Impfverweigerer kosten den Deutschen 180 Millionen Euro pro Woche

Behandlungsausgaben könnten von 10.200 Euro auf bis zu 77.700 Euro pro Patient steigern.

Bleibt es in Deutschland bei der geringen Corona-Impfquote von 66 Prozent, drohen dem Gesundheitssystem im Winter Ausgaben von bis zu 180 Millionen Euro pro Woche für die stationäre Behandlung von Ungeimpften. Dies geht aus Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW) und des Robert Koch-Instituts hervor.

Delta-Variante als Haupttreiber

Der Anteil Ungeimpfter in stationären Corona-Behandlungen liegt seit drei Monaten bei fast 85 Prozent und kostete das deutsche Gesundheitssystem für die Monate August und September rund 180 Mio. Euro. Sollte sich die prognostizierte 7-Tage-Inzidenz von 400 pro 100.000 Einwohnern bewahrheiten, könnten die Ausgaben im Winter auf bis zu 180 Millionen Euro pro Woche steigen.

Das liegt laut den Expert:innen daran, dass diesen Winter das Infektionsgeschehen von der viel ansteckenderen Delta-Variante getrieben und eben an der weiterhin geringen Impfquote. "Sollte sich die Impfquote in Deutschland nicht rasch noch weiter steigern lassen, muss mit einer starken Belastung deutscher Krankenhäuser durch COVID-19 gerechnet werden", so Lena Merkel, Co-Autorin und Expertin für globale Gesundheitsökonomie beim Institut für Weltwirtschaft Kiel.

Des Weiteren rechnen die Autor:innen mit einer Steigerung der Behandlungskosten, da die Intensivbetten zunehmend mit jüngeren Patienten belegt werden, deren höhere Überlebenschancen die Behandlungszeit verlängern. Die Behandlungsausgaben könnten so von durchschnittlich 10.200 Euro Ausgaben in der Spitzenkategorie auf bis zu 77.700 Euro pro Patient:in steigen.

"Belastung wäre vermeidbar gewesen"

"Viele Daten fehlen uns noch. Beispielsweise die der Patient:innen, deren Behandlung aufgrund der überfüllten Intensivstationen ausgefallen ist. Es ist anzunehmen, dass diese Belastung für das Gesundheitssystem vermeidbar gewesen wäre, wenn sich mehr Erwachsene für eine Impfung entschieden hätten", meint Merkel.

Die Forscher:innen betonen, dass bei Lockerungen und Präventionsmaßnahmen für Geimpfte die weiterhin hohe Zahl an Ungeimpften nicht außer Acht zu lassen ist. Auch das Auslaufenlassen der kostenlosen Corona-Schnelltests, die bisher signifikant zur Erfassung des Pandemieverlaufs beigetragen haben, ist laut Merkel ein großer Fehler.

"Wir müssen neue Anreize schaffen, um die Impfquote zu erhöhen. Dazu gehört eine Kommunikation auf viel persönlicherer Ebene, um beispielsweise etwaige Unsicherheiten zu klären. Fraglich ist, wie viel man mit Verboten erreicht und auch bei monetären Anreizen wie in den USA müsste man sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis anschauen. Auch ist unsicher, welche Signalwirkung das hat und ob man damit überhaupt den gewünschten Effekt erzielen könnte", meint Merkel. (pte)

www.ifw-kiel.de

www.rki.de

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