Michael Hirschmann
Wien Energie hat 1,7 Milliarden Verlust gebaut. Wieso? Klar dass da die Strompreise raufgehen. Haben die Manager aus Verantwortungsbewusstsein ihre horrenden Gehälter reduziert? Was ist mit unseren Politikern? Gehen sie mit guten Beispiel voran? Kolportiert wurde diesbezüglich noch nichts. Bis 2000 war Österreich autark und hatte sogar Strom zum exportieren. Wäre das immer noch so, könnten unsere Preise auf einem vernünftigen Niveau bleiben. So wie es aussieht war die Liberalisierung des Strommarktes keine gute Idee. Haben da etwa ein paar Leute groß abkassiert?
Deutsch Michael
Herrn Knills Darstellungen sind richtig und die Rechnung für unser politisches Handeln bekommen wir nun präsentiert.
Wir werden eine längst vergessene Verarmung der Bevölkerung erleben.
Stoppt endlich diese politische Vorgehensweise im Interesse der Bevölkerung, Energiekosten müssen endlich wieder normale Dimensionen erreichen.
Handeln ist jetzt notwendig und nicht in Sitzungen reden was nächstes Monat möglich sein könnte.
Wir beschäftigen 700 Mitarbeiter und sind ab 2023 mit Energiekostensteigerung konfrontiert:
Gas plus 1770%
Strom plus 1300%
Liebe Entscheidungsträger und Verursacher dieser Kriese - wie soll das funktionieren ?
mfg
Michael Deutsch

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