"Mit der Langen Nacht der E-Mobilität startet die Fahrzeugwirtschaft ein völlig neues Konzept"

LEADERSNET hat mit Christian Pesau, Geschäftsführer Verband der Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung, über die erstmals stattfindende bundesweite Aktion, die heimische Förderpolitik für Elektroautos und über herausfordernde Zeiten für Hersteller und Händler:innen gesprochen.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Pesau, die Lange Nacht der Forschung, die Lange Nacht der Museen, etc. sind mittlerweile etablierte Formate. Heuer wird es erstmals eine "Lange Nacht der Elektromobilität" geben. Auf was dürfen sich die Besucher:innen dabei freuen?

Pesau: Die heimische Fahrzeugwirtschaft startet mit der Aktion ein neues, bundesweites Konzept. In der "Langen Nacht der Elektromobilität" werden alle teilnehmenden Autohändler:innen ihre Schauräume für interessierte Besucher:innen öffnen. Diese können sich in lockerer Atmosphäre über die neuesten Elektroautos und das Thema E-Mobilität insgesamt informieren. Der Zugang ist bewusst niederschwellig gestaltet und ohne jeglichen Zwang.

LEADERSNET: Wie viele Händler:innen bzw. Importeure machen mit?

Pesau: Insgesamt machen 23 Automarken und 1.200 Händler:innen mit – die Liste aller teilnehmenden Betriebe und Marken finden Sie auf der Homepage (Link unten). Für jede/n Besucher:in wird also ein passendes Fahrzeug mit dabei sein – vom kleinen Stadtflitzer bis hin zum Luxus-SUV.

LEADERSNET: Werden die Besucher:innen die Elektroautos auch testen können?

Pesau: Ja, Probefahrten werden - sofern im Betrieb ausreichend Fahrzeuge verfügbar sind - grundsätzlich möglich sein. Die Besucher:innen brauchen sich dafür vorab nicht eigens anmelden. Das wird direkt vor Ort bei den Händler:innen organisiert.

LEADERSNET: Neben den Fahrzeugen selbst spielt für die Käufer:innen von Elektroautos die Ladeinfrastruktur eine wichtige Rolle. Wird man sich im Rahmen der "Langen Nacht der Elektromobilität" auch zu Heimlademöglichkeiten wie Wallboxen, etc. informieren können?

Pesau: Auch das wird möglich sein. Die „Lange Nacht der E-Mobilität" ist eine Informationsveranstaltung zu allen elektrifizierten Autos – also auch Plug-in-Hybride. Und natürlich werden sich die Interessent:innen auch über die notwendige Ladeinfrastruktur informieren können.

LEADERSNET: Werden auch andere elektrisch betriebene Fortbewegungsmittel (Stichwort: E-Bikes, E-Mofas, E-Motorräder) eine Rolle spielen, oder liegt der Schwerpunkt auf den Autos?

Pesau: Da es sich um eine Veranstaltung der heimischen Automobilimporteure handelt, liegt der Schwerpunkt eindeutig auf elektrifizierten Pkw. Hier bekommen die Besucher:innen alle Informationen aus erster Hand direkt am Point of Sale.

LEADERSNET: Wie gestaltet sich der zeitliche Ablauf – also wann startet die "Lange Nacht der Elektromobilität" und wie lange wird sie dauern?

Pesau: Die "Lange Nacht der E-Mobilität" findet an zwei Tagen statt – am 5. und 6. Mai. Los geht es bundesweit ab 18:00 Uhr. Alle teilnehmenden Betriebe haben bis mindestens 21:00 Uhr geöffnet. Es wird aber auch Händler:innen geben, die ihre Schauräume länger offen lassen werden. In einigen Orten wird die Aktion Dorffestcharakter haben, inklusive entsprechendem Rahmenprogramm.

LEADERSNET: Wird man sich im Rahmen der "Langen Nacht der Elektromobilität" auch gleich ein Auto kaufen können?

Pesau: Wenn das gewünscht wird, auf jeden Fall. Neben der kompletten Beratung, bieten die Händler:innen natürlich auch ein Komplettpaket inklusive Abwicklung bis hin zum Kauf.

LEADERSNET: Abschließend noch ein paar allgemeine Fragen zu der Thematik. In den letzten Jahren sind Elektroautos vor allem bei Firmenkund:innen hoch im Kurs gestanden. Hier wurden die Förderungen in diesem Jahr gekürzt. Macht sich das bei den Bestellungen bereits bemerkbar?

Pesau: Im Vorjahr war die Nachfrage besonders groß. Neben der doppelt so hohen Kaufprämie, gab es für Firmen noch weitere Anreize wie beispielsweise die Investitionsprämie. Heuer gibt es etwas mehr Zurückhaltung, wobei die Nachfrage das Angebot nach wie vor deutlich übersteigt. Aufgrund der Lieferprobleme können die Hersteller gar nicht so viele Elektroautos bereitstellen, wie die heimischen Händler:innen verkaufen könnten.

LEADERSNET: Wie lange wird es die Förderungen für Privatkund:innen noch brauchen bzw. wann werden die Elektroautos auch bei den Kaufpreisen auf dem Niveau von Verbrennern liegen? Die Folgekosten sind ja bereits jetzt günstiger.

Pesau: Die Förderungen sind ein äußerst wichtiger Kaufanreiz, deshalb sollen sie auch noch länger bleiben. In Ländern wie Norwegen oder China, wo die Kaufprämie gestrichen wurde, ist die Nachfrage zurückgegangen bzw. eingebrochen. Mittlerweile wurden derartige Anreize von einigen Regierungen deshalb wieder eingeführt.

LEADERSNET: Wie zufrieden sind die Automobilimporteure mit der heimischen Politik in Bezug auf die Elektromobilität? Reichen die aktuellen Maßnahmen, oder würden Sie sich als Interessensvertretung mehr wünschen?

Pesau: Insgesamt stelle ich der Förderpolitik in Österreich ein sehr gutes Zeugnis aus. Maßnahmen wie NoVA-Entfall, Vorsteuerabzugsfähigkeit, keine motorbezogene Versicherungssteuer, etc. haben sich bestens bewährt. Nur dass die Elektroauto-Kaufprämie für Firmen in diesem Jahr halbiert wurde, ist zu kritisieren. Weitere Beschränkungen sollten jedenfalls nicht kommen.

LEADERSNET: Glauben Sie, dass sich die langen Lieferzeiten aufgrund der nach wie vor fragilen Lieferketten, den Produktionsausfällen bei Zulieferern sowie der Chipknappheit, negativ auf die Verkaufszahlen von Elektroautos auswirken werden? Mittlerweile müssen Neubesteller bei bestimmten Modellen ja bis zu 18 Monate auf ihr neues Fahrzeug warten.

Pesau: Die langen Lieferzeiten sind wirklich ein großes Problem. Hier jagt gerade eine Krise die nächste. Zuerst kam Corona mit Lockdowns und geschlossenen Schauräumen, dann machte den Herstellern die Chip-Knappheit einen Strich durch die Rechnung und jetzt kommt noch der Ukraine-Krieg hinzu. Von dort beziehen viele Autobauer den Großteil ihrer Kabelbäume. Mittlerweile haben zwei große Fabriken ihren Betrieb zwar wieder aufgenommen, doch der Produktionsstau ist enorm. Die Nachfrage wäre jedenfalls da, das Angebot aber leider nicht. Ob sich die Situation im zweiten Halbjahr verbessert, bleibt angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage abzuwarten. (ts)

www.langenachtderelektromobilität.at

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